Donnerstag, 24.03.2005
ID-Chips für Moskauer StraßenhundeMoskau. Ab Sommer 2005 soll allen Straßenhunden in Moskau ein Identifikationschip implantiert werden. Diese zweifelhafte Maßnahme soll klären, wie hoch die genaue Anzahl der Streuner ist, die die Straßen der Stadt unsicher machen. Das Problem der herrenlosen Hunde wird in der Hauptstadt regelmäßig aufs Neue diskutiert. Besser wird durch die Chip-Aktion aber gar nichts.
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Moskaus Straßenhunde werden künftig mit Hilfe einer speziell entwickelten Technik abgescannt. Die auf dem Chip gespeicherten Informationen können bereits ab einem Abstand von zehn Metern gelesen werden. Sie werden vom Hauptzentrum zur Registrierung herrenloser Hunde erfasst.
Teure Technik für Susi und Strolch
Die Stadt verpreche sich aus der Aktion genaue Angaben über die Anzahl wildlebender Hunde auf Moskaus Strassen, meldete RIA „Nowosti“. Nach Schätzungen leben zwischen 30.000 und 100.000 Strolche in der russischen Hauptstadt. Bei einem Kostenpunkt von 2,50 US-Dollar pro gechiptem Tier kann die geplante Maßnahme also ganz schön teuer werden.
Und es scheint fast unwarscheinlich, dass Moskau in seine Streuner auch noch investieren will. Bisher hatte es im Gegenteil trotz heftiger Proteste von Tierschützern regelmäßige Fang- und Vernichtungsaktionen gegeben.
Wie genau die Registrierung durchgeführt werden soll, ist ebenfalls unklar: Schließlich lassen sich die scheuen Straßenhunde längst nicht von jedermann anfassen, geschweige denn einen Chip implantieren. Und das Wissen um die Menge der herrenlosen Tiere löst noch lange nicht das eigentliche Problem.
In Moskau fahren die Hunde Metro
Die Moskauer Streuner leben entweder in größeren Rudeln oder aber sie ziehen als gut orientierte Einzelkämpfer umher. Die Tiere kennen ihr Revier und finden sich perfekt im Großstadtdschungel zurecht.
Den Kontakt mit Menschen meiden sie dabei weitgehend. Lediglich füttern lassen sich die Strolche gern von den Moskauern. Nicht selten sieht man in den Metroschächten friedlich schlafende Hunde, die sichtlich übersättigt die um sie herumliegenden Würstchen nicht mehr anrühren.
Natürlich fehlt den Tieren die veterinäre Versorgung, die für Haushunde selbstverständlich ist. Doch Moskaus harte Straßenstrolche kommen auch ohne zurecht. Sie schlafen über den warmen Luftschächten der Metro und benutzen diese sogar ganz selbstverständlich als Verkehrsmittel. In kleinen Gruppen steigen sie in den Waggon, setzen sich mit gleichgültigem Gesichtsausdruck hin und scheinen ganz genau zu wissen, wann sie wieder aussteigen müssen. Stark befahrene Straßen überqueren sie lässig und mit vorsichtigem Blick auf die Autos.
Ein Hundeleben voller Abenteuer
Die Verantwortung für Moskaus Strassenhunde will niemand so richtig auf sich nehmen. Denn sämtliche Lösungsansätze wie ein Sterilisationsprogramm oder Fangmassnahmen blieben bisher wirkungslos. Die Stadt ist einfach zu groß, zu unübersichtlich für derartige Programme. Ausserdem ziehen ständig Hundepopulationen aus den Vorstädten zu. Die Moskauer Streuner sind bereits fest im Stadtbild integriert. Und irgendwie scheint es ihnen sogar ganz gut zu gehen. Eigentlich doch ganz schön- ein gefährliches und wildes Hundeleben, aber ein Leben in Freiheit und Abenteuer.
(aj./rufo)
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