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Leonid Newslin (foto: newsru.com) |
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Freitag, 15.07.2005
Newslin fordert in den USA Russlands G8-AusschlussMoskau. Der Fall Yukos zieht Kreise: Das US-Außenamt hat sich gestern nicht nur geweigert, Yukos-Mitbesitzer Leonid Newslin an Russland auszuliefern, sondern den Moskauer Auslieferungsantrag überhaupt zu erörtern.
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Man wisse nicht, ob der Unternehmer noch in den USA sei, hieß es. Der Mitstreiter des zu neun Jahren Lager verurteilten Ex-Yukos-Chefs Michail Chodorkowski durfte trotz russischer Proteste eine Rede vor dem Helsinki-Ausschuss des US-Kongresses halten.
Eine schallende Ohrfeige als klares Signal
Die Erteilung eines Mehrfach-Einreisevisums an ihn sei ein „klares und lautes Signal“, erklärte der Kommissionsvorsitzende Christopher Smith vor Beginn der Anhörung. Genauer gesagt war es eine schallende Ohrfeige für Moskau. In seinem am Mittwoch gehaltenen Vortrag, dessen Wortlaut jetzt von mehreren Medien in Moskau verbreitet wurde, forderte Newslin den Westen zum faktischem Boykott Russlands auf. Die USA dürfen den für nächstes Jahr anstehenden Vorsitz von Wladimir Putin in der G8 auf keinen Fall zulassen, sagte er. Moskau solle aus dem Club der größten Nationen ausgeschlossen und auch nicht in die Welthandelsorganisation WTO aufgenommen werden.
Newslins harte Worte
Laut Newslin unterscheidet sich das russische Gerichtssystem kaum von der sowjetischen Unrechtsjustiz. Der frühere Yukos-Sicherheitschef Alexej Pitschugin, dem angebliche Morde an Geschäftskonkurrenten unterstellt wurden, sei unter Drogen verhört und gefoltert worden, hieß es. „Das Klima im Kreml“ wird laut Newslin von ehemaligen Mitarbeitern der Geheimdienste KGB und FSB bestimmt. Den russischen Generalstaatsanwalt Wladimir Ustinow bezeichnete er als „Hexenjäger“. „Er hat keinerlei Beweise für Verbrechen, die mir angelastet werden“, erklärte der Exilant.
Vergebliche Auslieferungsbemühungen
Newslin wäre mit Sicherheit wie seine Kollegen Chodorkowski und Platon Lebedjew verhaftet worden, wenn er sich nicht beizeiten nach Israel abgesetzt hätte. Man wirft ihm vor, angeblich Mordaufträge an seinen Mitarbeiter Pitschugin erteilt zu haben. Da Israel grundsätzlich keine Juden ausliefert, versucht Moskau jetzt, ein Verfahren gegen ihn dort anzuregen. Anders als in den USA, das kein Auslieferungsabkommen mit Russland hat, ließe sich dort eventuell Interpol zu Newslins Verfolgung einschalten. Moskau beantragte bei der internationalen Polizeiorganisation gleich zwei Haftbefehle gegen ihn: wegen angeblicher Wirtschaftsdelikte und Mordverdachts.
Berichten zufolge soll der Kreml vergeblich versucht haben, Washingtoner Strategen über inoffizielle Kanäle verbal zu erpressen. Die Einladung an den „kriminellen“ Unternehmer Newslin sei eine drohende Verschlechterung der Freundschaftsbeziehungen zwischen den Präsidenten George W. Bush und Wladimir Putin nicht wert, hieß es. Der Vortrag „Der Fall Yukos und dessen Folgen für die Politik und das Geschäftsleben in Russland“ kam trotzdem zustande.
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In der vergangenen Woche ließ der Kreml offenbar im Vorgriff auf Newslins Auftritt in den USA die Veröffentlichung einer acht Wochen alten Geheimrede seines Chefideologen Wladislaw Surkow zu. Darin wird der Westen verdächtigt, es auf Russlands Souveränität abgesehen zu haben. Eine offene Feindschaft mit ihm wäre besser, als die jetzige halbherzige Freundschaft, heißt es unter anderem. Ziemlich grotesk nimmt sich dabei aus, dass beide, Newslin und Surkow, ihre Karrieren bei Yukos unter Chodorkowski begonnen hatten.
(adu.rufo)
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