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Sibirische Wildnis (Foto: Branowez jr./.rufo) |
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Mittwoch, 04.06.2003
Russlands Jahrhundert-Trasse vor der FertigstellungVon Karsten Packeiser, Moskau. Erstmals in der russischen Geschichte wird es ab dem kommenden Jahr eine durchgehende Straßenverbindung von Moskau bis an den Pazifischen Ozean geben. 25 Jahre nach dem Beginn der Bauarbeiten soll das letzte fehlende Teilstück zwischen dem ostsibirischen Tschita und Chabarowsk am Amur im nächsten Frühjahr eröffnet werden. Die Transsibirische Eisenbahn, bislang Monopolist für Güter- und Personentransporte in der Region, erhält mit der neuen Trasse Amur einen ernsthaften Konkurrenten.
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Die Entscheidung, Russlands Pazifikregion an das Straßennetz der restlichen Sowjetunion anzuschließen, hatte der sowjetische Ministerrat bereits im Juli 1966 getroffen. Die Arbeiten an der über 2100 Kilometer langen Straße von Tschita nach Chabarowsk hatten aber erst 1978 begonnen und durch das schwierige Bodenrelief sowie das extreme Klima Ostsibiriens erschwert. Die Trasse verläuft teilweise durch Permafrostgebiet, wo jährliche Temperaturschwankungen von bis zu 100 Grad Celsius auftreten. Über 200 Brücken mussten entlang der zu Teilen gänzlich unerschlossenen Strecke gebaut werden.
Während das zweite ehrgeizige Verkehrsprojekt in der Region, die Baikal-Amur-Eisenbahnmagistrale (BAM) mit gewaltigem Aufwand noch vor dem Zerfall der UdSSR weitgehend fertig gestellt werden konnte, musste der Bau der Fernstraße wegen der schweren Wirtschaftskrise Anfang der 90er Jahre eingestellt werden. 1994 konnten lediglich einige Teilstücke für den Verkehr geöffnet werden. Über eine Entfernung von 400 Kilometer gab es bis zuletzt nicht einmal einfache Feldwege durch die unerschlossene Taiga.
Nach Angaben von Alexander Grjasnow, dem Pressesprecher der staatlichen Straßenbau-Behörde Rosawtodor, passieren bereits heute 500 bis 800 Fahrzeuge täglich die Strecke, obwohl sie offiziell noch gar nicht eröffnet wurde. In den kommenden Jahren wird die Trasse Tschita-Chabarowsk vorerst noch nichts mit einer modernen Autobahn gemein haben. Der Schotterbelag soll erst im Jahr 2008 wahrscheinlich durch Asphalt abgelöst werden. Eine endgültige Entscheidung über den langfristigen Straßenbelag ist wegen der extremalen klimatischen Verhältnisse noch nicht getroffen worden. In den kommenden Jahren wird entlang der Straße auch eine entsprechende Infrastruktur von Tankstellen, Motels und ähnlichen Einrichtungen entstehen, hofft Rosawtodor.
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Die Straßenbau-Behörde schätzt die Gesamtkosten des Projektes auf umgerechnet etwa 1,8 Milliarden . Dabei handelt es sich allerdings nur um grobe Schätzungen, den Ausgaben zu Zeiten der sowjetischen Planwirtschaft lassen sich nur noch sehr schwer mit denen aus den letzten Jahren vergleichen. Der engültige Fertigbau der Trasse soll weitere 500 Millionen kosten und zum Teil mit Geldern der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung finanziert werden. Nach Schätzungen von Rosawtodor sollen täglich 3.000 Fahrzeuge die neue Straße benutzen. Die Eisenbahn werde nach dem Verlust ihrer gegenwärtigen Monopolstellung wahrscheinlich gezwungen sein, ihre Tarife zu senken, so Alexander Grjasnow, davon würden dann alle Einwohner der Region profitieren.
Offiziellen Angaben zufolge haben in Russland auch heute noch 37.000 Siedlungen keinen ganzjährig befahrbaren Anschluss an das Straßennetz. Zehn Prozent der russischen Bevölkerung sind ständig oder während bestimmter Jahreszeiten (etwa der Schneeschmelze im Frühjahr) vom Rest des Landes abgeschnitten.
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