Mittwoch, 20.04.2005
Fast alle Yukos-Aktiva beschlagnahmtMoskau. Der Ölkonzern Yukos wird ein Insolvenzverfahren nicht mehr vermeiden können. Das Moskauer Schiedsgericht hat auf Antrag der Ex-Tochter Juganskneftegas die restlichen Unternehmens-Aktiva beschlagnahmt.
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Da die frühere Fördertochter der umkämpften Ölgesellschaft von der Staatsfirma Rosneft ersteigert wurde, agiert sie jetzt in deren Interesse. Rosneft will nur die Aktiva von Juganskneftegas übernehmen, die Passiva aber dem enteigneten Vorbesitzer zuweisen. Die neue Jugansk-Führung behauptet inzwischen, Yukos habe der Fördergesellschaft durch ungerechte Transferpreise einen Schaden von umgerechnet 4,5 Milliarden Euro zugefügt. Fast vier Milliarden Euro Steuerschulden für die Zeit von 1999 bis 2003 muss Yukos ebenfalls noch nachzahlen.
Alles bis auf einen kleinen Rest beschlagnahmt
Das Gericht verbot Yukos den Verkauf und Transfer von Aktien seiner acht wichtigsten Tochterunternehmen. Nur weniger bedeutende Yukos-Anteile bei drei Firmen blieben davon unberührt, und zwar mit der Begründung, deren Höhe sei nicht genau bekannt. Derart detaillierte Forderungen wären ohne Insiderinformationen nicht möglich gewesen, heißt es in einem Kommentar der Tageszeitung „Kommersant“. Einige Yukos-Topmanager, gegen die teilweise Strafverfahren laufen, würden offenbar mit Rosneft „aktiv zusammenarbeiten“.
Insolvenzverfahren schon im Frühsommer
Juganskneftegas-Forderungen an Yukos seien mit 11,5 Milliarden Euro doppelt so hoch, wie die des Steueramts, heißt es weiter. Deshalb gingen die meisten Experten davon aus, dass Rosneft bewusst ein Insolvenzverfahren ansteuere. Der Freund des früheren Yukos-Besitzers Michail Chodorkowski, Leonid Newslin, sagte, er erwarte den Prozessbeginn im kommenden Frühsommer. Newslin ist der gegenwärtige Besitzer der Finanzgruppe Menatep, der das Yukos-Kontrollpaket gehört
Staatsmacht soll saubere Händer behalten
„Wir haben längst begriffen, dass man uns über Juganskneftegas und Rosneft den Rest geben will, damit die Hände der Staatsmacht sauber bleiben“, sagte der Yukos-Aufsichtsratsvorsitzende Viktor Geraschtschenko der „Nesawissimaja Gaseta“ . Er verstehe nur nicht, wie man „ein und dasselbe fünf Mal beschlagnahmen“ könne. Dieselben Yukos-Aktiva sollten bereits auf den Beschluss eines anderen Gerichts beschlagnahmt werden, um als Sicherheit für Forderungen der Steuerbehörde zu dienen.
Intrige innerhalb der Yukos-Affäre
Innerhalb des Kreml läuft parallel zur Verfolgung des Yukos-Konzerns noch ein interner Machtkampf: Nach einem Regierungsplan soll Rosneft samt Juganskneftegas vom Gasprom-Konzern geschluckt werden. Durch die Fusion soll ein neuer Staatsriese Gaspromneft entstehen. Sollte aber Rosneft es schaffen, alle Yukos-Aktiva Juganskneftegas zuzuschlagen, so würde ein staatlicher Energiekonzern ohne Gasprom entstehen, heißt es im „Kommersant“-Artikel. An die Worte von Präsident Wladimir Putin, man werde alles tun, um einen Yukos-Bankrott abzuwenden, denkt niemand mehr.
(adu/.rufo)
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