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Im Luxuskaufhaus ZUM kann man glauben, dass Moskau der teuerste Flecken auf dieser Erde ist. (Foto: cj/rufo)
Im Luxuskaufhaus ZUM kann man glauben, dass Moskau der teuerste Flecken auf dieser Erde ist. (Foto: cj/rufo)
Freitag, 30.06.2006

Wie teuer ist Moskau wirklich? Und für wen?

Moskau. Russlands Metropole ist die teuerste Stadt der Welt. Die Unternehmensberatung Mercer Human Resource Consulting bewertete Preise für Mieten, Lebensmittel und andere Güter. Doch die meisten Moskauer leben günstiger.

Moskau ist die teuerste Stadt der Welt – behauptet Mercer Human Resource Consulting (MHR). In 144 Großstädten weltweit ermittelte die amerikanische Unternehmensberatung die Preise für Mieten, Kleidung, Lebensmittel, Verkehrsmittel und Freizeiteinrichtungen. Anschließend bewertete sie diese Preise mit Punkten. Als Vergleichsbasis dient New York, dessen Kostenniveau von vornherein mit 100 Punkten bewertet wurde.

Moskauer Weißbrot – konkurrenzlos billig


Im endgültigen Ranking erreicht der Kosten-Spitzenreiter Moskau 123,9 Punkte vor Teuer-Metropolen wie Tokio, Hongkong oder London. Auch die „zweite russische Hauptstadt“ St. Petersburg belegt mit 99,7 Punkten einen beachtlichen zwölften Platz unter den 144 teuersten Großstädten. Die „billigste“ Stadt ist die paraguayische Hauptstadt Asuncjon.

Das Ergebnis kann auf den ersten Blick verwundern. Denn man kann durchaus kostengünstig leben in der teuersten Stadt des Erdballs: Ein Weißbrot gibt es für 10 Rubel (rund 0,30 Euro), eine U-Bahn-Fahrt für 17 Rubel (rund 0,50 Euro) und eine Kinokarte ab 80 Rubel (rund 2,30 Euro) – zugegeben nicht zur günstigsten Zeit, nämlich für die Morgenvorstellung. Sind das also die Preise, die man in der teuersten Stadt der Welt erwartet? Wohl eher nicht.

Nur Luxusgüter kosten viel


Wie also kommt MHR dann zu dem Ergebnis? Der zweite, genauere Blick verrät es. Die amerikanischen Unternehmensberater fragten nach den Preisen für hochwertige Güter und Dienstleistungen, also etwa nach dem Preis für ein Brunch in einem Moskauer Fünfsterne-Hotel, nach dem Preis für eine gemietete Limousine oder für einen Logenplatz in einem der bekanntesten Operntheater.

Bei Russland-Aktuell
• Lebenskosten-Rating: Moskau teuerste Stadt weltweit (26.06.2006)
• Teures Pflaster Moskau: Quadratmeter 3.000 Dollar (27.04.2006)
• Erhebung bestätigt: Moskauer sind unfreundlich (21.06.2006)
• Soziales Gefälle zwischen Moskau und Provinz bleibt (12.05.2006)
• Russland : Viel Reichtum und viele arme Leute (14.03.2006)
Sinn und Zweck der Erhebung im Luxussegment: Die Ergebnisse sollen internationalen Unternehmen, die eine Niederlassung in Moskau oder einer anderen Weltmetropole unterhalten, einen Anhaltspunkt für die Entlohnung des Führungspersonals geben.

Tatsächlich sind die genannten Luxusgüter und -dienstleistungen in Moskau so teuer wie in einer westeuropäischen Metropole. Das gewöhnliche Frühstücksbuffet in einem Moskauer Fünfsterne-Hotel kann für eine Person um die 100 Euro kosten. Ein S-Klasse-Mercedes mit Chauffeur und vollem Tank kostet um die 600 Euro am Tag. Und das teuerste Ticket für die Carmen-Premiere im Bolschoi-Theater kostet 65 Euro.

Nach oben gedrückt wird das Moskauer Preisniveau vor allem durch die horrenden Wohnungsmieten auf dem kommerziellen Markt. Laut der der Nachrichtenagentur Ria Nowosti kostet eine Zweizimmerwohnung im Zentrum der russischen Hauptstadt zwischen 800 und 2.500 Euro.

Verdienen Expats mehr?


Für Manager internationaler Unternehmen, die in Moskau arbeiten, sind diese Preise aber bezahlbar. Denn sie verdienen im Ausland in der Regel mehr als in ihrer Heimat. Inklusive sonstiger Vergünstigungen kann das Monatsgehalt eines Managers der mittleren Führungsebene in Moskau um die 5.000 Euro betragen – je nach Unternehmensgröße versteht sich.

Moskau – die teuerste Stadt der Welt? Für Manager, die Zielgruppe der Studie, offenbar nicht.

Die Moskauer Durchschnittsfamilie dagegen mit einem Monatseinkommen zwischen 400 und 800 Euro kennt den Ausflug mit dem S-Klasse-Mercedes wahrscheinlich nur aus der TV-Seifenoper und gegessen wird sowieso ausschließlich daheim.

„Ich arbeite in der teuersten Stadt der Welt“, werden mit stolz geschwellter Brust letztlich nur diejenigen sagen, die sich in Moskau auch alles leisten können. Die Übrigen, für die die Studie eigentlich nicht erstellt wurde, auf deren Lebensverhältnisse ihre Aussage aber eher zutrifft, werden einmal mehr ratlos mit den Achseln zucken.

(cj/.rufo)


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