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Ramsan Kadyrow steht in Tschetschenien unangefochten im Vordergrund (Foto: ld/rufo)
Ramsan Kadyrow steht in Tschetschenien unangefochten im Vordergrund (Foto: ld/rufo)
Mittwoch, 16.04.2008

Machtprobe in Gudermes: Kadyrow vs. Jamadajew

Grosny. In Tschetschenien verschärft sich ein Konflikt zwischen Republik-Präsident Ramsam Kadyrow und dem aus Ex-Rebellen bestehenden Armee-Bataillon „Wostok“ von Sulim Samadajew. Ab und an wird scharf geschossen.

Am Dienstag war die Situation in der tschetschenischen Stadt Gudermes zum Zerreißen gespannt: Kadyrow-treue Milizeinheiten belagerten das Hauptquartier von „Wostok“, einem etwa 1.000 Mann starken Aufklärungsbataillon, dass formell der russischen Armeeführung untersteht. Die ausschließlich aus Tschetschenen bestehende Einheit wurde weitgehend aus ehemaligen Widerstandskämpfern gebildet, die im zweiten Tschetschenienkrieg die Seiten gewechselt hatten.

Zu ernsthaften Kämpfen kam es dann aber doch nicht, offenbar weil zahlreiche Wostok-Leute inzwischen zu Kadyrow übergelaufen seien. Außerdem konnten sich Behördernvertreter davon überzeugen, dass der gesuchte Jamadijew-Bruder Badrudi sich dort nicht aufhält.

"Helden Russlands" sind beiden Kontrahenten


Kommandiert wird „Wostok“ von Sulim Jamadijew, ein tschetschenischer Warlord, der sich inzwischen genauso wie sein Widersacher Ramsan Kadyrow mit dem Orden „Held Russlands“ schmücken kann.

Bei Russland-Aktuell
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• Fußball in Grosny: Russische Nationalhymne ausgepfiffen (17.03.2008)
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Doch die beiden tschetschenischen Heerführer stehen nur formell auf der gleichen Seite der Barrikade: Kadyrow sind die „ethnischen Sondertruppen“ von „Wostok“ und den analogen Bataillon „Sapad“ ein Dorn im Auge, da sie sich seinem Machtmonopol über alles Tschetschenische nicht unterordnen. Eine dritte derartige Truppe namens „Gorez“ wurde bereits 2006 von Grosny gleichgeschaltet.

Bisher beschränkte sich Kadyrows Seite auf eine Politik der Nadelstiche: „Wostok“ wurde in verschiedenen Ortschaften Tschetschenien von den Behörden die Dienstgebäude entzogen.

Tschetscheniens Straßen sind zu eng für zwei Mächtige


Am Sonntag kam es dann zu einem ernsthaften Zwischenfall: Ein Fahrzeug in einem von einem Einsatz in Dagestan zurückkehrenden Wostok-Konvoi wurde von einem Pkw gerammt, in dem Angehörige der starken Kadyrow-Leibwache saßen. Zwei Wostok-Soldaten wurden bei dem Unfall getötet.

Am nächsten Tag kam es dann erneut zu einer Konfrontation auf der Straße: Die von der Beerdigung in Noshai-Jurt zurückfahrende Wostok-Abordnung blockierte einen Fahrzeug-Konvoi, in dem angeblich Kadyrow selbst unterwegs war – anstatt wie in Tschetschenien üblich, sich in dieser Situation an den Straßenrand zu verdrücken. Dabei sollen auch Schüsse in die Luft abgefeuert worden sein.

Zwar sollen Jamadijew-Bruder Badrudi und Kadyrow den Zwischenfall noch auf der Straße per Handschlag aus der Welt geräumt haben, nachdem der Republik-Chef dem Militär sein Beileid ausgedrückt habe. Anderen Quellen zufolge war Kadyrow zu diesem Zeitpunkt allerdings in Moskau.

Kadyrow bezeichnet die Jamadijews als Verbrecher


Die tschetschenische Staatsanwaltschaft leitete dennoch ein Ermittlungsverfahren wegen „Gewaltausübung gegen staatliche Repräsentanten“ ein – und der Konflikt wurde prompt blutig: Zwei Wostok-Männer wurden erschossen aufgefunden.

Heute ging Kadyrow dann auch verbal in Angriffsstellung: „Die Kadyrow-Brüder sind an einer ganzen Reihe von Schwerverbrechern beteiligt, darunter Mord und Entführungen. Verbrecher sollen im Gefängnis sitzen. Das Gesetz ist für alle gleich“, sagte er im tschetschenischen Fernsehen.

Zumindest gegen Badrudi Jamadijew besteht inzwischen ein landesweit geltender Haftbefehl. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt.



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