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Donnerstag, 09.02.2006
Problemkinder in Russland: Hilfe zur SelbsthilfeMoskau. Jeder fünfte Jugendliche, der ein Waisen- oder Jugendheim in Russland verlässt, wird straffällig. Einigen der 1,5 Millionen Problemkindern helfen Bildungsministerium und EU mit einem Projekt, das neue Wege öffnet.
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Was in den drei Pilotregionen geschieht, können die Projektpartner dort weitgehend selbst bestimmen, sagt Peter Ebertz, Leiter des Projektes "Problemkinder und Jugendliche". Der Projektrahmen stammt aus Moskau und Brüssel. Wie er ausgefüllt wird, legten die Lehrer und Kinder selbst fest und wünschten sich unter anderem einen Kleinlaster, einen Trecker, einen Schönheitssalon und ein Fernsehstudio.
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Wenn die Kinder aus der Heimschule von Darino im gottverlassenen Südwesten des Gebietes Pskow erzählen, schwingt Begeisterung für ihren Neuanfang fast in jedem Wort mit. 30 Kinder sind hier in einer ehemaligen Dorfschule auf Wunsch ihrer Eltern untergebracht, weil ihre Eltern sie nicht mehr von der schiefen Bahn in Richtung Drogen, Prostitution und Kleinkriminalität abhalten konnten. Als sie in Darino ankamen, schnüffelte die Hälfte der Kinder Klebstoff. Jedes fünfte war von anderen Drogen abhängig. Alle rauchten natürlich.
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Problemkinder und Jugendliche |
Die EU stellt im Rahmen des Partnerschaftsprogrammes EU-Russland insgesamt 1,8 Millionen Euro für das Projekt Problemkinder und Jugendliche zur Verfügung. Das Projekt läuft seit April 2004 und endet im Oktober 2006. Es wird in den Gebieten Pskow, Leningrad und Adygeja in enger Zusammenarbeit mit dem Moskauer Bildungsministerium und den regionalen Bildungsbehörden realisiert.
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Pskow: Kleinbus, Trecker und Treibhaus für die Drogenkinder
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Für die Jugendlichen in Darino beschaffte das russisch-europäische Projekt Problemkinder und Jugendliche einen Kleinbus und einen Trecker. In einer Autowerkstatt, einem Treibhaus und auf dem Feld des Schulheims erarbeiten sich die Kinder nicht nur berufliches Grundwissen, sondern auch neue Lebensperspektiven.
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Niemand ist bisher aus Darino geflüchtet, obwohl das Schulheim nicht von der Aussenwelt abgeriegelt ist. Ein Drittel der Kinder habe das Rauchen schon aufgegeben, sagt die Leiterin der Bildungsbehörde des Gebietes Pskow, Lubow Iljina mit einigem Stolz.
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Projektziel: neue Integrationsmethoden in drei Pilotregionen
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Mehr dazu im Internet |
Offizielle Internetseite des Projektes
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Ziel des Projektes Problemkinder und Jugendliche ist es, in drei Pilotregionen mit jeweils vier Bildungseinrichtungen bzw. Kinderheimen neue Ansätze und Methoden der sozialen Adaption und Integration neu zu erarbeiten, die dann in ganz Russland Anwendung finden können, sagt Sergej Apatenko, Direktor des Departments für Jugendpolitik, Erziehung und soziale Hilfe für Kinder im Bildungsministerium der Russischen Föderation.
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Vor diesem Problem jetzt die Augen zu schließen führt in der Zukunft zu einer schweren Belastung für den russischen Staatshaushalt, warnt Apatenko. Gegenwärtig gebe es in Russland 760.000 Waisenkinder und 600.000 verwahrloste Kinder. Schon heute müssten in Russland 1.000 Steuerzahler für 500 Nichtzahler aufkommen.
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Rekonstruktion des Bildungs- und Erziehungswesens in Russland
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Eigentlich habe die EU zur Lösung des Problems wenig ganz Neues zu bieten, sagt Valentin Soldatow, Leiter der Bildungsbehörde im Gebiet Leningrad. Allerdings sei das Bildungs- und Erziehungssystem in Russland in den 90iger Jahren so weit zusammengebrochen, dass es jetzt nur mit Mühe wieder aufzubauen sei. Dafür allerdings sei das Projekt und der Erfahrungsaustausch mit Westeuropa wichtig.
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Oranjenbaum: Schönheitssalon zur Aufrüstung des Selbstwertgefühls
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Im Rehabilitationszentrum für Kinder in der Stadt Oranjenbaum im Gebiet Leningrad hinterlässt das Projekt außer wertwollen Erfahrungen auch einen Schönheitssalon, in dem Jugendliche und Mädchen nicht nur Handwerkliches lernen, sondern auch das eigene Selbstwertgefühl für das Leben danach wieder aufrichten können.
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Maikop / Adygeja: Videobriefe nach Hause aus dem geschlossenen Heim
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In der Geschlossenen Schule der Stadt Maikop in der Republik Adygeja, in die von den Gerichten noch nicht straffähige Kinder eingewiesen werden, die sich zum Teil sogar schwerer Verbrechen schuldig gemacht haben, ist ein Fernseh- und Videostudio das Zentralstück des Projektes. Mit selbst produzierten Videobriefen können die Kinder auch Kontakt mit ihren Eltern halten und die eigene Isolation überwinden, berichtet Anna Krjukowa, Stellvertretende Bildungsministerin der Republik.
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Realisierung nur mit Hilfe der Zivilgesellschaft
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Allerdings, so Krjukowa, am liebsten würde man in Adygeja die Kinder-, Jugend- und Waisenheime ganz abschaffen. Es gebe bereits ein Dutzend von Patenfamilien, die freiwillig und ehrenamtlich Problemkinder in ihr Leben aufnehmen und bei der weiteren Integration helfen. Ohne die Zivilgesellschaft können wir das Projekt nicht realisieren und das Problem nicht lösen, meint Sergej Apatenko, Projektpartner aus dem Moskauer Bildungsministerium. (mt/.rufo)
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