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Vorbereitungen für den Start einer Proton-M-Rakete (Foto: Ballin/.rufo) |
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Freitag, 16.05.2014
Neue Panne bei russischem RaketenstartMoskau. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos hat einen Satelliten nach einem Raketenstart verloren. Trotz Reformen geht die schwarze Serie damit weiter. Der Unglücksrakete Proton-M wird nun eine Zwangspause verordnet.
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Milliardenverlust in nur 545 Sekunden: Gerade einmal neun Minuten dauerte der Flug der Proton-M, ehe das Getriebe aussetzte. Immerhin 161 Kilometer hatte die Rakete bis dahin schon an Höhe gewonnen zu wenig, um der Erdanziehungskraft zu entkommen. Die Proton-M stürzte ab und mit ihr ein hochwertiger Telekom-Satellit.
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Laut Roskosmos keine Verseuchungsgefahr
Roskosmos hat schon offiziell die zuvor verbreitete Information bestätigt, dass der Unfall sich während des Betriebs der dritten Zündstufe der Proton ereignet hat, als sich die Rakete in den oberen Atmosphärenschichten befand. Höchstwahrscheinlich ist das giftige Heptil bei der Explosion zusammen mit der Antriebsstufe und dem leistungsfähigsten russischen Funksatelliten verbrannt, widersprach ein Sprecher Befürchtungen, dass giftige Reste des Treibstoffs auf der Erde gelandet sein könnten.
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Experten suchten zunächst im Altaigebirge nach Trümmerresten. Inzwischen heißt es, mögliche Überreste der Rakete seien in China entdeckt worden. Einige chinesische Bauern klagten, die Teile seien bei ihnen im Vorgarten gelandet.
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Teurer Funksatellit von EADS
Der Satellit, genannt Express AM4R wurde vom europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS im Auftrag von Roskosmos gebaut. Er sollte den Ausbau von Internet- und Funkverbindungen auch in entlegenen Teilen Russlands und auf dem Gebiet anderer GUS-Länder ermöglichen.
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Zwei Express-Satelliten hatte Roskosmos in diesem Jahr schon erfolgreich ins All geschossen. Der dritte Schuss ging daneben. Die Starts des Express AM4 stehen offenbar unter einem schlechten Stern. Schon 2011 ging ein solcher Satellit kurz nach dem Start verloren, der Express AM4R war die Kopie des verloren gegangenen Sputniks, doch ihn ereilte das gleiche Schicksal wie seinen Vorgänger.
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Enorme Kosten
Die Kosten sind immens. Freilich gibt es bei den in den russischen Medien kursierenden Zahlen ein Durcheinander. So berichtet die Internetzeitung newsru, die Express habe über 200 Millionen Euro gekostet, um dann im gleichen Satz festzustellen, das entspreche rund einer Milliarde Rubel (dem derzeitigen Umrechnungskurs nach entspricht es allerdings zehn Milliarden Rubel).
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Insgesamt soll der Start mit 7,8 Milliarden Rubel (knapp 160 Millionen Euro) versichert worden sein. In jedem Fall ist das eine Rekordsumme. Für den Versicherer Ingosstrach ist der Absturz nicht der erste Schlag, das Unternehmen hatte auch andere Raketenstarts versichert.
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Schwarze Serie bei Roskosmos
In diesem Jahr sind zwar immerhin zehn Starts geglückt. Dennoch muss Roskosmos eine schwarze Serie konstatieren. Allein mit der Proton-M musste die Raumfahrtbehörde seit 2006 vier Abstürze konstatieren, den schlimmsten davon 2010, als gleich drei Satelliten für das russische Navigationssystem Glonass im Stillen Ozean versenkt wurden.
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Auch andere russische Raketen zeigten sich nicht immer auf der Höhe: So erwies sich im vergangenen Jahr der Start einer Zenit-Rakete als Schlag ins Wasser pikanterweise stellte sich später heraus, dass das Problem von einem ukrainischen Zulieferer verursacht wurde.
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Reformen und Personalkarussell helfen nicht
Zuletzt hatte Roskosmos allerdings gehofft, die Pleitenserie überstanden zu haben. In der Führungsebene wurden unter dem neuen Vizepremier Dmitri Rogosin eine Menge Personalwechsel vorgenommen, gegen einige Leiter wurde sogar wegen Korruptionsverdacht ermittelt. Zugleich hatte Rogosin Reformen angekündigt, die die russische Raumfahrtindustrie effizienter und weniger störanfällig machen sollen.
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Der Zeitpunkt ist auch deshalb pikant, weil Rogosin den USA zuletzt nach den vom Westen verhängten Sanktionen mit einer Aufkündigung der Kooperation im Weltraumbereich drohte und US-Astronauten süffisant empfahl, mit einem "Trampolin" zur ISS zu kommen.
Ursache unklar
Bisher gibt es noch keine Angaben darüber, wo genau die Ursache für den Absturz zu suchen ist. Das Triebwerk hatte sich ausgeschaltet, weil die Rakete zu dem Zeitpunkt schon vom Kurs abgekommen war. Warum, wird noch untersucht.
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Bis dahin bekommt die Proton-M Startverbot; voraussichtlich mindestens zwei Monate. Zumindest der nächste Flug am 20. Juni wird wohl verschoben. Ein bemannter Raumflug ist davon aber zunächst nicht betroffen.
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