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Vika Moros - Hin- und Hergerissen zwischen Italien und Weißrussland (Foto: www.naviny.by) |
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Dienstag, 10.10.2006
Odyssee eines Waisenmädchens - Der Fall Vika M.Moskau. Viktoria gehe es gut, versichern weißrussische Staatsbeamte. Das Mädchen sei im Kinderheim zur Ruhe gekommen und spiele mit einem Hamster und einer Katze, die man ihr geschenkt habe.
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Derweil beschäftigt das Schicksal der Zehnjährigen und ihre dramatische Odyssee von Minsk nach Genua und zurück Scharen von Anwälten, Gerichten und Politikern.
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Seit 2003 hatte Viktoria (Vika) im Rahmen eines Erholungsprogramms für Tschernobyl-Kinder ihre Ferien bei einer italienischen Gastfamilie in der Nähe von Genua verbracht. In diesem August kam es zum Eklat: Die italienischen Gasteltern Alessandro Giusto und Maria Grazia Bornacin weigerten sich, das Mädchen wieder nach Weißrussland zurückzugeben. Im Waisenhaus sei Viktoria von älteren Heimkindern missbraucht worden, erklärten sie und versteckten ihren Gast.
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Im Aosta-Tal verborgen
Die italienische Polizei leitete auf Drängen der Weißrussen eine Fahndung ein. Erst nach etwa drei Wochen spürten Carabinieri die Zehnjährige schließlich in einem katholischen Kloster im Aosta-Tal auf. Mit einem Privatflugzeug wurde Viktoria einige Tage später nach Minsk ausgeflogen - in Begleitung von Ärzten, Psychologen und Diplomaten und offenbar gegen ihren entschiedenen Willen. Nach der Ankunft in der Heimat wurde sie an einem bislang unbekannten Ort untergebracht.
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Die Presse im autoritär regierten Weißrussland applaudierte derweil, weil die Auslieferung des Waisenmädchens nach dem wochenlangen diplomatischen Tauziehen überraschend schnell vonstatten ging. Endlich haben die Italiener begonnen zu verstehen, dass man ein Kind nicht glücklich machen kann, wenn man nur auf die eigene Meinung hört, kommentierte die Minsker Zeitung Sowjetisches Belorussland. In Weißrussland wird Vika geliebt, und um ihr Schicksal ist man nicht weniger besorgt als im fernen Italien.
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Das weißrussische Regime nutze den Fall der kleinen Vika zu Propagandazwecken, kritisierte dagegen Opposionsführer Alexander Milinkewitsch. Dem System ist es wichtig zu zeigen, wie gerecht es ist und wie sehr es sich um seine Bürger sorgt, während es im Westen und auch im eigenen Land jede Menge Feinde gibt, erklärte er. Immerhin ordnete Staatschef Alexander Lukaschenko inzwischen eine Untersuchung der Lebensumstände in Viktorias altem Kinderheim an.
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Schätzungsweise 30.000 Kinder leben derzeit in weißrussischen Kinderheimen. Die meisten haben - wie auch Viktoria - noch leibliche Eltern, denen jedoch das Sorgerecht entzogen werden musste. Ende 2004 hatte Alexander Lukaschenko gefordert, Adoptionen ins Ausland zu unterbinden - eine Aufforderung, die seine Beamten weitgehend umsetzten. Die ebenfalls geplante Einschränkung von Erholungsreisen weißrussischer Kinder wurde indes - unter anderem aufgrund massiver Proteste in Deutschland - wieder zurückgenommen.
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Alessandro Giusto und seine Frau hatten zunächst versucht, Viktoria auf offiziellem Wege zu adoptieren, waren dabei jedoch von den Behörden abgewiesen worden. Obwohl es vor allem in Italien viel Verständnis für das Ehepaar und dessen Vorgehen gab, wird nun auch zunehmend Kritik an der Gastfamilie laut. Denn als erste Antwort auf den Skandal haben die Weißrussen die Regeln für Reisen von Tschernobyl-Kindern nach Italien verschärft. Durch diese Geschichte geraten alle anderen Kinder in Gefahr, fürchten die Organisatoren der Kinderreisen.
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(epd/kp)
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