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Andrej Lugowoj und Dmitri Kowtun (rechts) leiden ebenfalls an einer Polonium-Vergiftung (Foto: newsuru.com)
Andrej Lugowoj und Dmitri Kowtun (rechts) leiden ebenfalls an einer Polonium-Vergiftung (Foto: newsuru.com)
Freitag, 08.12.2006

Kowtun zweites Polonium-210-Opfer nach Litwinenko

St. Petersburg. Der Geschäftsmann Dmitri Kowtun, der mit Alexander Litwinenko Kontakt hatte, leidet ebenfalls an einer Polonium-Vergiftung. Er liegt in einer Moskauer Klinik, sein Zustand verschlechert sich zusehens.

„Bei Kowtun wurde eine ausgeprägte Form von Strahlenkrankheit durch eine innere Kontaminierung mit Alpha-Strahlen diagnostiziert. Die Reaktion der kritischen Organe Leber, Nieren und Darm schreitet fort“, sagte gegenüber Interfax ein Informant aus Medizinerkreisen. Kowtun sei gegenwärtig bei Bewusstsein, hieß es.

Gestern soll er allerdings einem Interfax-Berichtzufolge nach einem Verhör durch russische und britische Ermittler kurzzeitig ins Koma gefallen sein. Kowtuns Anwalt dementierte diese Behauptung energisch und bezeichnete sie als Verleumdung.

Russische Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Vergiftungen selbst


Bei Russland-Aktuell
• Litwinenko-Mord: Russland eröffnet eigenes Verfahren (07.12.2006)
• Litwinenko-Mord: Wurde Lugowoj hereingelegt? (07.12.2006)
• Britischer Geheimdienst: FSB hat Litwinenko vergiftet (06.12.2006)
• Polonium ist überall. Mord als Form des Wahlkampfes? (02.12.2006)
• Noch ein Vergiftungsfall: Jegor Gaidar in Irland (29.11.2006)
Die Tatsache, dass Kowtun – wie der in London an einer rätselhaften Vergiftung durch Polonium-210 gestorbene Alexander Litwinenko und der in die Affäre verwickelte Andrej Lugowoj auch ein ehemaliger Geheimdienst-Mitarbeiter – das auch in kleinen Dosen tödliche Polionium-210 im Leib hat, wurde allerdings schon gestern durch die russische Staatsanwaltschaft bestätigt. Sie nahm dies unter anderem zum Anlass, ein eigenes Ermittlungsverfahren zum Fall Litwinenko einzuleiten.

Kowtuns Vergiftung könnte auch indirekt beweisen, dass Litwinenko bei einem seiner geschäftlichen Treffen am 1. November in London zielgerichtet vergiftet wurde – nämlich wenn eine von beiden dabei genossene Speise oder ein Getränk mit dem gefährlichen radioaktiven Stoff versetzt waren.

Polonium-Opfer Nr. 3: Auch Lugowoj ist erstnhaft krank


Wie heute bekannt wurde, sind auch Lugowojs innere Organe durch Polonium angegriffen. Sein Zustand sei aber besser als der Kowtuns, berichtete Interfax. Offenbar hat Lugowoj Spuren des Stoffes auch an seine Frau und seine Kinder übertragen. Lugowoj liegt in Moskau in der gleichen Klinik wie Kowtun. Lugowoj wurde anders als Kowtun bisher nicht vernommen. Dies soll nun am Samstag geschehen, heißt es.

Lugowoj hat in den letzten Tagen sein Unschuld mehrfach beteuert. Er und seine Freunde seien offenbar zum Legen einer falschen Spur missbraucht worden, beteuerte er.

Kowtun, der nach eigenen Angaben in Russland als Wirtschaftsberater für westliche Unternehmen arbietet, hat Litwinenko erst am 16. Oktober unter Vermittlung Lugowojs kennengelernt. Am 1. November trafen die Drei sich erneut in der Bar des Hotels Millenium in London. Dort und in einem Hotelzimmer des Hauses wurden inzwischen starke Polonium-Spuren festgestellt.

Polonium im Tee – und alle haben es inhaliert?


Nicht gesundheitsgefährliche Polonium-Spuren wurden aber auch bei Bediensteten der Bar festgestellt. Britischen Presseberichten zufolge könnte dies bedeuten, dass das Polonium einem Getränk zugesetzt war, dass Litwinenko zu sich nahm – und dessen Dämpfe auch durch seine neben ihm sitzenden Gesprächspartner und das Personal aufgenommen wurden.

Nicht in dieses Bild passen allerdings Informationen, wonach ein Londoner Büro, dass Litwinenko, Kowtun und Lugowoj nur bei ihrem vorherigen Treffen am 17. Oktober besuchten, ebenfalls Polonium-Spuren aufweist.

Stepaschin: Giftmord ist Komplott gegen Putin


Der Gift-Mord an Litwinenko habe ganz offensichtlich das Ziel gehabt, die gegenwärtige russische Staatsmacht zu schädigen, sagte heute der Vorsitzende des rusischen Rechnungshofes, Sergej Stepaschin. „Als ehemaliger FSB-Direktor kann ich das mit 100-prozentiger Sicherheit sagen“, so Stepaschin. (ld/rufo)


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