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In einigen Jahren wird es in der Arktis an Eiusbrechern mangeln - erst recht, wenn der Schiffsverkehr immer stärker wird (Foto; vesti.ru) |
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Freitag, 23.09.2011
Nördlicher Seeweg: Russland will die Arktis öffnenArchangelsk. Nach der Transsib soll der Nördliche Seeweg zur zweiten großen Ost-West-Verkehrsachse durch Russland werden. In die ökologisch sensible, fast menschenleere Region muss dafür aber kräftig investiert werden.
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Auf dem Zweiten Arktischen Forum in der nordrussischen Hafenstadt Archangelsk sind gegenwärtig wegweisende Parolen zu hören: Das Transportvolumen auf dem Nördlichen Seeweg auch bekannt als Nord-Ost-Passage soll sich in den nächsten zehn Jahren etwa verhundertfachen: Nach Angaben eines russischen Marineforschungsinstitutes könnten 2020 dort schon 65 Mio. Tonnen Güter transportiert werden statt bescheidener 0,68 Mio. Tonnen im diesem Jahr.
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Das Wachstum ist weniger dem russischen Streben nach neuen Verkehrskorridoren als dem Klimawandel gedankt, der in den letzten Jahren die sonst fast undurchdringlichen Eisbarrieren jenseits der sibirischen Nordküste immer schwächer werden lässt. Außerdem erschließt Russland in Partnerschaft mit internationalen Investoren im arktischen Schelf seit 2003 große Gasvorkommen, deren Aufbau und Betrieb ebenfalls einigen Schiffsverkehr in die eisigen Gewässer lockt.
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Russlands eisige - aber piratenfreie - Alternative zum Suezkanal
Während bisher auf dem Nördlichen Seeweg eigentlich nur Transporte zu den Mündungen der sibirischen Ströme Ob, Jenissej und Lena abgewickelt wurden, dampfen jetzt dort sommers Tankschiffe hin und her. Frachter mit Erzen aus dem polaren Murmansk fahren durch die Arktis (und nicht durch den Suezkanal) nach Ostasien und erste ausländische Frachter haben die fast menschenleere Permafrost-Küste auch schon im Transit passiert.
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Wir sehen die Zukunft des Nördlichen Seewegs als internationale Transport-Arterie, die in der Lage sein wird, bei den Kosten, der Sicherheit und der Qualität mit traditionellen Routen zu konkurrieren, erklärte Russlands Premier Waldimir Putin auf der Veranstaltung und verwies auf die geografische Tatsache, dass der kürzeste Weg zwischen den Märkten Europas und Asiens eben durch die Arktis führt.
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Um der Kritik seitens der ausländischen Gäste vor einer typisch russischen Hauruck-Aktion vorzubeugen, erklärte Putin, dass man sich in Russland der Verletzlichkeit des dortigen Ökosystems durchaus bewusst sei.
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Auch das von ihm selbst nach einem Besuch einer seit Sowjetzeiten zugemüllten und ölverseuchten Polarstation verkündete Großreinemachen der russischen Arktis müsse weitergehen, so Putin.
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Der russische Katastrophenschutz will in der Arktis zehn Überwachungs- und Rettungszentren einrichten, die die Schifffahrt wie auch die ökologische Sicherheit gewährleisten sollen, verkündete dessen Chef Sergej Schoigu. Je intensiver der Schifffahrtsverkehr in der nautischen Einöde wird, umso wahrscheinlicher werden ja auch Unfälle oder Kollisionen.
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Neue Atomeisbrecher braucht das Land
Teil dieses Sicherheitskonzeptes wird auch die Eisbrecherflotte in Russlands arktischen Breiten traditionell mit Atomantrieb. Nächstes Jahr wird Russland einen neuen Atomeisbrecher auf Kiel legen, der mit allen Rettungssystemen ausgestattet sein soll, erklärte Verkehrsminister Igor Lewitin.
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In den nächsten drei Jahren wird der russische Staat 20 Mrd. Rubel (465 Mio. Euro) in neue Eisbrecher investieren. Denn ohnehin, so Forumsteilnehmer, sei 2016-17 in der russischen Arktis eine Eisbrecherpause zu erwarten, da zwei alte atomgetriebene Eisbrecher wegen Erreichens der Altersgrenze ausgemustert werden müssen.
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Begleitet werden soll der Ausbau des Nördlichen Seeweges auch von einer neuen Welle der Eroberung der russischen Polarregionen zu Lande: Schließlich treibt der Rohstoffhunger der Welt die Kundschafter von Öl- und Bergbaukonzernen in immer unwirtlichere Regionen.
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Allerdings möchte man nun in Russland den alten Fehler vermeiden, in der Arktis trübselige Baracken- und Plattenbausiedlungen zu errichten, deren Bewohner weder richtig vor den Elementen als auch den sich wandelnden wirtschaftlichen Gegebenheiten geschützt sind - und letztlich dort festsitzen, wenn es für sie keine Arbeit mehr gibt.
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Moderne Arktis-Städte, autark wie Mondstationen
Russische Architekten stellten auf dem Arktis-Forum das Projekt der intelligenten Polarstadt Umka vor. Analog zur Raumstation ISS soll sie aus metallischen Modulen gefertigt werden, die erweiterbar und gegeneinander austauschbar sind nur dass es dort auch Kindergärten, Gewächshäuser, Geflügelfarmen und sogar einen Badepark geben wird.
Auch soll die neue Polarstadt dank Abfallrecycling und Wasseraufbereitung in geschlossenen Kreisläufen umweltneutral existieren können. Ihr Erfinder Valeri Rschewski meint, eine solche Stadt könne auf jeder festen Oberfläche errichtet werden, sogar auf dem Mond. In der Arktis würde eine auf 5.000 Bewohner ausgelegte Umka-Stadt 1.500 mal 800 Meter groß sein und zwischen 3,5 und 6 Mrd. Euro kosten.
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Nur bei der Energieversorgung ist es mit der Autonomie nicht so weit her: In der Anfangszeit müssten in der Nähe schwimmende Atomkraftwerke andocken. Später sollten dann, so Rschewski, die von den Stationsbewohnern im Umland geförderten Energieträger integrierte Kraftwerke befeuern.
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