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Elina Ersenojewa bleibt verschollen (Foto: www.cjes.ru) |
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Mittwoch, 23.08.2006
Journalistin in Tschetschenien gekidnapptMoskau. In der russischen Kaukasusrepublik Tschetschenien ist eine Mitarbeiterin der unabhängigen Zeitung Tschetschenskoje Obschestwo (Tschetschenische Gesellschaft) von Unbekannten entführt worden.
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Auch eine Woche nach ihrem Verschwinden gebe es keine Informationen über das Schicksal der 26-jährigen Journalistin Elina Ersenojewa, teilte das Moskauer Zentrum für Journalismus in Extremsituationen am Mittwoch auf epd-Anfrage mit. Offenbar stecken Mitarbeiter der prorussischen tschetschenischen Sicherheitskräfte hinter der Tat.
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Auf offener Straße verschleppt
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Ersenojewa war am 17. August im Zentrum der Hauptstadt Grosny gemeinsam mit ihrer Tante von maskierten Männern in Uniform gestoppt und in ein Auto gezerrt worden. Beide wurden zunächst in einem Kellerraum gefangengehalten, aus dem die Verwandte später freigelassen wurde. Ersenojewa selbst meldete sich in den ersten Tagen nach der Entführung zwei Mal bei ihrer Familie und kündigte ihre baldige Freilassung an, da sie unschuldig sei. Inzwischen fehlt jedes Lebenszeichen von der Journalistin.
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Die Entführung hat nichts mit ihren Artikeln zu tun, denn sie schrieb nicht über Korruption oder Ölbusiness, sondern über harmlose Themen wie soziale Probleme, erklärte Oleg Panfilow, Leiter des Instituts für Journalismus in Extremsituationen. Als wahrscheinlichstes Motiv für das Verbrechen gilt dennoch, dass es sich bei der Entführung um einen Racheakt der prorussischen tschetschenischen Führung handelt.
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Ersenojewa war mit einem Mann verheiratet, der Mitglied der tschetschenischen Kampfgruppen war. Ersenojewa hatte sich kurz vor der Tat darüber beklagt, sie werde verfolgt und bedroht, obwohl ihr Mann bereits ums Leben gekommen sei.
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In Tschetschenien gehört das Verschwinden von Zivilisten weiterhin zur Tagesordnung. Seit dem Zerfall der Sowjetunion hat sich auch die Erpressung von Lösegeldern zu einem blühenden Wirtschaftszweig in der Republik entwickelt. Vor allem in den Jahren der De-facto-Unabhängigkeit wurden gerade auch Journalisten bevorzugte Opfer der Geiselgangster. Seit die russischen Behörden die Krisenregion für die Presse weitgehend zu einer verbotenen Zone erklärt haben, hat es kaum noch Entführungen von Journalisten gegeben.
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(epd/kp)
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