Montag, 11.04.2005
KGB-General und seine Frau erschossenMoskau. Auch die Frau des Ex-KGB-Generals Anatoli Trofimow, der am Sonntag einem Mordanschlag zum Opfer fiel, hat das Attentat nicht überlebt. Die Ermittler sehen geschäftliche Aktivitäten Trofimows als Tatmotiv.
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Der 65 Jahre alte General kam mit seiner 28jährigen Frau und seiner vierjährigen Tochter gegen acht Uhr abends nach Hause. Als sie ihr Auto verließen, jagte ihm ein Maskierter Augenzeugenberichten zufolge drei Kugeln in die Brust und in den Kopf. Trofimow war sofort tot. Dann richtete der Mörder seine Pistole auf die Frau und verschonte nur das Kind. Der Täter konnte ungehindert entkommen.
Nebulöse Geschäfte des Ex-Geheimdienstlers
Man wisse nicht, welcher Art von Geschäften Trofimow nachging, sagte ein Polizeisprecher. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft koordinierte er mehrere von ehemaligen Geheimdienstlern gegründete Privatdetekteien. Eine davon werde von seinem Sohn geleitet, heißt es. Zeitungsberichten zufolge hatte der Verstorbene einerseits Kontakte zur Unterwelt und andererseits zu Kollegen im aktiven Dienst.
Seine früheren Kollegen sprechen jedoch von einem politischem Hintergrund. Der im Londoner Exil lebende Ex-Geheimdienstoffizier Alexander Litwinenko erklärte unterdessen, er glaube nicht an die „geschäftliche“ Version. In Russland werde sich kein Konkurrent trauen, sich an einem FSB-General zu vergreifen. Er habe Trofimow persönlich gekannt. Der General sei ein Gegner des Tschetschenienkrieges und der Ernennung des späteren Präsidenten Wladimir Putin zum Geheimdienstchef gewesen, sagte Litwinenko dem Radiosender Echo Moskaus.
Trofimow war einer der höchsten FSB-Offiziere
In den 1990er Jahren bekleidete er als Moskauer Geheimdienstchef einen der höchsten Posten beim Inlandsgeheimdienst FSB. Bei dessem Vorgänger, dem sowjetischen KGB, hatte Trofimow die berüchtigte 5. „Dissidentenverwaltung“ geleitet. Unter anderem befasste er sich mit dem Fall des Moskauer Lebensmittelgeschäfts Jelissejewski, der mit Todesstrafen in einem Schauprozess endete. Auch ermittelte er gegen den jüdischen Dissidenten und späteren israelischen Minister Nathan Schtscharanski und den Menschenrechtler Sergej Kowaljow. Im Oktober 1993 war es Trofimow, der nach der Rebellion des Obersten Sowjets den damaligen Vizepräsidenten Alexander Ruzkoi und Parlamentschef Ruslan Chasbulatow verhaftete.
Freundschaft mit Jelzins Chefleibwächter
Trofimow soll mit dem früheren Leibwachenchef des Präsidenten Boris Jelzin, Alexander Korschakow, eng befreundet gewesen sein. Nach offiziell nicht bestätigten Angaben war er in die bekannte Affäre um den Pappkarton mit einer halben Million Dollar verwickelt, die aus dem Regierungsgebäude in Moskau geschmuggelt wurden. Die Korschakow-Gruppe wollte den Skandal benutzen, um die Präsidentschaftswahl abzusagen. Nach dem Fall seines Gönners wurde Trofimow 1997 wegen „grober Verstöße gegen Dienstvorschriften“ abgesetzt.
Spektakuläte Auftragsmorde wieder aktuell
Gegen Ende der ersten Amtszeit Wladimir Putins glaubte man, dass die spektakulären Auftragsmorde der 90er Jahre in Russland endgültig der Vergangenheit angehörten. Dem scheint jetzt noch lange nicht so zu sein. In diesem Zusammenhang sei nur an den jüngsten Mordanschlag gegen den Chef des russischen Elektrizitätsversorgers Anatoli Tschubais erinnert. Auch die undurchschaubare Geschichte des vermeintlichen Terroristen Alexander Pumane, der im vorigen Jahr von der Polizei zu Tode gefoltert wurde, hatte offenbar mit einem geplanten Mordanschlag zu tun.
(adu/.rufo)
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