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Unterwegs auf unbekanntem Kurs: Der verschwundene russische Frachter "Arctic Sea". (Foto: Sovfracht) |
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Donnerstag, 13.08.2009
Piraten vor Europas Küsten? Russischer Frachter wegMoskau. Vor der portugiesischen Küste ist ein russischer Holz-Frachter spurlos verschwunden. Schon auf der Fahrt durch die Ostsee war die Arctic Sea angeblich überfallen worden. Seemannsgarn oder Piraten-Mafia?
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Das Verschwinden der 98 Meter langen Arctic Sea unterwegs mit einer Holzladung von Finnland nach Algerien wird immer rätselhafter, je länger jeder Hinweis auf den Verbleib des Schiffes und seiner 15 Mann Besatzung fehlt.
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Inzwischen sucht die russische Marine auf Weisung von Präsident Dmitri Medwedew im Atlantik nach dem Frachter auch mittels Überwachungssatelliten. Mehrere westeuropäische Staaten, an denen das Schiff vorbeifuhr, wollen hingegen nicht Ungewöhnliches bemerkt haben.
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Kein SOS - und doch ist die "Arctic Sea" abgetaucht
Im algerischen Zielhafen kam das Schiff nicht wie geplant am 4. August an. Auch wurde der unter maltesischer Flagge fahrende Frachter einer Reederei aus Archangelsk nicht bei der Durchfahrt der Straße von Gibraltar registriert. SOS-Signale gab es zuvor keine ebenso wie heftige Stürme auf der Route.
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Zuletzt war das Schiff am 2. August von einem Flugzeug der portugiesischen Küstenwache auf der Höhe der Stadt Porto in internationalen Gewässern gesichtet worden. Es erregte dabei keinerlei Verdacht.
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Rätselhafter Überfall vor der schwedischen Küste
Möglicherweise war es zu diesem Zeitpunkt aber schon in der Hand von Seeräubern oder wem auch immer: Denn Ende Juli soll die Arctic Sea bereits vor der schwedischen Küste Opfer einer Art Piratenüberfalls geworden sein, auch wenn es so etwas seit Jahrhunderten in der Ostsee nicht mehr gegeben hat.
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Etwa zehn bewaffnete Maskierte, die Westen mit der Aufschrift Police trugen, hätten das Schiff nachts gekapert und die Besatzung für mehrere Stunden in ihrer Gewalt gehalten. Angeblich hätten sie nach Drogen an Bord gesucht und sich dann davon gemacht, berichtete die Crew hinterher dem russischen Schiffseigner.
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Die schwedischen Behörden dementierten, irgendetwas mit dem Vorfall zu tun zu haben. Nach dem Überfall setzte der Frachter jedenfalls seine Fahrt fort und durchquerte reibungslos die Nordsee und am 28. Juli auch den Ärmelkanal.
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Terrorgefahr? Können Piraten ungestört durch den Ärmelkanal schippern?
Keiner der Anrainerstaaten hielt es für nötig, das möglicherweise entführte Schiff einer Kontrolle zu unterwerfen. Wäre es ein Luftfahrzeug gewesen, hätte man sich wohl kaum so eine Gleichgültigkeit erlaubt, kritisierte ein Sprecher einer britischen Seemanns-Gewerkschaft.
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Denn mittlerweile vermutet man in Russland, dass die geheimnisvollen Ostsee-Piraten das Schiff doch nicht verlassen haben und die Besatzung zwangen, bei allen Funkkontakten Normalität vorzutäuschen. Seit dem 30. Juli sendet das Schiff jedenfalls über ein automatisches Satellitensystem keine Signale mit seinen Koordinaten mehr. Zu diesem Zeitpunkt befand es sich in der westlichen Biskaya. Am 31. Juli gab es nochmals einen Telefonkontakt zwischen der schwedischen Polizei und dem Schiff.
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Gerüchteküche - oder hat die Marine schon Witterung aufgenommen?
Am Donnerstag sorgte das russische Seefahrt-Internetportal "Sovfracht" mit der Nachricht für Aufsehen, im spanischen Hafen San Sebastian sei ein namenloses Schiff der passenden Größe eingelaufen. Das spanische Seefahrtsministerium dementierte dies jedoch umgehend. Später hieß es dann dort unter Berufung auf das Moskauer Verteidigungsministerium, ein russisches Kriegsschiff verfolge in der Straße von Gibraltar ein Schiff, dass der verschwundenen "Arctic Sea" ähnlich sehe.
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Ab nach Afrika zum Umpinseln?
Vermutlich, so argwöhnen dieser Tage britische wie russische Seefahrtexperten, liegt die "Arctic Sea" aber schon in irgendeinem Hafen Westafrikas mit neuem Farbanstrich und anderem Namen. Dabei sei nicht einmal gesagt, dass die Besatzung unfreiwillig festgehalten wird möglicherweise steckt sie mit den Kaperfahrern unter einer Decke. Hinter dem angeblichen Piratenüberfall und dem Verschwinden könnte durchaus auch ein banaler Eigentumskonflikt um das 1991 gebaute Schiff stecken.
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Im Frachtraum liegt angeblich nur Holz
Die Fracht dürfte hingegen kaum das Interesse irgendwelcher krimineller Kreise hervorgerufen haben: Es handelt sich um banales Schnittholz im Wert von 1,3 Millionen Euro.
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Das Gerücht, dass sich daneben noch irgendwelche geheimen Güter an Bord befunden haben könnten, bezeichnet die russische Reederei als Blödsinn.
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