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Jubel nach der Rückkehr vom Fahnenhissen in 4.000 Meter Tiefe: Polarforscher Tschilingarow (links) (Foto: TV) |
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Donnerstag, 09.08.2007
Neue Russische Arktis-Expedition: Wettlauf zum NordpolMoskau. Russland bereitet eine neue Arktis- Expedition noch in 2008 vor, um Ansprüche auf Bodenschätze des Polarmeeres zu bekräftigen. Die USA verstärken ihre Präsenz in der Arktis. Russische Forscher sind siegessicher.
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Nachdem bereits die russische Fahne in 4.000 Meter Tiefe demonstrativ am Nordpol prangt, soll noch im November dieses Jahres eine neue wissenschaftliche Arktis-Expedition die russischen Ansprüche völkerrechtlich untermauern. Auch im November soll der Atomeisbrecher Rossija Flaggschiff der Expedition sein. Im Bereich des Lomonossow-Rückens sollen diesmal ferngesteuerte Unterwasserdrohnen arbeiten.
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Der US-Kongress will derweil 100 Millionen US-Dollar für den Neubau von zwei polartauglichen Eisbrechern zur Verfügung stellen.
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Im Wettrennen um die Bodenschätze des Polarmeeres haben die USA bisher die schlechtesten Karten. Völkerrechtlich stützen sich die russischen Ansprüche auf die UNO-Seerechtskonvention von 1982, die damals von der UdSSR umgehend ratifiziert wurde, von den USA aber bis heute ignoriert blieb.
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Es geht um mehr Öl, als in Saudi Arabien
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Nach Angaben russischer Wissenschaftler liegen unter dem Grund der Arktis etwa 100 Milliarden Tonnen Kohlenwasserstoffe, in erster Linie Öl und Gas. Die Vorräte wären damit größer als die Reserven Saudi Arabiens und doppelt so groß wie die bisherigen Lagerstätten Russlands. Das Rennen lohnt sich also.
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Gehört die Arktis in Wirklichkeit Dänemark?
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Begründete Ansprüche können allerdings bisher außer Russland auch Kanada, Norwegen und vor allem Dänemark anmelden. Norwegen könnte seine Schelfzone um die Inselgruppe von Spitzbergen herum erweitern. Kanada könnte die Ellesmere-Insel ins Spiel bringen.
Dabei kann ein Land nach der Seerechtskonvention entweder auf eine Zone von 350 Seemeilen vom Ufer aus gerechnet Anspruch erheben oder aber auf 100 Seemeilen von einer Linie in 2.500 Metern Wassertiefe, wenn diese zum Kontinentalschelf gehört.
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Russlands Hauptargument ist, dass die unterseeischeen Gebirgszüge des Lomonossow-Rückens und der Mendelejew-Rückens Fortsetzungen der sibirischen Festlandplatte sind. Aus dänischer Sicht sieht das allerdings anders aus: der Lomonossow-Rücken ist demnach eine Fortsetzung Grönlands das zu Dänemark gehört.
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Große Stunden der Wissenschaft
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Entscheidend für den Wettlauf um die weltweit größten, bisher unerschlossenen Rohstoffvorräte der Welt werden die wissenschaftlichen Expeditionen der nächsten Jahre werden.
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Bisher ist der internationale Wissenschaftlerstreit noch nicht endgültig entschieden, ob der Mendelejew-Rücken tatsächlich zur sibirischen Festlandsplatte gehört, oder vulkanischen Ursprungs und damit wesentlich jünger ist.
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600 Millionen Jahre alte Bodenproben, die russische Wissenschaftler vom Mendelejew-Rücken mitbrachten, werden von den Westopponenten nicht als Beweismittel anerkannt. Es könne sich auch um Sedimente handeln, die von Meeresströmungen verbracht wurden.
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Auch der zweite unterseeische Höhenzug, der Lomonossow-Rücken, ist bisher nicht eindeutig als russisches Shelfgebiet einzuordnen. Wie der Meeresforscher Viktor Possjolow vom Moskauer Forschungsinstitut WNII OkeanGeologia in der staatlichen Rossiiskaja Gaseta sagt, hätten zwar amerikanische und schwedische Bohrungen auf dem Lomonossow-Rücken, die 482 Meter tief in den Boden eindrangen, im Jahre 2004 bewiesen, dass es sich dort um das gleiche Material wie auf dem Festlandssockel handelte. Es sei aber noch offen, ob der Höhenzug unmittelbar mit der sibirischen Kontinentalplatte verbunden ist.
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Zur Begründung russischer Ansprüche muss der Meeresboden der Arktis kartographiert werden
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Den Beweis dafür zu erbringen, ist nicht einfach. Das UNO-Seerechtskomitee fordert als Beleg für Ansprüche auf Tiefseegebiete, dass das Relief dieser Gebiete durch Echolotmessungen komplett kartographiert sein muss. Insgesamt gehe es um eine Fläche von 24.000 Quadratkilometern, die bis zum Jahre 2010 vermessen werden muss, sagt Possjolow.
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Eroberung der Arktis als nationales ProjektIn Russland hat die Eroberung der Arktis im öffentlichen Bewusstsein schnell den Rang eines Nationalen Projekts gewonnen. Was wir getan haben, taten wir für Russland, so der Leiter der jetzigen Nordpolexpedition, Artur Tschilingarow.
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Wir haben gezeigt, dass wir etwas erreichen können. Nur Russland konnte eine solche Expedition mit 380 Teilnehmern durchführen. Viele Generationen russischer und sowjetischer Forscher haben an der Erschließung der Arktis teilgenommen. Sie ist historisch mit Russland verbunden.
(gim/.rufo)
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