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Kein Heiligtum: Die Moskauer Lubjanka ist das Hauptquartier des ebenso mächtigen wie maroden FSB (Foto: moscow-live.ru)
Kein Heiligtum: Die Moskauer Lubjanka ist das Hauptquartier des ebenso mächtigen wie maroden FSB (Foto: moscow-live.ru)
Mittwoch, 25.08.2010

Korruption im FSB: Wer kocht welches Süppchen?

Moskau. Russlands Inlandsgeheimdienst FSB ist nicht der finstere Monolith, als den ihn viele empfinden: Innerhalb der KGB-Nachfolge-Organisation gibt es Gruppen mit unterschiedlichen Interessen - und Korruption.

Die oppositionelle Zeitung „Nowaja Gaseta“ versucht sich in ihrer neuesten Ausgabe an einer Analyse der mächtigen Organisation, die geschaffen wurde, den russischen Staat gegen Feinde von innen und außen zu schützen, die organisierte Kriminalität und den Terrorismus zu bekämpfen – und dagegen trotz ihrer weiter wachsenden Vollmachten nicht ankommt.

Warum? „Im Laufe der Jahre ist der ‚Tschekismus‘ von der Korruption zerfressen worden“, urteilt die Zeitung – und unterzieht den Staat im russischen Staate einer Strukturanalyse.

"Piterzy" sitzen an den Hebeln im FSB


Die Führungsebene des FSB stammt fast ausschließlich aus dem Stall des früheren Petersburger KGB-Manns und heutigen Premierministers Wladimir Putin. Deshalb nennt man sie auch die „Petersburger“. Sie bestimmen uneingeschränkt die Marschrichtung der Organisation.

Bei Russland-Aktuell
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• Russischer Geheimdienst bekommt neue Vollmachten (16.07.2010)
• Kunst-Aktion „Newabrücken-Phallus“ galt dem FSB (16.06.2010)
Sowohl der gegenwärtige FSB-Chef Alexander Bortnikow wie auch dessen Vorgänger Nikolai Patruschew gehören diesem Clan an. Bis auf drei stammen auch die Stellvertreter Bortnikows alle aus der Petersburger Kaderküche.

Auf den unteren und mittleren Ebenen des FSB wird hingegen, so der Artikel, vor allem nach Möglichkeiten für den eigenen Vorteil, sei es ein Nebenverdienst oder die Karriere, gesucht.

„Blatnije“: Der FSB als Sprungbrett


Die erste derartige Untergruppe sind "Die mit Beziehungen“ – meist Verwandte von hochrangigen Beamten oder Generälen. Ihre FSB-Laufbahn dauert meist nur fünf bis sieben Jahre, dann wechseln sie auf einträgliche Leitungsposten bei Banken oder Ölkonzernen.

Dort erfüllen sie gleichzeitig die Funktion des „Auges“ des Geheimdienstes. Denn wie eine alte Redensart in Russland sagt: „Es gibt keine ehemaligen Tschekisten.“

„Kryschewateli“: Paten für Business und Mafia


Ein inoffizielles Zweiteinkommen beziehen die „Dach-Geber“. Sie vermitteln zwischen Business oder kriminellen Gruppen und den Behörden und bieten „Schutz“ und „Lösungen“ bei Problemen.

Manche Dach-Geber stehen bei großen Business-Strukturen auch ohne weitere Gegenleistung auf der schwarzen Gehaltsliste – nur für den Fall, dass man sie eines Tages einmal gebrauchen könnte, so die "Nowaja Gaseta".

Bei Russland-Aktuell
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„Wymogateli“: Macht zu Geld machen


Die „Erpresser“ in den Rängen des FSB träumen hingegen noch von solchen geregelten Verhältnissen – und versuchen deshalb mit allerlei Tricks und Drohungen, von Geschäftsleuten Zahlungen oder Sachwerte zu erpressen. Wie die Zeitung schreibt, seien „die Gerichte im Land zugeschüttet mit Verfahren, bei denen FSB-Beamte als Erpresser auftauchen“.

Das Grundschema: Man führt oder iniiiert eine Ermittlung - und ist bereit, diese gegen Geld oder Gegenleistungen wieder einstellen oder zumindest zur Bagatelle herabzustufen.

„Raswodily“: Bluffer mit Dienstausweis


"Problem-Löser" hingegen versuchen die bei den Russen tiefsitzende Angst vor dem KGB und Konsorten zu Geld zu machen. Sie rekrutieren sich hauptsächlich aus den unteren Chargen oder technischen Mitarbeitern – Hauptsache, sie haben den Eindruck heischenden Ausweis der „Organe“.

Vermeintlich wohlmeinend erklären sie ihrem Opfer, dass die Dienste sie schon wegen irgendwelcher krummen Geschäfte auf dem Kieker haben – und bieten sich als Vermittler an, der dafür sorgen kann, dass diese Verfolgung aufhört.

"Rabotjagi“: Robocops ohne Rücksicht


Schließlich gibt es die „Arbeitstiere“ – mit allen Wassern gewaschene Männer von der Front der Polizei- und Geheimdienstarbeit, die etwa bei Antiterroreinsätzen oder Geiselbefreiungen aufgeboten werden. Menschenleben sind ihnen deshalb wenig wert – und Karrierechancen gibt es für sie beim FSB auch nicht.

Nach ihrer Dienstzeit kommen sie im besten Fall als Leibwächter bei reichen Geschäftsleuten, in der Masse aber nur bei einfachen Wachdiensten unter.
Offen bleibt nach Lektüre des Artikels die Frage, ob es in den Reihen des FSB auch noch Mitarbeiter gibt, die einfach nur ehrlich, korrekt und ohne Hintergedanken ihren Job machen. Es wäre zu hoffen ...


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