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Alexi ist wohl das einflussreichste Kirchenoberhaupt innerhalb der Orthodoxie (Foto: Ballin/.rufo) |
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Dienstag, 02.10.2007
Moskauer Patriarch besucht Frankreich und den EuroparatMoskau. Patriarch Alexi II. ist zu einer Frankreich-Reise aufgebrochen. Dabei will er auch vor dem Europarat sprechen. Die Aufmerksamkeit ist ihm gewiss, denn seine Kirche ist eine der mächtigsten Institutionen Russlands.
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Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche ist selten in Westeuropa. Ein offizieller Deutschland-Besuch liegt schon zwölf Jahre zurück. Die meisten orthodoxen Gläubigen leben in Osteuropa und Kleinasien. Alexi II. selbst gilt als eine Art Papst der Ostkirche und beansprucht die Hegemonie innerhalb der orthodoxen Kirchen für sich. Der Baltendeutsche ist eine Autorität trotz Nachfolgediskussion.
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Einfluss der Kirche wächst Gegensätze auch
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Der Einfluss der Kirche in Russland ist seit 1990, also seit der Amtsübernahme Alexis, ständig gewachsen. Inzwischen bezeichnen sich zwei Drittel aller Russen als orthodox. Schätzungen gehen von 85 Millionen russisch-orthodoxen Christen aus.
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Mit der Wiedervereinigung des Moskauer Patriarchats mit der russisch-orthodoxen Auslandskirche hat die ROK weiter an Einfluss innerhalb der Orthodoxie gewonnen. Andererseits haben auch die Gegensätze zwischen Konservativen und Liberalen innerhalb der Kirche zugenommen.
Für Alexi bedeutet dies eine Gratwanderung zwischen beiden Lagern. Das wird auch bei seiner Europa-Reise deutlich. Er will vor allem seine Gemeinde in Frankreich besuchen, sagt Nikolai Balaschow, Sekretär für innerorthodoxe Beziehungen im Moskauer Patriarchat. Gerade die Auslandskirche gilt als besonders konservativ.
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Kritik an dem moralischen Verfall der Gesellschaft in Europa
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Vor dem Europarat werde er sich wohl kritisch mit dem Bedeutungsverlust des Christentums in Europa und dem moralischen Verfall der Gesellschaft auseinandersetzen, teilte Balaschow mit. Andererseits wird Alexi den Dialog in der Ökumene massivem Widerstand der Konservativen zum Trotz fortsetzen. Auch ein Treffen mit dem Papst stellt Alexi in Aussicht sobald die Missionierung des GUS-Raums durch die katholische Kirche eingestellt werde.
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Es ist Alexis erste Reise seit langer Zeit in den Westen. Die letzte sei so lange her, dass er sich gar nicht mehr daran erinnern könne, meint Balaschow. Lange Auslandsreisen strapazieren Alexi. Auch das gehört zum Bild des russischen Patriarchen die ständigen Spekulationen um seine Gesundheit. Der 78-Jährige musste in der Vergangenheit mehrfach kürzer treten und fachte damit eine Diskussion um seine Nachfolge an.
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Wer wird Nachfolger von Alexi?
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Auf der Frankreich-Reise wird ihn Metropolit Kyrill begleiten. Der Leiter des kirchlichen Außenamtes gilt als der zweitwichtigste Mann in der russisch-orthodoxen Kirche und als möglicher Nachfolger Alexis. Mitbewerber wie Metropolit Mefodi, der 2003 ins Exil nach Kasachstan abgeschoben wurde, hat Kyrill ausgeschaltet.
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Selbst dem Patriarchen sei die Machtfülle Kyrills inzwischen zu groß, heißt es. So tauchte zuletzt Metropolit Kliment, Erzbischof von Kaluga, verstärkt neben Alexi auf. Möglicherweise wird er zu einem Gegenkandidaten für Kyrill aufgebaut. Immerhin durfte ausgerechnet Kliment die Interessen der Kirche in der russischen Bürgerkammer, einem Beratungsgremium des Präsidenten, artikulieren.
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Daneben gelten noch Filaret, das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche in Weißrussland und Mitropolit Sergi von Woronesch als mögliche Erben Alexis. Doch noch kommen Nachfolgediskussionen zu früh. Der Patriarch ist munter und in guter Stimmung, bestätigt Sekretär Balaschow. An eine vorzeitige Amtsaufgabe denkt der auf Lebenszeit gewählte Alexi nicht.
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Kirchen-Karriere zu Sowjetzeiten
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Alexi II., der 1929 als Alexej Ridiger in Tallinn geboren wurde, machte zu Sowjetzeiten eine steile Karriere in der von Agenten unterwanderten russisch-orthodoxen Kirche (ROK). Gerüchte, dass er seinen Aufstieg dem sowjetischen Geheimdienst KGB verdankt, gibt es bis heute. Angeblich tauchten kurz nach der Wende Akten über einen KGB-Spitzel Drosdow auf, der Alexi sehr ähnlich sein soll.
Eine offene Debatte über die Verstrickung der orthodoxen Kirche in das Sowjetsystem hat es aber nie gegeben. Zuviele Würdenträger wären wohl von einer solchen Diskussion betroffen. Stattdessen versucht die orthodoxe Kirche einen Schlussstrich unter dieses Kapitel zu ziehen. Nur die Kooperation mit den Kommunisten habe das Überleben der Kirche ermöglicht, rechtfertigt sie die Sünden der Vergangenheit.
(André Ballin/ab/epd/.rufo/Moskau)
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