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Die Fußball-WM wird von russischen und ukrainischen Fans eifrig mitverfolgt (Foto: Archiv)
Die Fußball-WM wird von russischen und ukrainischen Fans eifrig mitverfolgt (Foto: Archiv)
Freitag, 16.06.2006

Wetterprognose: Sommer, Fußball und Shanghai

André Ballin, Moskau. Russlands Zentralbank hofft auf den Sommer gegen die Inflation, die ukrainische Elf auf ein Wunder, um weiterzukommen und Teheran auf die Hilfe der Shanghai-Gruppe beim Atomprogramm. Was ist real?

Russlands Oberster Zentralbanker Sergej Ignatjew ist grau-weiß meliert, trägt eine solide Brille und meist einen grauen Anzug. Schon sein Aussehen macht klar: Der Mann ist absolut seriös.

Inflation hängt vom Wetter ab


Um so verblüffender die Aussage des Zentralbankchefs, dass die Höhe der Inflation in Russland beileibe nicht von seinem Finanzinstitut, sondern schlicht und ergreifend vom Wetter abhänge. Sollten Manager sich bei ihren Preiskalkulationen also zukünftig auf die Aussagen von Meteorologen stützen oder auf das Rheuma von „Babuschka“ Mascha vertrauen?

Nun, ganz so schlimm ist es nicht. Ignatjew hofft in erster Linie auf einen guten Sommer und eine damit verbundene reiche Ernte. Dies würde die Obst- und Gemüsepreise im August und September deutlich nach unten drücken und andere Preisaufschläge ausgleichen. Doch für das Gesamtjahr sind die Auswirkungen des Sommerwetters eher gering.

Bei Russland-Aktuell
• Hohe Schlappe für Ukraine bei Fußball-WM (15.06.2006)
• Iran bittet Shanghai-Gruppe um Schutz vor dem Westen (15.06.2006)
• „Shanghai Gruppe“: Iran drängt in den "Ost-Block" (14.06.2006)
• Shanghai Gruppe: Iran kein Terrorstaat (07.06.2006)
• Inflation in Russland hängt vom Wetter ab (16.06.2006)
Also wird sich auch künftig weiter die Regierung und nicht Petrus bei den Russen entschuldigen müssen, wenn die Preise wieder mal stärker als versprochen angestiegen sind. In den vergangenen Jahren musste Finanzminister Alexej Kudrin am Ende stets eingestehen, dass die Inflation über der magischen Zehn-Prozent-Marke liege. Ein ähnliches Schicksal könnte ihn auch dieses Jahr ereilen, denn die avisierten 8,5 Prozent drohen wegen der hohen Ölpreise übertroffen zu werden.

Ukrainische Fußballer als begossene Pudel


Auch die Ukraine droht, das angestrebte Ziel nicht zu erreichen. Und ebenso wie die russische Regierung kann sie sich nicht mit dem Wetter heraus reden. Es war warm und trocken in Leipzig, dennoch wurde die Elf von Oleg Blochin in einem wahren Torregen einfach „nass gemacht“. Da passt nicht einmal der Begriff „Schönwetterfußballer“.

„Paaaasoor“ („Schande“) lässt Bulgakow seinen Helden Turbin im Roman „Die weiße Garde“ ausrufen. Das Gleiche gilt wohl auch für Schewtschenko und Co., die dem spanischen Angriffswirbel nichts entgegen zu setzen hatten.

Nach dem 0:4 müssen die Ukrainer sich in den nächsten Spielen deutlich steigern, um noch Gruppenzweiter zu werden. Da die Gegner, Saudi-Arabien und Tunesien, zumindest nominal schwächer sind als Spanien, bleibt die Hoffnung auf ein Wunder noch bestehen.

Gute Aussichten für Shanghai?


Ein blaues Wunder verspricht regelmäßig Irans Präsident Ahmadineschad dem Westen, sollte der es wagen, sein Atomprogramm zu torpedieren. In Shanghai machte Ahmadinedschad jedoch auf „gut Wetter“ (um beim gewählten Bild zu bleiben) in Richtung Osten. Er versprach Kooperation im Energiesektor und bat höflich um Aufnahme in die „Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit“.

Mit seinen Vorschlägen gab der bekennende Fußballfan Ahmadinedschad Russlands Präsident Wladimir Putin einen Steilpass. Auch Putin ist für Zusammenarbeit im Energiebereich und das iranische Nuklearprogramm unterstützt Russland seit langem, hofft es doch auf einen Milliarden-Geldregen beim Bau neuer Atomkraftwerke im Iran und bei der Urananreicherung.

Russland bietet bereits seit mehreren Monaten an, die Urananreicherung vorzunehmen und somit das Atomprogramm unter internationale Kontrolle zu stellen. Zuletzt schien Teheran auf diese Forderung einzugehen. So könnte der Beitrittswunsch des Iran tatsächlich reale Chancen besitzen. Denn die Mitgliedschaft in der SOZ würde China und Russland eventuell mehr Kontrolle über Ahmadinedschad gewähren, der sich manchmal so unberechenbar gebärt wie das Wetter in Kaliningrad.

Und das wären dann doch endlich einmal gute Aussichten für alle.


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