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Er zeichnete gern das Bild eines erfolgreichen Bankiers von sich (Foto: NG)
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Mittwoch, 05.01.2011

Sergej Pugatschow: Aufstieg und Fall des Kremlkardinals

Moskau. Tiefer Fall eines als mächtig und geheimnisvoll geltenden Oligarchen: Sergej Pugatschow, Petersburger Oligarch mit angeblich besten Beziehungen zu Putin und Kirche verliert erst sein Geld und nun das politische Amt.

Er galt als kirchlichster Oligarch unter den russischen Milliardären und zugleich als einer der einflussreichsten Lobyisten des letzten Jahrzehnts. Böse Zungen bezeichneten Pugatschow als Kremlkardinal oder gar als Wladimir Putins Rasputin.

Milliardär der Orthodoxie


Sein Rauschebart verleiht ihm schon äußerlich den Anschein eines orthodoxen Priesters. Und tatsächlich pflegt er – auch dank reichlicher Spenden – gute Beziehungen zum Moskauer Patriarchat. Insbesondere der inzwischen verstorbene Patriarch Alexi II. soll Pugatschow geschätzt haben.

Dessen Vertrauter Vater Tichon soll Pugatschows Beichtvater gewesen sein – Gerüchten zufolge ist er auch Putins persönlicher Seelsorger. Es wird gemutmaßt, dass Pugatschow seinerzeit die Verbindung zwischen Putin und der russisch-orthodoxen Kirche hergestellt habe.

Spekulationen über frühere Haftstrafe


Genaueres über Pugatschows Jugend (Jahrgang 1963) ist nicht bekannt. Es gibt Informationen darüber, dass er in den 80er Jahren einmal wegen Betrugs eingesessen haben soll. Doch offiziell werden diese Angaben dementiert. Anfang der 90er gründete Pugatschow die Internationale Industriebank IBB.

Schon damals strebte Pugatschow gute Beziehungen zum Kreml an. Seinen Aufstieg verdankte er wohl Pawel Borodin, Paal Paalytsch genannt, Kremlverwalter und wohl eine der schillerndsten, zugleich aber auch skandalumwittertsten Personen des postsowjetischen Russlands.

Aufstieg dank Borodin


Borodin gilt u.a. als der Vermittler für die Einrichtung eines Millionen-Dollar-Kontos der Jelzin-Töchter Tatjana und Jelena. Pugatschow soll Gerüchten zufolge den beiden Damen die dazu nötigen Kreditkarten ausgehändigt haben.

Bei Russland-Aktuell
• Ex-Milliardär Pugatschow verliert Senatorenposten (04.01.2011)
• Gähnende Leere im Plenarsaal: Wer schwänzt am meisten? (31.05.2010)
Auch nach dem Wachwechsel im Kreml verstand er sich darauf, gute Beziehungen zur politischen Spitze zu pflegen - immerhin hat auch Putin einmal bei Borodin gearbeitet. Neben seiner Bank verschaffte er sich Werften und andere Industrieanteile und stieg zum Milliardär auf. Doch nun scheint der Bankier das offene Ohr bei den Mächtigen verloren zu haben. Was folgte, war der finanzielle und politische Absturz.

Seines politischen Amtes schmachvoll enthoben


Am 4. Januar wurde Pugatschow seines politischen Amtes als Senator der kleinen russischen Teilrepublik Tuwa enthoben. „Pugatschow hat seine Pflichten als Vertreter Tuwas offen missachtet und der Republik keinerlei Unterstützung gewährt“, gab ihm der Gouverneur Scholban Kara-ool noch eine verbale Ohrfeige mit.

Pugatschow ist seit 2001 Senator der kleinen Republik an der Grenze zur Mongolei. Das letzte Mal war er allerdings 2008 dort. Im Mai 2010 war er in Moskau zudem als der größte Schwänzer bei den Plenarsitzungen des Föderationsrats angezählt worden.

Wenn auch formal seit Jahresbeginn die Gouverneure selbst Senatoren aus Moskau abberufen können, ist es doch unwahrscheinlich, dass dies ohne den Segen des Kremls geschieht.

Pleite der IBB


Für Pugatschow kommt der Liebesentzug aus dem Kreml einer Katastrophe gleich: 2008 führte ihn Forbes mit einem geschätzten Vermögen von zwei Milliarden USD noch unter den Top-50 der reichsten Russen. Im September 2010 musste seine Bank IBB Bankrott anmelden.

Vergeblich hatte Pugatschow darauf, dass der Staat ihm mit weiteren Krediten über die Banken VTB oder VEB zur Seite springt, wie es in anderen Fällen - speziell bei Oleg Deripaska - geschehen war. Diesmal blieb die rettende Hand des Kremls reglos.

Im Gegenteil: Nach dem Lizenzentzug vermerkte die Zentralbank, dass die Buchhaltung der IBB in „erheblichem“ Maße zweifelhaft sei. Nach dem Mandatsentzug ist nun nicht mehr völlig auszuschließen, dass der frühere Kremlkardinal in Zukunft noch eine Beichte vor Gericht ablegen muss.



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