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Politisch unkorrekte Blutsbrüder: Ramsan Kadyrow und Gerard Depardieu (Foto: kadyrov95/instagr.am)
Politisch unkorrekte Blutsbrüder: Ramsan Kadyrow und Gerard Depardieu (Foto: kadyrov95/instagr.am)
Montag, 25.02.2013

Ehren-Udmurte Gerard Depardieu tanzt tschetschenisch

Moskau. Gerard Depardieu richtet sich in Russland ein: Inzwischen erhielt der (ge-)wichtige Neubürger einen Inlandspass, eine Wohnung in Grosny – und verkündete seine cineastischen und gastronomischen Pläne.

Depardieu reiste am Freitag erstmals mit seinem neuen russischen Pass visafrei nach Russland ein. Das Dokument hatte ihm Wladimir Putin im Januar per Sonder-Ukas verliehen.

Eine Woche will der gallische Mime diesmal bleiben – und langweilig scheint es ihm nicht zu werden. Denn Depardieu tourt im Triumphzug durch Russland: Wo er auch hinkommt, beglückt man ihn mit Empfängen, Ehrentiteln und teuren Gastgeschenken. So dankt das offizielle Russland dem exzentrischen Promi für den PR-Coup mit der Staatsbürgerschaft.

Große Pläne als russischer Kulturmittler


Depardieus Russisch-Kenntnisse machen Fortschritte: „Dobry wetscher“ (Guten Abend) sagte der Ehrengast bei der Eröffnung eines Moskauer Kinos fehlerfrei – bevor er ins vertraute Französisch überging. Die Sprachbarriere war auch kein Hindernis, mit Kulturminister Wladimir Medinski im Bolschoi Theater die Schaffung einer Sendereihe über Klassiker der russischen Literatur für das Fernsehen zu erörtern.

Dabei sollen die Rollen mit Weltstars besetzt werden – damit die Filme auch international goutiert werden, so Depardieu. Er selbst würde gerne die Rolle des aufmüpfigen Bauernführers Emeljan Pugatschow spielen – ein Don-Kosake, der von sich behauptete, Zar zu sein.

Wohnung erhalten, Käse getestet


Neben seinem Pass hat Depardieu jetzt auch eine Meldeadresse in Russland: Er ist amtlich in Saransk, der Hauptstadt der Föderationsrepublik Mordowien zuhause. In Haus Nr. 1 der „Demokratischen Straße“ hat Nikolaj Borodatschow, der Direktor des staatlichen russischen Film-Fonds, den Multimillionär in einer seiner Familie gehörenden Wohnung einschreiben lassen.

Die Übergabe der Meldebescheinigung geriet zum Festakt. Dabei kündigte Depardieu an, er wolle in der mordowischen Metropole ein Restaurant eröffnen. Offenbar meint er dies ernst, denn schon tags darauf besuchte er telegen eine Molkerei, um geeignete Käsesorten auszuwählen. Nicht jeder Existenzgründer kann die Prioritäten so herum setzen.

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Den einen oder anderen Titel heimste Depardieu über das Wochenende auch noch ein: Seine neue Heimatregion Mordowien, die ihm vor einem Monat vergeblich das Amt des Kulturministers angetragen hatte, ernannte ihn zum Botschafter – allerdings nur beim Fußballverband FIFA. Dahinter steht, dass Saransk bei der Fußball-WM 2018 in Russland einer der Spielorte sein wird.

Das Volk der Udmurten, als Kulturnation europaweit bekannt durch seine singenden Großmütter, verlieh Depardieu hingegen in Abwesenheit mittels einer Geheimzeremonie den Titel eines „Ehren-Udmurten“.

Noch eine Wohnung: Besuch bei Freund Kadyrow


Und auch in Tschetschenien, wohin der Star am Sonntag weiterreiste, ernannte man ihn umgehend zum Ehrenbürger – schließlich kommt Depardieu schon das zweite Mal vorbei, während Stars von Welt eher drei Kreuze schlagen, wenn sie eine Einladung aus dem Reich Ramsan Kadyrow ereilen sollte. Dieser ist wegen Menschenrechtsverletzungen übel beleumundet, doch Depardieu herzte ihn als „Freund“.

Damit sich der große Gallier in Grosny auch wirklich zu Hause fühlen kann, schenkte ihm der Regionalmachthaber auch gleich noch eine Fünf-Zimmer-Wohnung im 27. Stock eines Wolkenkratzers von Grosny-City, dem Vorzeigeprojekt der aus den Bürgerkriegsruinen wieder aufgebauten Stadt.

Tschetschenen tanzen sich in Depardieus Herz


Depardieu entstieg in Grosny seinem Privat-Jet zwar ausgerechnet mit der blauen Fellmütze eines russischen Polizisten auf dem Kopf, anschließend zeigte er sich aber mehr als hingerissen angesichts der tschetschenischen Folklore – und kündigte prompt an, auch darüber einen Film drehen zu wollen. „Wer so singen und tanzen kann wie die Tschetschenen, muss ein glückliches Volk sein“, analysierte Depardieu das nationale Befinden des Kaukasus-Volkes.

Beim abendlichen Festschmaus hielt es ihn dann nicht mehr auf dem Stuhl, als erst ein Kinder-Ensemble und dann kaukasische Schönheiten die Lesginka aufs Parkett legte: Depardieu tanzte, das Hemd über der Hose hängend, mit.

Gastgeber Kadyrow nimmt es mit der nationalen Folklore auch eher lässig: Er mischte sich in Trainingshose und Kapuzenpulli unter die Tanzenden.



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