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Aslan Maschadow |
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Mittwoch, 09.03.2005
Maschadow-Tod und die Folgen: fast unersetzbarVon Gisbert Mrozek, Moskau. Das Wichtigste an Maschadow war längst nicht mehr seine Rolle als Kommandeur im Untergrundkrieg. Eine Integrationsfigur für die Kampfgruppen war er wohl schon längst nicht mehr. Dementsprechend ändert sein Tod wenig am ebenso permanenten wie diffusen Kleinkrieg in Tschetschenien. Die tschetschenischen "Falken" hat er noch nie von irgendetwas abgehalten. Aber das politische Umfeld ändert sich jetzt prinzipiell.
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Das Wichtigste war inzwischen sein Titel.
Als 1997 gewählter Präsident der Republik Tschetschenien-Itschkeria war Maschadow die wohl wichtigste Symbolfigur für die Tschetschenischen Unabhängigkeitsbestrebungen. Ohne ihn gibt es jetzt keine politisch legitimierte Führungsfigur mehr, die sich auch nur ansatzweise als Verhandlungspartner eignen würde.
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Es gibt keinen international wenigstens teilweise akzeptierten Verhandlungspartner mehr
Mit dem Tode Maschadows sind auch die Pläne weitgehend hinfällig, die auf international gesponsorte politische Verhandlungen zwischen Kreml und Tschetschenen setzten. Die verbliebenen Feldkommandeure eignen sich noch weniger für solche Gespräche als der ehemalige sowjetische Artillerie-Oberst Maschadow, zu dem es doch immer noch inoffizielle Kontakte gegeben hatte.
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Ersatz für Maschadow wird nur schwer zu finden sein
Nachdem der erste Tschetschenenpräsident Dschochar Dudajew im April 96 durch russische Luft-Boden-Raketen getötet worden war, ging sein Amt fast bruchlos auf seinen Vizepräsidenten Selimchan Jandarbijew über, der inzwischen durch eine Autobombe im Exil in Katar getötet wurde.
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Maschadow hatte keinen amtierenden Vize, weil er seinen Stellvertreter Wacha Arsanow, der eine selbst für Tschetschenien odiöse Figur war, selbst entlassen hatte. Im Januar 2005 wurde Arsanow von tschetschenischer Miliz verhaftet. Er soll seitdem im Privatgefängnis des moskautreuen tschetschenischen Vizepremiers Kadyrow sitzen.
Der von Maschadow als höchste Institution gebildete tschetschenische Verteidigungsrat wird zwar einen Nachfolger bestimmen wollen, kündigte bereits Maschadow-Vertreter Sakajew in London an. Diese Legitimation für eine Nachfolgefigur ist aber unvergleichbar schwächer als die allgemeinen Wahlen 1997. Zumal der Verteidigungsrat selbst im Untergrund umstritten ist.
Die pro-russische Verwaltung in Grosny politisch in der Oberhand
Mit dem Tode Maschadows ist darum jetzt auf dem politischen Feld die pro-russische Verwaltung in Grosny eindeutig in der Vorhand. Sakajew sprach denn auch gleich von einem „politischen Mord“. Aber auch auf dem Felde des Kleinkrieges scheinen die „Föderalen“ immer deutlicher in der Oberhand zu sein.
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Anzeichen dafür sind nicht nur, dass jetzt ausser Schamil Bassajew keiner der bekannten Feldkommandeure mehr unter den Lebenden weilt und dass bei verschiedene Aktionen föderaler Sondereinheiten in den Nachbarrepubliken Tschetscheniens in den letzten Monaten nach Beslan verschiedene Kampfgruppen ausgehoben wurden. Maschadows Tod selbst spricht auch dafür.
In Grosny erklärte der tschetschenische Vizepremier Ruslan Kadyrow. „Wir haben alles unter Kontrolle.“
(gim/.rufo)
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