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Die verbalen Einschläge nähern sich wieder den russisch-ukrainischen Gasleitungen (foto: tv/.rufo)
Die verbalen Einschläge nähern sich wieder den russisch-ukrainischen Gasleitungen (foto: tv/.rufo)
Donnerstag, 18.12.2008

Alle Jahre wieder: Neuer Gaskrieg zu Neujahr?

Moskau. Anfang Januar könnte es erneut zu einem „Gas-Krieg“ zwischen Russland und der Ukraine kommen. Gazprom besteht auf der Bezahlung von 2 Mrd. Dollar Schulden für geliefertes Gas noch in diesem Jahr.


In Sachen Gaslieferungen stehen die Zeichen einmal wieder auf Sturm zwischen Moskau und Kiew – und es ist nicht ausgeschlossen, dass sich der „Gas-Krieg“ von Anfang 2006 wiederholt:

Droht den Transitlieferungen wieder Gefahr?


Damals drehte Russlands Erdgas-Monopolist Gazprom dem Nachbarland wegen offener Schulden und einem aufgrund diametraler Preisvorstellungen nicht abgeschlossenen neuen Liefervertrag kurzerhand das Gas ab. Die Ukraine hielt sich daraufhin demonstrativ an für Westeuropa bestimmten Transitlieferungen über ihr Territorium schadlos.

Zum Jahresbeginn 2007 kam es dann zu einem analogen Konflikt um die russischen Öllieferungen für Weißrussland – wobei Minsk ebenfalls die russischen Export-Pipelines nach Westen anzapfte.

Kein Cash, kein Gas, kein Vertrag


Gasprom-Sprecher Sergej Kuprijanow erklärte heute, dass die „ukrainischen Kollegen“ dieser Tage 800 Millionen Dollar für die russischen Gas-Lieferungen im Oktober bezahlt hätten – aber zugleich mitgeteilt hätten, dass in diesem Jahr mit keinen weiteren Zahlungen mehr zu rechnen sei.

Für November und Dezember zuzüglich Vertragsstrafen möchte Gazprom aber noch 2 Mrd. Dollar vom ukrainischen Energiekonzern Naftogas sehen, bevor man sich an eine Verhandlung der Lieferbedingungen für 2009 machen könne. „Das Problem des 1. Januar bleibt auch nach dieser Zahlung bestehen“, so der Gazprom-Vertreter.

Naftogas dementierte dies etwas halbherzig - genauer gesagt, zu 10 Prozent: Eine weitere Zahlung über 200 Mio. Dollar sei durchaus noch geplant, hieß es in Kiew.

Noch hat die Ukraine einen Sonderpreis


Bislang erhält die Ukraine russisches Erdgas zum Vorzugspreis von 179,5 Dollar pro 1.000 Kubikmeter. Westeuropäische Großabnehmer bezahlten in diesem Jahr 410 Dollar. Aufgrund der Koppelung an den Ölpreis dürfte der Gaspreis 2009 für die EU-Staaten im Bereich von 280 Dollar liegen, kalkuliert man bei Gazprom.

Bei Russland-Aktuell
• Ölkrieg mit Minsk: Pipeline nach Westen trocken (08.01.2007)
• Kein Gas-Krieg: Ukraine einigt sich mit Russland (24.10.2006)
• Ukraine setzt auf Atomkraft und Energiesparen (06.01.2006)
• Unendliche Geschichte: Ukraine braucht neue Regierung (16.12.2008)
• Ostsee-Pipeline? Ochta-Center? Gazprom muss sparen (16.12.2008)
Sollte die Ukraine ihre Gas-Schulden bis zum Jahreswechsel nicht begleichen, habe Gazprom keine juristische Basis für Gaslieferungen mehr, erklärte Kuprijanow: „Wir können keine direkten Kontakte mit der Ukraine aufnehmen, solange diese Schulden nicht beglichen sind.“

Die russische Seite stellt dies als direkte Folge einer im Oktober von den Regierungs-Chefs Wladimir Putin und Julia Timoschenko getroffenen Vereinbarung dar. Demnach sollen ab dem 1. Januar 2009 Gazprom und Naftogas ihre Geschäfte ohne Einschaltung von Zwischenhändlern und staatlicher Vermittlung direkt miteinander abwickeln. Eiserne Voraussetzung dafür sollte aber sein, dass die Ukraine ihre Gas-Schulden begleicht.

Die Ukraine ist fast pleite - und Gazprom braucht Geld


Die Finanzkrise hat die Ukraine jedoch besonders hart getroffen, Währung, Wirtschaftsdaten und Aktienkurse brachen extrem ein. Verschärfend kam hinzu, dass die Krise das Land mitten in einem schweren inneren politischen Konflikt traf, in dem das Parlament über Monate nicht handlungsfähig war.

Aber auch Gazprom muss sich im nächsten Jahr auf einen Rückgang seiner Einnahmen um mindestens ein Drittel gefasst machen. Der Krösus unter den russischen Konzernen erwägt deshalb bereits einschneidende Sparmaßnahmen.

Kommt Kiews Georgien-Solidarität mit auf die Rechnung?


Unter diesen Bedingungen ist kaum zu erwarten, dass man in Moskau gegenüber dem schwierigen Kunden in Kiew besondere Kulanz an den Tag legen wird – zumal sich die Führungen der beiden größten GUS-Staaten während des Georgien-Konflikts noch weiter voneinander entfremdet haben.

Denn ohne Beteiligung der großen Politik wird auch dieses Mal weder eine Einigung in letzter Minute noch ein zweiter „Gas-Krieg“ über die Bühne gehen. Schließlich geht es dabei auch um Russlands Image als verlässlicher Energielieferant.



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