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Vorerst frei: Sergej Polonski konnte das Gefängnis in Kambodscha verlassen, die russische Justiz jagt weiter nach ihm (Foto: TV)
Vorerst frei: Sergej Polonski konnte das Gefängnis in Kambodscha verlassen, die russische Justiz jagt weiter nach ihm (Foto: TV)
Montag, 13.01.2014

Russischer Oligarch frei, Eigentum unter Arrest

Moskau. Der skandalumwitterte russische Baulöwe Sergej Polonski ist in Kambodscha aus der Haft entlassen worden, Moskaus Auslieferungsantrag wurde abgewiesen. Im Gegenzug konfisziert ein russisches Gericht Polonskis Eigentum.

Sergej Polonski ist einer der exzentrischsten Oligarchen Russlands. Auf dem Gipfel seines Erfolgs schätzte ihn Forbes auf 4,3 Mrd. USD – und er selbst riet allen Nicht-Milliardären, „sich zu verpissen“. Später musste er allerdings reichlich Prügel einstecken, sei es vom Milliardär Alexander Lebedew bei einer russischen Talk-Show, sei es durch geschäftliche Misserfolge oder juristische Nachstellungen, die ihn – wie der aktuelle Fall – bis heute verfolgen.

Schlägerei mit Marinesoldaten


Vor einem Jahr wurde er in Kambodscha nach einem Exzess beim Neujahrsfest verhaftet: Der Unternehmer hatte auf einer Insel mit Freunden so viel Feuerwerkskörper gezündet, dass Soldaten eines benachbarten Stützpunktes aufmerksam wurden.

Bei Russland-Aktuell
• Baulöwe Polonski entschädigt kambodschanische Seeleute (15.01.2013)
• Russischer Bau-Magnat in Kambodscha vor Gericht (08.01.2013)
• Kremlkritischer Milliardär nach Prügelei unter Anklage (27.09.2012)
• Thomas Anders verklagt russischen Geschäftsmann (15.03.2011)
• Drehende Wolkenkratzer in Moskau und St.Petersburg (08.08.2007)
Als diese die Personalien Polonskis kontrollieren wollte, kam es zum Konflikt, in dessen Verlauf die Russen die kambodschanischen Seeleute erst einsperrten und dann über Bord warfen. Dafür wanderte der Bauunternehmer für gut drei Monate in Untersuchungshaft.

Die drohende Freiheitsstrafe (drei Jahre) wegen Körperverletzung konnte Polonski durch die Zahlung einer großzügigen Entschädigung an die Seeleute abwenden, die ihre Klage daraufhin zurücknahmen.

Betrugsverfahren in Russland


Stattdessen gab es Ärger aus der Heimat: Russland forderte die Auslieferung Polonskis, gegen den in Moskau ein Betrugsverfahren läuft. Mit seinem Baukonzern, der Mirax Group, ging Polonski mehrere hochfliegende Immobilienprojekte an, das bekannteste darunter der Federation-Tower, ein Doppel-Wolkenkratzer, der bei seiner Fertigstellung das höchste Gebäude Europas sein sollte. Doch die internationale Finanzkrise ließ Polonski jäh abstürzen.

Die Mirax Group wurde aufgelöst (die Überreste des Konzerns fungieren inzwischen als Potok weiter), alle Bauprojekte eingefroren. Investoren, größtenteils Bürger, die eine Wohnung kaufen wollten, verloren ihre Einlagen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden rund sechs Mrd. Rubel (130 Mio. Euro) entwendet. Der Bauunternehmer wurde über Interpol zur Fahndung ausgeschrieben – und im Herbst in Kambodscha erneut verhaftet.

Keine Auslieferung


Nun hat ihn ein Gericht in Kambodscha vorerst auf freien Fuß gesetzt und den Auslieferungsantrag ausgesetzt. Das Gericht „hat bestimmt, dass es keine Anhaltspunkte für eine Auslieferung gibt, weil es sich nicht um einen Kriminalfall handelt, sondern als Businessfall eine Frage für schiedsgerichtliche Auseinandersetzungen ist“, freute sich Polonski beim Verlassen des Gerichtssaals.

Sein Anwalt Alexander Karabanow sieht in den Betrugsvorwürfen aus Russland „kein großes Problem“. Polonski sei bereit, seine Schulden zu bezahlen, versicherte er.

Russland lässt Polonskis Eigentum konfiszieren


Doch so schnell will Russland nicht aufgeben: Auf Antrag des Innenministeriums stellte ein Moskauer Bezirksgericht alle ausländischen Aktiva Polonskis unter Arrest. Der Wert der Aktiva soll sich auf etwa 100 Mio. US-Dollar belaufen.

Zugleich widersprach die russische Generalstaatsanwaltschaft Polonskis Darstellung von einem Freispruch. Der Auslieferungsantrag sei lediglich zurückgestellt worden, weil in Kambodscha immer noch Ermittlungen wegen der Prügel-Affäre zum Neujahrsfest liefen, erklärte ein Behördensprecher. Moskau werde daher weiter auf einer Auslieferung beharren. In Russland drohen dem Baulöwen zehn Jahre Haft wegen Betrugs.



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