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Die Polizei verhaftete in der Nacht etwa 200 Teilnehmer der Anti-Lukaschenko-Demo (Foto: NTW) |
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Freitag, 24.03.2006
Proteste in Minsk von Polizei beendetMoskau. In der Nacht löste die weißrussische Polizei ein Meeting der Opposition im Zentrum von Minsk auf. Das Zeltlager der Demonstranten wurde geräumt, die etwa 200 Teilnehmer verhaftet.
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Amtsinhaber Alexander Lukaschenko hatte am Sonntag die Präsidentschaftswahlen gewonnen. Offiziellen Angaben zufolge erzielte er dabei 83 Prozent der Stimmen. Die Opposition spricht von Wahlbetrug und fordert seit Tagen eine Wiederholung der Abstimmung. OSZE-Wahlbeobachter sahen ebenfalls massive Manipulationen.
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Zeltlager wie auf dem Maidan, aber Protest schwächer
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Schon direkt nach Schließung der Wahllokale gingen die ersten Demonstranten auf die Straße. Einige harrten tagelang in der Kälte aus. Wie auf dem Maidan vor einem Jahr in Kiew schlugen auch die Minsker Oppositionellen ein Zeltlager auf dem zentralen Oktoberplatz vor dem Palast der Republik auf.
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Es gibt allerdings einen entscheidenden Unterschied. Alexander Milinkewitsch hat in Weißrussland wesentlich weniger Rückhalt in der Bevölkerung als sein Vorbild Viktor Juschtschenko in der Ukraine. Zu den Protestaktionen in Minsk fanden sich daher auch nur einige Tausend Demonstranten ein.
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Verhaftungswelle rollt durchs Land
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Anfangs entschloss sich das Regime in Minsk den Protest zu ignorieren in der Hoffnung, dass sich die Kundgebungen wegen der winterlichen Temperaturen irgendwann von selbst auflösen würden. Doch die Opposition bewies Durchhaltevermögen und so begann die Polizei in den letzten Tagen mit der massenhaften Verhaftung von Regimegegnern.
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In der Nacht zum Freitag räumte die Polizei dann in einer Blitzaktion das Zeltlager in der Innenstadt. Unter den Verhafteten sollen auch Litauer und Ukrainer sein. Der weißrussische KGB hatte schon vor den Wahlen die Nachbarländer beschuldigt, der weißrussischen Opposition Söldner für einen gewaltsamen Aufstand zur Verfügung zu stellen.
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Zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kam es freilich nicht. Die Demonstranten ließen sich weitgehend friedlich abführen. Unter den Festgenommen ist wohl auch ein Sohn von Alexander Milinkewitsch. Der Oppositionsführer versprach, sich für die Freilassung der Demonstranten einzusetzen.
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Weitere Proteste angekündigt
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In einer ersten Reaktion auf die Geschehnisse sagte Milinkewitsch: Die Behörden zerstören Freiheit, Wahrheit und Gerechtigkeit. Er kündigte weitere Massenproteste am Wochenende an. Ob er tatsächlich noch viele Anhänger bewegen kann, auf die Straße zu gehen, scheint derzeit fraglich.
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Von der Opposition werde kein Stein auf dem anderen bleiben, hatte Lukaschenko schon vor der Wahl gedroht. Offensichtlich sind die Sicherheitskräfte nun dabei, die Worte des Präsidenten in die Tat umzusetzen.
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(ab/.rufo)
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