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StraЯe in der Taiga (Foto: Russisches Verkehrsministerium) |
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Donnerstag, 26.02.2004
Transsib-Straße eröffnet: Freie Fahrt bis WladiwostokMoskau. 101 Jahre nach Inbetriebnahme der Transsibirischen Eisenbahn kann Russland nun auch per Auto von West nach Ost durchquert werden: Präsident Wladimir Putin eröffnete am Donnerstag auf einer Amur-Brücke die neue Fernstraße, die Russlands östlichstes Drittel ans Mutterland anschließt. Seit dem Zerfall der Sowjetunion ist in Russland kein vergleichbar ehrgeiziges Straßenbauprojekt mehr verwirklicht worden. Bis die Trasse durchgehend asphaltiert sein wird, vergehen aber noch vier Jahre.
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Die Transsibirienstraße von Moskau zur Pazifikküste ist nun mit einer Länge von etwa 10.000 Kilometern die längste durch ein Land verlaufende Straße der Welt. Das fehlende Teilstück zwischen Tschita und Chabarowsk von 2165 Kilometern war seit 2001 die größte Straßenbaustelle Russlands. In das nur spärlich besiedelte Gebiet floss über ein Viertel aller für den Straßenbau zur Verfügung stehenden Mittel. 2003 wurden hier etwa 200 Millionen Euro investiert, ein Zehntel davon kam aus einem Kredit der EBRD. Insgesamt werden die Kosten der Straße mit etwa 1,5 Milliarden Euro veranschlagt.
Beschlossen hatte man das Jahrhundertprojekt schon unter Breschnjew im Jahre 1966. Baubeginn war 1978. Doch als Mitte der 90er Jahre vorübergehend ganz das Geld ausging, waren nur etwa 600 Kilometer vollendet. Auch vor kurzem klaffte in der Fernstraße noch ein etwa 1000 Kilometer langes Loch, das nur auf abenteuerlichen Waldwegen durch die Taiga zu passieren war. Eine Expedition der russischen Automobilzeitschrift Sa ruljom brauchte noch im Sommer 2003 drei Tage und Nächte, um mit sechs normalen Personenwagen diesen Abschnitt zu meistern. Eine Flußdurchquerung gelang dem Team nur, in dem die Autos, am Heck an einem Stahlseil vertäut, eines nach dem anderen von einem Geländewagen durchs Wasser getreidelt wurden. Dennoch wurde die Piste zuletzt schon täglich von etwa 200 Autos befahren mehrheitlich in Ost-West-Richtung: Es handelt sich dabei um aus Japan günstig importierte Gebrauchtwagen, unterwegs zu neuen Besitzern in den Städten Sibiriens.
Entweder haben die russischen Straßenbauer seitdem titanische Anstrengungen vollbracht oder es ist nur der sibirische Winter, der die mal schlammige, mal unerträglich staubige Piste jetzt in eine akzeptable Rollbahn verwandelt hat. Jedenfalls war das Bauwerk nun zu Wahlkampfzeiten den Straßenbauern und Regionalbehörden einen Festakt anlässlich der durchgehenden Befahrbarkeit wert. Vize-Verkehrsminister Igor Sljunjajew versicherte Putin bei der Einweihungszeremonie in Chabarowsk, er sei die Strecke vor kurzem mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 85 km/h abgefahren. Dies passt nicht ganz mit den offiziellen Angaben zusammen, wonach im ganzen letzten Jahr auf der Strecke nur 87 Kilometer sowie 15 Brücken für den Verkehr freigegeben wurden.
Auf eine Asphaltdecke warten noch etwa 1600 Kilometer der Piste. Bis 2008 soll die ganze Strecke aber durchgehend geteert sein und 3.000 Autos pro Tag verkraften. Für sibirische Verhältnisse muss aber auch das jetzt schon Erreichte als Durchbruch gelten: Der Westen und der Osten Russlands seien nun schlüssig und verlässlich miteinander verbunden, so Putin über die transkontinentale Schotterpiste.
Bislang war der von 7 Millionen Menschen besiedelte Ferne Osten Russlands nur auf dem Luftweg sowie über die Transsib und die nördlicher verlaufende Baikal-Amur-Magistrale (BAM) mit dem russischen Kerngebiet verbunden. Auch die zu Sowjetzeiten gegenüber der Straße für weitaus wichtiger betrachtete BAM wurde erst vor kurzem vollendet: Ende November nahm die Bahn den 15 Kilometer langen Seweromujski-Tunnel in Betrieb nach 26 Jahren Bauzeit. Zuvor schlängelten sich die Züge über eine 53 Kilometer längere Gebirgs-Strecke.
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Dank Straße und BAM stehen nun bedeutend größere Frachtkapazitäten auf der Transsibirienroute zur Verfügung. In Russland spricht man deshalb schon von einem zukünftigen Transportkorridor Paris-Berlin-Moskau-Wladiwostok. Denn von den russischen Pazifikhäfen ist es nicht weit nach Japan und Südkorea. Aber auch die Wirtschaft des ebenso rohstoffreichen wie weltabgeschiedenen Winkels zwischen Baikalsee und Amur soll nun von der neuen Straße profitieren. Unternehmen sind für die Abwicklung von Gütertransporten in der Region nicht mehr wie bisher ausschließlich auf die Eisenbahn angewiesen.
(ld+kp/rufo)
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