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Eduard Kokoity tritt ab, doch wer beerbt den umstrittenen Präsidenten Südossetiens ? (Foto: Ballin/.rufo)
Eduard Kokoity tritt ab, doch wer beerbt den umstrittenen Präsidenten Südossetiens ? (Foto: Ballin/.rufo)
Montag, 14.11.2011

Kremlkandidat in Südossetien muss in die zweite Runde

Zchinwali/Moskau. Mit einer Überraschung endete der erste Wahlgang in Südossetien: Es führt die Protestkandidatin Alla Dschiojewa vor dem von Moskau lancierten Anatoli Bibilow. Nun wird um jede Stimme hart gekämpft.

Vorläufigen Zahlen nach kommt die ehemalige Bildungsministerin Dschiojewa auf 24,6 Prozent der Stimmen. Zivilschutzminister Bibilow liegt mit 23,8 Prozent knapp dahinter auf Rang zwei. Auf dem dritten Platz folgt mit einigem Abstand Wadim Zchowrebow, der Direktor einer Brotfabrik (9,3 Prozent).

Stichwahl in zwei Wochen


Damit gehen Dschiojewa und Bibilow in die Stichwahlen, die spätestens in 15 Tagen nach dem ersten Wahlgang abgehalten werden müssen. Die Auseinandersetzung der beiden Kandidaten verspricht einiges an Spannungen in der von Georgien abtrünnigen Republik freizusetzen. Die Kampagne wird in den nächsten Tagen wohl mit schärferen Bandagen ausgetragen.

Vor den Wahlen hatten die meisten Beobachter auf einen Sieg Bibilows in der ersten Runde gesetzt. Tradtionell sind die Südosseten prorussisch eingestellt: Bibilow erhielt offene Unterstützung aus Moskau.

Bei Russland-Aktuell
• Zwergstaat Südossetien wählt einen neuen Präsidenten (11.11.2011)
• Russland und Georgien machen Weg zum WTO-Beitritt frei (09.11.2011)
• Russland warnt vor georgischem Marsch auf Südossetien (23.08.2011)

Unterstützung aus Moskau und von Kokoity


„Wir wünschen Anatoli Bibilow den Sieg bei den Wahlen“ erklärte der Leiter des Duma-Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten Konstantin Kossatschow nur wenige Tage vor den Wahlen und präsentierte gleich noch ein Unterstützertelegramm von Premier Wladimir Putin. Die Unterstützung ist verständlich: Bibilows Partei „Einheit“ orientiert sich nicht nur vom Namen her an der Kremlpartei „Einiges Russland“.

Doch den Kremlkandidaten drückt eine schwere Last: Bibilow gilt auch als Kandidat von Präsident Eduard Kokoity und der hat in Südossetien nach den zahlreichen Korruptionsaffären der vergangenen Jahre allen Kredit verspielt – unter anderem sind Millionen von Aufbaugeldern aus Russland beinahe spurlos in Südossetien versickert, während die Region immer noch vom Krieg gezeichnet ist.

Zwar wird gemunkelt, insgeheim unterstütze Kokoity seinen Verwandten Georgi Kabissow, doch vor den Wahlen lobte Kokoity Bibilow stets in den höchsten Tönen: „Seine Unterstützung für Bibilow kann man als Rating-Killen bezeichnen“, erklärt der Führer der Oppositionspartei „Vaterland“ Wjatscheslaw Gobosow die Auswirkungen.

Ex-Ministerin als Protestkandidat


Ob Bibilow sein Image als Kokoity-Kandidat rechtzeitig vor den Stichwahlen los wird, ist ungewiss, schließlich ist er Minister in dessen Regierung. Dschiojewa hingegen hat sich in der Vergangenheit als klare Gegnerin des Präsidenten profiliert.

Sie wurde als Bildungsministerin nach Kritik an Kokoity abgesetzt, wegen angeblicher Bereicherung machten ihr die Behörden anschließend gar einen Prozess, in dem sie zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Nachdem zahlreiche Kandidaten während der Wahlkampagne aus dem Rennen genommen wurden, hofft die Opposition auf ihren Sieg.

Frau als „einziger Mann unter den Kandidaten“


„Sie ist der einzige Mann unter allen Kandidaten“, erklärte der Trainer der russischen Freistilringer-Nationalmannschaft Dsambolat Tedejew; im patriarchalisch geprägten Kaukasus ist das als Lob zu verstehen. Tedejews Kandidatur hatte die Wahlkommission aus fadenscheinigen Gründen abgelehnt, woraufhin im kleinen Zchinwali immerhin 1.000 Menschen auf die Straße gingen und sich Handgreiflichkeiten mit der Polizei lieferten.

Der Wahltag hingegen verlief ruhig. Sollte es allerdings bei der Stichwahl zu groben Unregelmäßigkeiten kommen, dürfte es in Südossetien zu heftigen Auseinandersetzungen kommen.



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