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Mit der Uhr stimmt was nicht in Russland: Jede Umstellung findet keinen Gefallen (Foto: ld/.rufo)
Mit der Uhr stimmt was nicht in Russland: Jede Umstellung findet keinen Gefallen (Foto: ld/.rufo)
Freitag, 20.01.2012

Medwedews „ewige Sommerzeit“ gerät in die Kritik

Moskau. Kremlchef Medwedew verblüffte 2011 mit seiner Idee, die Zeitumstellung in Russland abzuschaffen – vor allem, weil er nicht die Sommerzeit strich, sondern diese auf den Winter ausdehnte. Mit dem Unmut darüber wird nun Wahlkampf gemacht.

Computer und Smartphones mit automatisierten Uhren schalteten zuerst auf stur, als Russland im vergangenen Herbst die halbjährliche Zeitumstellung und damit die Winterzeit abschaffte. Die Geräte stellten wie international üblich die Uhren um – und viele Menschen verspäteten sich zu Terminen.

Kremlchef Dmitri Medwedew hatte verfügt, das ganze Jahr über gelte nun die Sommerzeit in Russland. Doch nicht nur die moderne Technik hat ihre Schwierigkeiten, nach den dunkelsten Tagen um den Jahreswechsel klagen auch zunehmend Menschen über das Leben mit «ewiger Sommerzeit».

Uhrenpolitik als einfaches Wahlkampfthema


Regierungschef Wladimir Putin will nun eine Rückkehr zur Winterzeit prüfen lassen – denn das Thema eignet sich nun hervorragend als schlichte Wahlkampfmunition vor der Präsidentschaftswahl. Auch sein Herausforderer Michail Prochorow sagt in seinem Wahlprogramm, er sei „gegen Experimente mit Zeitzonen“.

«Der Gleichklang unserer inneren biologischen und der gesellschaftlichen äußeren Uhr wird jetzt gestört. Durch dieses Ungleichgewicht entstehen nun Probleme», zitierte die Staatsagentur Ria Nowosti die Expertin Viktoria Arschinowa von der Moskauer Psychologisch-Pädagogischen Universität. Auch im Internet beklagen viele Russen, dass sie sich einfach nicht gewöhnen könnten an die Sommerzeit im Winter. Ihr Leben sei irgendwie aus dem Tritt geraten, schreiben Blogger.

Putin wundert sich über die vielen Zeit-Klagen


«Wahrscheinlich gibt es irgendwelche Probleme. Ich verspreche, dass ich die Fragen an andere Instanzen weitergeben werde», sagte Ministerpräsident Putin bei einer Fragestunde im Fernsehen am 15. Dezember. Bei der Vorbereitung des «heißen Drahts» zum Volk sei es ihm merkwürdig vorgekommen, dass jetzt so viele Menschen ein Zeit-Problem hätten.

Bei Russland-Aktuell
• Hälfte der Russen deprimiert Medwedews Zeitumstellung (18.01.2012)
• Ewiger Sommer verursacht Russen unerwartete Kosten (30.11.2011)
• Aktuelle Frage: Wie viel Uhr ist es in Russland? (01.11.2011)
• Uhren-Reform: Medwedew schafft die Winterzeit ab (08.02.2011)
• Sommerzeit: Vier Regionen drehen nicht an den Zeigern (17.03.2010)
Am Donnerstag sagte Putin bei einer Begegnung mit Fußballfans, Medwedews Uhrzeigerpolitik sei womöglich nicht richtig durchdacht. «Ich werde mit dem Präsidenten sprechen. Auch mir fällt das Aufstehen schwer.» Die Sport-Fans hatten darüber geklagt, dass Fußball-Live-Übertragungen aus Europa nun oft erst um Mitternacht begännen.

Viele Russen haben Schwierigkeiten mit der verlängerten Dunkelheit am Morgen. In einer Umfrage sagte jeder fünfte Befragte, sein Zustand habe sich seit dem Wegfall der Winterzeit verschlechtert. Als negative Folgen nannten die Teilnehmer Schwierigkeiten beim Aufstehen, Depression wegen der langen Dunkelheit sowie Probleme mit der Arbeitsleistung und eben Ärger mit technischen Geräten. Dass es dafür am Nachmittag eine Stunde länger hell ist, scheint hingegen den Russen keine signifikante Freude zu bereiten.

Russland um zwei Stunden gegenüber der Sonne verrückt


Wissenschaftler hatten von Anfang an gewarnt, dass Russland nun seiner natürlichen oder astronomischen Zeit zwei Stunden voraus sei. Das hängt mit einer bereits 1930 in der damaligen Sowjetunion verfügten Zeitumstellung zusammen, nach der die Uhrzeiger in allen Zeitzonen um eine Stunde vorgestellt wurden. 1981 stellte das größte Land der Erde dann noch einmal mit Einführung der Sommerzeit die Zeiger um eine Stunde vor - zunächst nur halbjährlich.

Experten mahnten im vergangenen Jahr, doch lieber die Sommerzeit abzuschaffen, damit das Land nach der Winterzeit, die seit 1930 als die natürliche gilt, leben könne. Auch einzelne Ökonomen sowie der Präsidentschaftskandidat Sergej Mironow schlagen vor, in diesem Herbst wieder zur Winterzeit zurückzukehren.

Das war nicht das erste Mal, dass Präsident Medwedew an der Uhr drehte. Er verfügte bereits 2010, die Zahl der Zeitzonen im größten Land der Erde von elf auf neun zu reduzieren. Kritiker fragten damals, ob das Riesenreich keine anderen Probleme habe.

Einige spotteten, Putins politischer Ziehsohn wolle in seiner Amtszeit wenigstens ein konkretes Ergebnis vorlegen.

(Ulf Mauder, dpa)


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Vitaly 24.01.2012 - 10:29

Archimedes im Kreml

Es fehlt nur noch eine Verfügung, dass sich die Erde schneller oder langsamer dreht.


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