Donnerstag, 03.02.2005
Friedensinitiative tschetschenischer SeparatistenMoskau. Der von Moskau nicht anerkannte tschetschenische Präsident Aslan Maschadow hat einseitig eine Feuerpause bis Ende Februar ausgerufen. Wie die Presseagentur der Separatisten „Kavkazcenter“ mitteilte, wies auch Schamil Bassajew, der sich unter anderem für die Geiselnahme von Beslan verantwortlich zeichnet, seine Verbände an, das Feuer einzustellen.
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Es handle sich dabei um eine Geste guten Willens, hieß es in der Erklärung. Maschadows Weisung, die er als „Oberbefehlshaber aller Streitkräfte der Tschetschenischen Republik Itschkeria“ unterzeichnete, datiert vom 14. Januar 2005. Kämpfe und Anschläge sollen demnach in und außerhalb Tschetscheniens - das heißt in Russland - ausgesetzt werden.
Bassajews Beteiligung an der Waffenruhe soll offenbar Behauptungen Moskaus entkräften, wonach Maschadow keinen Einfluß mehr auf ihn und andere Feldkommandeure habe.
Maschadow bietet erneut Gespräche an
Gleichzeitig bot Rebellenführer Maschadow dem Kreml erneut Friedensgespräche an. Bisher hatte der Kreml jegliche Verhandlungen mit ihm mit der Begründung abgelehnt, Maschadow repräsentiere angeblich niemand. Auch spreche die russische Führung nicht mit Hochverätern und Mördern. Es könne sich nur um eine bedingungslose Kapitulation handeln.
In Russland läuft seit Jahren ein Haftbefehl gegen den tschetschenischen Widerstandsführer. Der inguschetische Ex-Präsident Russlan Auschew fiel in Moskau in Ungnade, weil er Kontakte zu Maschadow unterhielt und sich für Gespräche einsetzte.
Reaktion aus Grosny: Propagandatrick
Aus Moskau gab es zunächst keine Reaktion. In Grosny erklärte der Vorsitzende des (Moskautreuen) tschetschenischen Staatsrates Taus Dschabrailow, Maschadows Befehl interessiere „niemanden außer ihn selbst“. Das einzige Ziel sei es, „das Interesse für seine Person warm zu halten“. Der von Moskau eingesetzte tschetschenische Präsident Alu Alchanow bezeichnete die Erklärung als einen „Propaganda-Trick“. Maschadow wolle die Aufmerksamkeit des Westens „auf sich, Bassajew und Konsorten“ lenken. Maschadow solle die Waffen niederlegen.
Gesellschaft für bedrohte Völker sieht Chance für Schröder
Die in Göttingen ansässige Gesellschaft für bedrohte Völker sieht in der Initiative der Widerstandsführer eine Chance für Bundeskanzler Gerhard Schröder. Dieser habe durch massive Unterstützung seines Busenfreundes Wladimir Putin international an Glaubwürdigkeit verloren, heißt es in einer heute verbreiteten Erklärung.
Jetzt könne er seinen Ruf in Sachen Friedenspolitik wieder herstellen, so GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch. Schröder solle Maschadows Vorstoß für eine deutsche Friedensinitiative für Tschetschenien nutze, heißt es.
Das gab es schon einmal 2001
Maschadow hatte schon einmal, im April 2001, die einseitige Waffenruhe ausgerufen. Tatsächlich wurden damals keine größeren Kämpfe aus Tschetschenien gemeldet, es kam aber zu einzelnen Anschlägen. Laut Maschadow handelte es sich dabei jedoch um Gruppen, die weder ihm, noch jemand anders unterstanden. Solches sei in einem Bürgerkrieg unvermeidlich.
So werde es wohl auch diesmal laufen, heißt es in einem Kommentar der Internetzeitung newsru.com - In den letzten zwei Tagen sind sechs russische Soldaten und Moskautreue tschetschenische Milizangehörige getötet worden.
(adu/.rufo)
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