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Bescheidene Fundstücke: Größere Meteoriten-Fragmente als dieses wurden bisher nicht gefunden (Foto: urfu.ru)
Bescheidene Fundstücke: Größere Meteoriten-Fragmente als dieses wurden bisher nicht gefunden (Foto: urfu.ru)
Montag, 18.02.2013
Aktualisiert 18.02.2013 18:09

„Chondrit“: Tscheljabinsker Meteorit war gewöhnlich

Tscheljabinsk. Zwei Substanzen sind in Tscheljabinsk gegenwärtig besonders gefragt: Fensterglas und Chondrit. Letzteres ist das typische Gestein-Mix von Meteoriten – auch der Feuerball vom Freitag bestand daraus.

Bisher wurde kein größeres Fragment des Meteoroiden gefunden, der am Freitag spektakulär über Tscheljabinsk in die Atmosphäre eintrat und dabei mit einem gewaltigen Knall tausende Fensterscheiben zertrümmerte. Einige "Krümel" wurden aber bereits wissenschaftlich untersucht.

Die Behörden haben offiziell die Suche nach dem „Schuldigen“ im mutmaßlichen Aufprall-Gebiet eingestellt. Unter den Einheimischen ist unterdessen allerdings ein wahres Meteoriten-Fiber ausgebrochen: Gerüchten zufolge haben manche Leute einiges an Material eingesammelt.

Kosmische Steine schon im Angebot - oder kommen sie aus dem Kieswerk?


Im Internet tauchten auch schon die ersten Verkaufsannoncen auf – wobei unklar bleibt, wie ernst man deren Echtheit nehmen darf. Die Tscheljabinsker Polizei kündigte an, die Angebote zu prüfen. Experten warnen, dass Laien auch gewöhnliche Steine für Meteoriten-Stücke halten können.
Das offenbar von einem Fragment des Himmelskörpers ins Eis des Tschebarkul-Sees geschlagene Loch von etwa acht Meter Durchmesser wird nach wie vor noch von der Polizei bewacht. Dort wurden aber weder Radioaktivität noch irgendwelche Giftstoffe festgestellt. Ein Versuch von Tauchern, am Boden des Sees irgendetwas zu finden, brachte aber nichts: Die Sicht in dem Gewässer sei gleich null, hieß es. Auch muss davon ausgegangen werden, dass der hier eingeschlagene Meteorit sich tief in den Schlamm am Seeboden eingegraben hat.

Kleine Fragmente des "Tschebarkul-Meteoriten" in Forscherhand


Wissenschaftler der Ural-Universität in Jekaterinburg fanden am Wochenende in der Nähe des Eiskraters über 50 winzige Bruchstücke. Sie beklagten zwar, dass sie von den Behörden nicht bis an die abgesperrte Einschlagstelle vorgelassen wurden. In der nicht bewachten Umgebung konnten die Forscher mit geübtem Auge dennoch einige Dutzend Fragmente einsammeln, deren Größe allerdings eher in Millimetern denn in Zentimetern gemessen werden muss.

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Wie Expeditions-Chef Viktor Grachowski, ein Mitglied der Meteoriten-Kommission der Akademie der Wissenschaften erklärte, ergab eine Analyse der Splitter, dass es sich dabei um „gewöhnlichen Chondrit“ handelt – typisches Meteoritengestein.

Das beweist zum einen, dass man wirklich Fragmente des Boliden gefunden hat. Zum anderen bedeutet dies aber auch, dass der Knaller von Tscheljabinsk ein gewöhnlicher Vertreter seiner Art war: Etwa 85 Prozent aller auf der Erde gefundenen Meteoriten weisen dieses Materialmix auf, das nur zu etwa zehn Prozent Metall enthält.

Sollten nicht anderswo noch größere Fragmente gefunden werden, bekommt der Meteorit nun nach seinem Hauptfundort den Namen Tschebarkul.

Russische und amerikanische Experten der NASA sind sich inzwischen relativ einig, was die "technischen Daten" des ersten Meteroiden-Treffers der Geschichte angeht, bei dem beträchtlicher Sachschaden entstand und es viele Verletzte gab: Der Durchmesser des Boliden betrog 15 bis 17 Meter, sein Gewicht 10.000 Tonnen. Er traf in einem flachen Winkel von 20 Grad auf die Erde und legte mit einer Geschwindigkeit von 18 Kilometer pro Sekunde noch etwa 500 Kilometer in der Atmosphäre zurück, bevor es in 19 bis 24 Kilometer Höhe zur Explosion des Brockens kam.

28 Fußballfelder Fensterglas kaputt


In Tscheljabinsk gehen unterdessen fieberhaft die Reparaturarbeiten nach dem großen Knall durch die Druckwelle des Meteoroiden weitern. Die Gesamtfläche der zertrümmerten Glasflächen wurde mit 200.000 Quadratmetern (das entspricht 28 Fußballfeldern) angegeben, betroffen sind 3.700 Häuser. Bis Sonntag Morgen war etwa ein Fünftel davon wieder verglast. Glas ist in der Stadt zur absoluten Mangelwaren geworden, ebenso wie die kundigen Handwerker, die Fenster reparieren oder neu einsetzen können.

Aus den Nachbarregionen wurden hunderte Glaser samt Material nach Tscheljabinsk in Marsch gesetzt. Viele Bewohner der Stadt müssen sich allerdings noch immer mit Folien, Decken oder Brettern behelfen, um zerstörte Fenster notdürftig abzudecken. In Tscheljabinsk fallen die Temperaturen gegenwärtig nachts auf minus 15 bis 20 Grad.

Von den über 1.000 Verletzten lagen gestern noch etwa 40 zur Behandlung in Krankenhäusern. Nach dem Schrecken und der Panik ist auch die psychologische Belastung für die Menschen hoch: Bei einer Telefon-Hotline zur psychologischen Beratung meldeten sich am Wochenende 1.800 Menschen.



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