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Der Fall Litwinenko beschäftigt nun auch die russische Generalstaatsanwaltschaft (Foto: newsru.com) |
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Donnerstag, 07.12.2006
Litwinenko-Mord: Russland eröffnet eigenes VerfahrenMoskau. Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat wegen des Todes von Alexander Litwinenko nun ein eigenes Strafverfahren eingeleitet. Inzwischen tauchten neue Anschuldigungen gegen russische Ex-Agenten auf.
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Die Generalstaatsanwaltschaft leitete ein Verfahren wegen Mordes und Mordversuchs unter Zuhilfenahme allgemeingefährlicher Mittel ein. Es wird nicht nur der Giftmord gegen Litwinenko untersucht, sondern auch die Vergiftung seines Kontaktmanns Dmitri Kowtun, der ebenfalls Spuren von Polonium in seinem Körper aufweisen soll. Beide hatten sich bereits Ende Oktober in London getroffen, mit dabei war auch Andrej Lugowoi.
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Im Rahmen der Amtshilfe gegenüber den britischen Ermittlern hat die Generalstaatsanwaltschaft Russlands eine Reihe von Umständen des Todes des ehemaligen FSB-Mitarbeiters Alexander Litwinenko untersucht. Bei den Untersuchungen wurde festgestellt, dass Herr Litwinenko durch eine Vergiftung mit einem radioaktiven Nuklid ums Leben kam. Und bei Herrn Kowtun, der sich im Oktober 2006 mit Litwinenko in London traf, wurde eine Erkrankung festgestellt, die ebenfalls mit der Vergiftung durch ein radioaktives Nuklid zusammenhängt, heißt es in dem Dokument, dass auf der Webseite der Generalstaatsanwaltschaft veröffentlicht wurde
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Vernehmung Lugowois erneut gescheitert
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Eine Vernehmung des Zeugen - einigen Zeitungsberichten zufolge auch Verdächtigen Andrej Lugowoi scheiterte am Donnerstag. Das Verhör sei aus technischen Gründen auf einen späteren Zeitpunkt verlegt worden, erklärte der Anwalt Lugowois, Andrej Romaschow, wobei er betonte, dass die Sicherheitsorgane das vereinbarte Treffen abgesagt hätten. Lugowoi sei nach wie vor bereit auszusagen.
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Gründe für die Verschiebung der Befragung Lugowois wurden von den Behörden bislang nicht genannt. Die nach Moskau entsandten Fahnder von Scotland Yard hatten sich allerdings wegen der strengen Beschränkungen bei ihren Ermittlungen durch russische Dienste schon einmal mit dem britischen Innenministerium konsultiert. Bei der bisher einzigen Zeugenbefragung des Litwinenko-Vertrauten Dmitri Kowtun durften die Briten lediglich zuhören, während russische Beamte die Fragen stellten.
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An einen anderen Informanten, den wegen Geheimnisverrat in einem russischen Gefängnis sitzenden Ex-Spion Michail Trepaschkin, kommt Scotland Yard sowieso nicht heran. Russland werde keinem Verräter von Staatsgeheimnissen erlauben, sich mit ausländischen Behördenvertretern zu treffen, sagte ein Sprecher der Strafvollzugsbehörde. Trepaschkin soll Litwinenko angeblich bereits vor einigen Jahren vor einer Todesschwadron gewarnt haben, die ihn ausschalten solle.
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Somit gehen die Ermittlungen der britischen Polizei in Russland nur schleppend voran. Nach wie vor gibt es deutlich mehr Spekulationen als tatsächliche Hinweise auf die Täter.
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Zeugen beschuldigen nicht Kreml, aber ehemalige Geheimdienstler
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Dass die Auftraggeber für den Mord direkt im Kreml sitzen, behauptet allerdings nun keiner der Zeugen mehr. Der Italiener Mario Scaramella, der Litwinenko in der Sushi-Bar getroffen hatte, in der dieser vergiftet worden sein soll, sprach von Geheimorganisationen aus Russland, die sich wohl größtenteils aus ehemaligen Agenten zusammensetzten, die nicht der Kontrolle der Behörden unterstehen.
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In eine ähnliche Richtung gehen die Beschuldigen Jewgeni Limarjows. Limarjow ist wie Litwinenko ein übergelaufener Agent. Von ihm sollen die Dokumente stammen, die Scaramella Litwinenko bei dem Treffen in London präsentierte.
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Limarjow verdächtigte den Fonds Ehre und Würde, der Veteranen des russischen Auslandsgeheimdienstes (SWR) und ihren Familien hilft, den Mord Litwinenkos organisiert zu haben. Gleichzeitig sprach er im Interview mit der britischen Tageszeitung The Daily Telegraph von einer Todesliste, auf der neben Litwinenko und Scaramella auch sein Name auftauche.
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Es gibt keinen Zweifel, dass die Spuren nach Russland führen. Davon bin ich 100prozentig überzeugt, aber ich kann nicht mit Gewissheit sagen, wer genau es getan hat. Putin hat dazu keine direkte Verbindung, aber er hat diese politische Atmosphäre geschaffen, und weiß und versteht sehr genau, was in den Geheimdiensten abläuft, führt der in Frankreich lebende Ex-Agent seine Beschuldigungen weiter aus. Die Ermordung von Anna Politkowskaja gehe möglicherweise ebenfalls auf das Konto der Ex-Geheimdienstler, behauptet Limarjow außerdem.
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Verdächtigungen sind Blödsinn
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Der Chef des Fonds Ehre und Würde, Walentin Welitschko, widersprach diesen Anschuldigungen entschieden. Die Publikationen der Medien dazu (zur Beteiligung des Fonds an der Ermordung Litwinenkos) betrachten wir als reine Spekulation. Es sei geradezu Blödsinn, den Fonds damit in Verbindung zu bringen, sagte Weltischko und kündigte rechtliche Schritte gegen diese Anschuldigungen an.
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Im vorliegenden Fall sind die Ehre und der gute Name des Fonds angegriffen worden. Wir beraten uns mit Juristen, darunter auch Spezialisten des internationalen Rechts, und sind gewillt, vor Gericht unsere Ehre und Würde zu verteidigen, sagte er. Zur Aufklärung sei der Fonds gerne bereit, mit den Ermittlern zusammen zu arbeiten
Bislang haben jedoch weder Scotland Yard noch die russischen Behörden das Verlangen geäußert mit Mitarbeitern des SWR-Fonds zu sprechen.
(ab/.rufo)
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