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Nach der Massenschlägerei wurden sechs Tschetschenen und zwei Einheimische ins Krankenhaus eingeliefert. (Foto: chechenombudsman.ru) |
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Mittwoch, 28.07.2010
Frau angemacht - Massenschlägerei mit 600 BeteiligtenKrasnodar. Die Massenschlägerei in einem Ferienlager bei Sotschi - mit an die 600 Beteiligten - wächst sich zu einem ebenso handfesten politischen Skandal aus. Es begann damit, dass drei Tschetschenen eine Frau anmachten.
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Austragungsort: das Jugendlager "Don" in der Nähe von Tuapse bei Sotschi am Schwarzen Meer, in dem einige hundert russische und tschetschenische Jugendliche Ferien machten - bis am Montagabend Uhr drei tschetschenische Jugendliche eine junge Frau aus Rostow am Don anmachten.
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Junge Russin von Tschetschenen angemacht ...
Die junge Frau soll den drei Tschetschenen eine sehr deutliche bis grobe Abfuhr erteilt haben - woraufhin die drei Abgewiesenen aber doch nicht von ihr abliessen. Der stellvertretende Leiter des Ferienlagers, Boris Usoltsew wollte der schreienden jungen Frau zu Hilfe kommen und die drei jungen Männer zurechtweisen.
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Später sagen Tschetschenen aus, der Vizelagerleiter Boris Usoltsew sei betrunken gewesen und gegenüber den Jugendlichen handgreiflich geworden. Jedenfalls griffen, wie Lagerleiter Michail Usoltsew in Interviews berichtet, etwa 50 erwachsene Tschetschenen in den Streit ein.
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... Nasenbein des Vize-Lagerleiters zerschmettert ...
Ein tschetschenischer Karate-Kämpfer habe schließlich dem schon am Boden liegenden Boris Usoltsew, dem Sohn des Lagerleiters, mit voller Wucht ins Gesicht getreten, so dass dessen Nasenbein brach. Im Krankenhaus wurde später ein doppelter Beinbruch und ein zerplittertes Nasenbein diagnostiziert.
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Dennoch sei anschliessend ein Friedensabkommen zwischen den Begleitern der tschetschenischen Jugendlichen und der Lagerleitung ausgehandelt und unterschrieben worden - bevor Usoltsew seinen verletzten Sohn ins Krankenhaus brachte.
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Racheaktion der Einheimischen gegen die Tschetschenen
Wenig später eskalierte die Auseinandersetzung. Gegen 23 Uhr seien etwa 200 bis 300 Männer aus den umliegenden Ortschaften (darunter Russen und Armenier) in das Ferienlager eingedrungen und hätten begonnen, die Tschetschenen zusammenzuschlagen, von denen sich ebenfalls einige hundert im Lager befanden. Polizeiquellen sprechen von etwa 100 Einheimischen, die die Tschetschenen "bestrafen" wollten.
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Die Schlägerei wurde auf beiden Seiten unter Einsatz aller verfügbaren Mittel geführt - von herausgerissenen Türrahmen bis zu Glasscherben. Schließlich sei einer der tschetschenischen Jugendlichen auf das Dach der Lagerverwaltung geklettert, habe die russische Fahne zerfetzt und dabei geschrieen "Russland wird uns gehören!"
"Russland wird den Tschetschenen gehören!"
Erst gegen 2 Uhr trafen stärkere Milizeinheiten auf dem Lagergelände, andere Polizeikräfte sperrten die zum Lager führenden Strassen ab, weil angeblich weitere 100 bis 200 ortsansässige Tschetschenen ihren Landsleuten zu Hilfe eilen wollten.
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Die tschetschenischen Kinder und Jugendlichen aus dem Lager wurden noch in der Nacht mit Bussen ins benachbarte Verwaltungsgebiet Stawropol abgefahren.
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Hat die Miliz dem Pogrom tatenlos zugesehen?
Die politische Schlacht um die Massenschlägerei begann schon am darauffolgenden Morgen. Der tschetschnische Ombudsman Nurdi Nuchaschijew behauptet, die Miliz habe erst verzögert eingegriffen, und so die Tschetschenen nicht vor dem Pogrom beschützt.
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Die Behörden des Gebietes Krasnodar bestreiten das und fragen stattdessen, ob es in Tschetschenien überhaupt jemanden gäbe, der die tschetschenischen Jugendlichen, die "in grossen Gruppen" in andere Teile Russland in den Urlaub gefahren werden, vor den Ferien darauf hinweise, wie sie sich dort zu verhalten hätten.
Alexander Tkaschow, Gouverneur des südrussischen Gebietes Krasnodar/Kuban, zu dem auch Tuapse und Sotschi gehören, bestreitet ebenfalls, dass der Konflikt irgendeinen ethnischen Hintergrund haben könnte. Schließlich lebten seit Jahren 120 Nationalitäten in dem kaukasischen Gebiet friedlich zusammen.
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Tschetschenen übernehmen die Kontrolle
Tatsächlich wird das friedliche Zusammenleben in vielen russischen Regionen in letzter Zeit dadurch sehr strapaziert, dass zugereiste Tschetschenen sich sehr oft agressiv und überheblich als Herren aufspielen - mit klammheimlicher und manchmal auch offener Unterstützung von Grosny aus, wo der als "Moskauer Statthalter" angetretene Ramsan Kadyrow mittlerweile zum Unmut Moskaus immer selbstherrlicher die Geschäfte führt.
Damit wiederholt sich im Prinzip die Situation, die Anfang der 90iger Jahre zum ersten Tschetschenienkrieg geführt hatte.
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Erst vor zwei Wochen hatte ein tschetschenischer Jugendlicher in Moskau einen jungen russischen Fernsehregie-assistenten erstochen - und war dann aber dank der Intervention tschetschenischer Geschäftsleute aus der Untersuchungshaft entlassen worden.
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