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Auslaufmodell Oka (Foto: Deeg/.rufo)
Auslaufmodell Oka (Foto: Deeg/.rufo)
Dienstag, 24.01.2006

Kleinwagen Oka vom Katalysator gekillt

St. Petersburg. Ein weiterer ur-russischer Autotyp segnet alsbald das Zeitliche: Das billigste Auto Russlands – und wohl auch der Welt – wird ab 1. Juli nicht mehr produziert werden. Der Oka scheitert an neuen Abgasnormen.

Die Fertigung des Oka in Nabershnyje Tschelny soll mit dem Inkrafttreten der Euro-2-Abgasnormen zum 1. Juli eingestellt werden, erklärte der Gerenaldirektor von „Sewerstal-Avto“, Wadim Schwezow. Sein Konzern, zu dem auch der Geländewagenhersteller UAZ gehören, hatte das dortige Kleinwagenwerk ZMA im letzten Jahr vom Lkw-Hersteller Kamaz gekauft.

Oka wird von Fiat und SsangYong verdrängt


Allerdings interessierte Sewerstal bei diesem Kauf weniger der dort seit Ende der 80er Jahre fast unverändert hergestellte Kleinwagen names VAZ-11113 Oka – mit einem Einstandspreis von etwa 2600 Euro das gegenwärtig billigste Auto auf dem russischen Markt: Sewerstal will in dem Autowerk die Lizenzproduktion von koreanischen SsangYong-Geländewagen und Fiat-Pkw aufbauen. Dabei würde die kaum profitable Fertigung des Billig-Vehikels Oka langfristig nur stören.

Ab 1. Juli Kat-Pflicht für Neuwagen in Russland


Bei Russland-Aktuell
• Autoschmiede Lada kommt unter Staats-Kontrolle (25.11.2005)
• Daimler verzichtet auf Mercedes–Werk in Russland (16.12.2005)
• Deutsche Autobauer nehmen Abstand von Russland (03.11.2005)
Formeller Grund für die Produktionseinstellung ist hingegen die Gesetzeslage: Nachdem sie über Jahre wegen des Widerstands der russischen Autoindustrie aufgeschoben wurde, tritt am 1. Juli 2006 in Russland für Neuwagen endlich die Abgasnorm Euro-2 in Kraft. Dieses in Westeuropa schon wieder lange ad acta gelegte Regelwerk bedeutet das Ende für Vergasermotoren. Es kann nur mit geregelten Katalysatoren erfüllt werden. „Eine Modernisierung des Oka wäre nicht rentabel“, so Schwezow. Der Kaufpreis – eigentlich das einzige Argument für einen Oka – würde um etwa ein Viertel ansteigen.

Hinzu kommt, dass der Oka ein Opfer der russischen Sozialreformen Anfang 2005 wurde: Bis dahin konnte ZMA immer eine fünfstellige Zahl der dort gefertigten etwa 40000 Okas an den Staat absetzen, der das Vehikel als Behindertenauto an Invaliden weiterreichte. Doch inzwischen wurden derartige Vergüstigungen in Geldzahlungen umgewandelt – und der Staatsauftrag lief aus.

Import-Autos verdrängen Sowjet-Errungenschaften


Gleichzeitig ermöglichen steigende Einkünfte und leichter zugängliche Verbraucherkredite den russischen Autokäufern, höhere Ansprüche als bisher zu stellen: Die Zahl der neu verkauften „West-Autos“ (darunter die in Russland gefertigten Ford, Renault oder Hyundai) stieg 2005 von 408.000 auf 607.000 an. Mit einigermaßen stabilen Produktionszahlen kann nur noch die einheimische Massen-Marke Lada mithalten.

Ähnlich wie dem Oka ging und geht es deshalb gegenwärtig auch anderen Errungenschaften der sowjetischen Autoindustrie, die nach und nach vom Markt verschwinden: Im letzten Jahr stellte Izh (Isch) bereits die Fertigung des heckgetriebenen Kompaktwagens Oda und seiner Pickup- und Kombivariante ein. Stattdessen rollt in Ishewsk nun ein Kia-Modell vom Band.

Der Wolga läuft aus, der Shiguli hat noch Gnadenfrist


Auch das Nachfolger-lose Sterben der einstigen Funktionärslimousine Wolga wurde von ihrem Hersteller GAZ bereits angekündigt. Dort will man sich auf das Geschäft mit Lkw und Lieferwagen konzentrieren.

Einzig Lada-Hersteller Avtovaz hat den „Shiguli“ der Typen 2105 und 2107 noch einmal an die Euro-2-Norm angepasst und will den 60er-Jahre-Klassiker noch ein paar Jahre weiterbauen – solange die Nachfrage anhält.

Das Winz-Mobil Oka wird zwar gegenwärtig noch parallel von einem zweiten Hersteller, SEAZ in Serpuchow bei Moskau, gebaut. Doch da man dort Karosserien von ZMA verwendet und der bislang von Avtovaz zugelieferte Zweizylinder-Motor ab Sommer nicht mehr eingesetzt werden darf, ist das Ende des Oka wohl besiegelt.

Wer sich also in Russland noch ein werksfrisches Exemplar dieses ebenso quirligen wie primitiven Anti-Smarts sichern will, muss sich beeilen. Wer dies wegen der überaus dünnhäutigen Konstruktion nicht wagt, aber trotzdem wissen will, wie sich ein Oka fährt und anfühlt, dem sei der von Russland- Aktuell-Redakteur Lothar Deeg 1999 für die Süddeutsche Zeitung geschriebene Testbericht „Russischer Kleinwagen Oka: Billiger gehts nimmer“ empfohlen. Technisch hat sich an dem Auto ja seitdem so gut wie nichts verändert.

(-ld/.rufo)


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