Montag, 07.02.2005
Maschadow: Friedensangebot an Putin persönlichSt. Petersburg. Der tschetschenische Untergrund-Präsident Aslan Maschadow sieht Wladimir Putin als Adressaten seines von einem einseitigen Waffenstillstand begleiteten Verhandlungsangebots. Der „politische Wille der Präsidenten Russlands und Itschkeriens“ könne dem Konflikt ein Ende bereiten, erklärte Maschadow in einem Interview mit dem „Kommersant“. Die Behörden lassen derartige Appelle wie gehabt an sich abperlen.
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Der über das Internet verkündete einmonatige Waffenstillstand der Untergrund-Führung, aber auch die parallel aufkommenden Gerüchte über den angeblichen Tod des Chef- Schamil Bassajew haben wieder Bewegung in den verfahrenen Tschetschenien-Krieg gebracht - zumindest auf dem Papier. Die Moskauer Zeitung „Kommersant“ wagte in dieser Situation, ein über einen Mittelsmann geführtes Interview mit dem von den russischen Behörden als Terroristen gesuchten Maschadow zu veröffentlichen für russische Medien eigentlich eine Tabu-Handlung.
Aslan Maschadow sagt darin, er sei sich nicht sicher, ob Wladimir Putin vertrauenswürdige Informationen darüber besitze, „in welche bodenlose Katastrophe Russland und der ganze Kaukasus hineingezogen“ werde. Dennoch hoffe er auf Putin, um endlich eine Lösung zu finden: „Wenn bei unseren Opponenten im Kreml der nüchterne Verstand obsiegt, so endet dieser Krieg am Verhandlungstisch, wenn nicht, so wird das Blut wohl noch lange fließen. Doch die moralische Verantwortung dafür nehmen wir nicht mehr auf uns“, lässt Maschadow verlauten.
Keine Attacken auf die Armee seit Monatsbeginn
Nach Aussagen eines Rebellensprechers gegenüber dem „Kommersant“ haben die Widerstandskämpfer seit dem 1. Februar keine Angriffe mehr unternommen, was die Ernsthaftigkeit und Wirksamkeit von Maschadows Erklärung untermauere.
Die russischen Behörden und auch die Moskau-treue Republikführung in Grosny machen aber keine Anstalten, wegen der Zurückhaltung ihrer Gegner von der Politik der harten Hand abzurücken: „Wenn Maschadow und Bassajew wirklich den Terror beenden wollen, so dürfen sie dafür keine Bedingungen stellen, sondern sie müssten bei den Behörden vorstellig werden und sich ergeben“, erklärte Tschetscheniens Präsident Alu Alchanow am Samstag.
Nieren oder Maschadow: Was macht Bassajew friedfertig?
Er habe keinen Anlass, Maschadows Worte für voll zu nehmen, so Alchanow. Was Bassajew angeht, so wollte Alchanow nicht ausschließen, dass dieser wirklich tot sei. Schon vor einigen Monaten habe er Informationen über dessen Gesundheitsprobleme mit den Nieren erhalten. Auch seitens Bassajews war eine Waffenstillstand-Ankündigung im Internet aufgetaucht auf die jedoch umgehend Gerüchte über dessen Tod folgten.
Ein Sprecher der im Kaukasus eigesetzten Armeekontingente zweifelte gar die Echtheit der Kommuniques von Maschadow und Bassajew an. Sie seien lediglich Früchte der Phantasie des Untergrund-Propagandisten Mowladi Udugow.
Maschadow sagte seinerseits, die Gerüchte über das Ableben des Chefterroristen seien „in sechs Jahren schon der fünfte oder sechste Tod Bassajews“. Er gestand in dem Interview ein, dass „unsere Meinungsverschiedenheiten, über die von ihm gewählten, für das tschetschenischen Volk inakzeptablen Kampfmethoden“ für niemanden ein Geheimnis seien. „Nach dem Krieg“ werde er dafür sorgen, dass Bassajew und seine Mittäter für die Geiselnahmen im Moskauer Musical-Theater und in Beslan einem internationalen Tribunal übergeben würden. „Wenn Bassajew sich meinem Befehl über einen Waffenstillstand angeschlossen hat, so gehe ich davon aus, dass ich einen Erfolg bei der Verhinderung von zahlreichen Terrorakten erzielt habe“, lobte sich Maschadow.
(ld/.rufo)
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