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Teuer als Restaurant, teuer auch als Immobilie: Das Restaurant Praga am Arbat (Foto: ab/.rufo) |
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Dienstag, 22.09.2009
Nobel-Restaurant Praga am Arbat vor dem VerkaufMoskau. Das legendäre Restaurant "Praga" am Arbat steht zum Verkauf. Der Besitzer, Milliardär Telman Ismailow, will nach dem Ärger um den illegalen Chinesenmarkt Tscherkisowo seine Zelte in Russland abbrechen.
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Das Restaurant Praga ist eine der ältesten Gaststätten Moskaus. In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde in der ersten Etage der pompösen Villa ein Traktir, eine Art russischer Kneipe mit freilich herzhafter Küche, mit dem Namen Praga eingerichtet.
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Praga schon vor der Revolution eine Nobeladresse
Schnell wurde das Praga bekannt und noch unter Zar Nikolai II zu einem Nobelrestaurant umgebaut. Zu den regelmäßigen Gästen haben Schriftsteller, Maler und Universitätsprofessoren gezählt, rühmt sich das Praga heute auf seiner Webseite.
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Auch nach der Revolution blieb das Praga ein beliebter Treffpunkt, nicht nur für die Moskauer, sondern wegen seiner zentralen Lage auch für Touristen aus dem In- und Ausland. Der Geschäftsmann Telman Ismailow erkannte schnell den Wert des Restaurants. Seine Investmentfirma AST baute es nach der Perestroika mehrmals um, um den gehobenen Ansprüchen seiner Gäste gerecht zu werden.
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Speisen im Praga ein teures Vergnügen
Natürlich hat die Qualität auch ihren Preis. Das Praga ist eine der teuersten Adressen in Moskau und hat ihrem Besitzer in der Vergangenheit eine Stange Geld gebracht. Doch seit einiger Zeit hat Ismailow Ärger mit den Behörden.
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Nachdem der aus dem Aserbaidschan stammende Milliardär in der Türkei das mit 1,4 Mrd. Euro Baukosten wohl teuerste Hotel im gesamten Mittelmeerraum und Europa eröffnet hat und dabei zu allem Überfluss erklärte, dass er die türkische Staatsbürgerschaft beantragen wolle, reagierte der Kreml schnell.
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Ärger für Ismailow
Zunächst wurde die Haupteinnahmequelle Ismailows dichtgemacht: der Chinesenmarkt Tscherkisowo, der größte Umschlagplatz für Klamotten, Schuhe, Haushaltswaren und Elektrotechnik, aber auch ein Zentrum für Schmuggel, Drogen- und Menschenhandel. Verstöße gegen sanitäre Vorschriften waren der Anlass, später durften die Fahnder auch Schmuggelware im Wert von zwei Milliarden Euro finden.
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Kurz darauf geriet auch das Praga ins Visier der Ermittler. Im August durchsuchten Sondereinheiten der Polizei das Edelrestaurant maskiert und schwer bewaffnet. Seitdem ist das Praga für den normalen Publikumsverkehr geschlossen, heißt es. Lediglich für geschlossene Veranstaltungen wird die Gaststätte noch genutzt.
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Ismailow will 300 Millionen Euro für das Praga
Ismailow hat sich auf Grund des Ärgers wohl entschlossen, das Haus zu verkaufen. Umgerechnet gut 300 Mio. Euro will er dafür haben. Immobilienexperten sind bei der Bewertung wesentlich bescheidener: Der angemessene Preis liege wohl zwischen 10.000 20.000 USD pro Quadratmeter, schätzt Omar Gadschijew, Partner der Immobilienfirma Panorama Estate.
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Bei einer Gesamtfläche von etwa 15.000 Quadratmeter läge der Verkaufspreis damit zwischen umgerechnet gut 100 bis 200 Mio. Euro. Doch selbst die Untergrenze könnte für die meisten potenziellen Käufer noch zu hoch sein: Die Krise hat das Gaststättengeschäft in Moskau inzwischen fest im Griff.
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Wird aus dem Restaurant eine Einkaufshalle?
Zwar hat es eine Weile gedauert, ehe sich die Krise tatsächlich auf das Kaufverhalten und den Lebensstil der Moskauer ausgewirkt hat, doch inzwischen klagen viele Gaststättenbesitzer in der russischen Hauptstadt über Leerstand und Verluste.
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Möglicherweise sei es am sinnvollsten, das Praga in einen Einkaufstempel oder in ein Hotel umzuwandeln, raten Betreiber anderer Restaurantketten. Ob diese Branchen derzeit lukrativer sind, scheint ungewiss. Für Moskau wäre die Umwandlung des Praga in eine Shopping-Mall ein Verlust das Edelrestaurant war auch eine Art Visitenkarte für die russische Hauptstadt.
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Ismailow vor dem Abflug
Ismailow selbst ist offenbar entschlossen, die Türen hinter sich zuzuschlagen. Nach inoffiziellen Angaben ist seine Gruppe AST dabei, alle Aktiva in Russland abzustoßen. Angestellte des Unternehmens berichten, dass die Konzernführung (d.h. Telman Ismailow und seine beiden Söhne Sarchan und Alekper) zuletzt nur noch selten im Büro gesehen wurden.
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Im Fall der Fälle kann Ismailow, der schon einen israelischen Pass besitzt, also schnell das Weite suchen. Am Mittelmeer ist es sicher auch wärmer als in einer Gefängniszelle in Tschita hinter dem Baikalsee.
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