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Immerhin reden sie wieder miteinander - Kardinal Kasper und Patriarch Alexi II. (Foto: Swet Evangelii)
Immerhin reden sie wieder miteinander - Kardinal Kasper und Patriarch Alexi II. (Foto: Swet Evangelii)
Dienstag, 24.02.2004

Kein Tauwetter zwischen Moskau und dem Vatikan

Von Karsten Packeiser, Moskau. Papst Johannes Paul II. wird den von ihm so sehr herbeigesehnten Besuch in Moskau wohl nicht mehr antreten können. Bei den Verhandlungen des katholischen Kurienkardinals Walter Kasper mit Vertretern der russisch-orthodoxen Kirche wurde über eine solche Reise und ein Treffen zwischen dem Papst und dem russischen Patriarchen Alexi II. nicht einmal mehr gesprochen.

Das Verhältnis zwischen beiden Schwesternkirchen bleibt auch weiterhin äußerst angespannt. In Moskau galt es bereits als kleine Sensation, dass der für Ökumene-Kontakte zuständige Kardinal überhaupt von Alexij empfangen wurde. Bereits vor zwei Jahren wollte Kasper die Krise mit dem Patriarchat beilegen, war von der orthodoxen Kirche aber kurzfristig wieder ausgeladen worden.

Dass es keinen Durchbruch im Konflikt zwischen katholischer und orthodoxer Kirche gab, ist aber auch nicht verwunderlich. Denn während Kasper den Orthodoxen in Moskau die Hand zum Dialog reichte und betonte, keinesfalls wolle der Vatikan orthodoxe Christen zum Katholizismus bekehren, wurde in Rom laut über die Einrichtung eines griechisch-katholischen Patriarchats in der Ukraine nachgedacht. Für die orthodoxe Seite ist dies ein weiterer Beleg dafür, dass die katholische Kirche im Osten eben doch einen Expansionskurs eingeschlagen hat.

Schon heute ist der Streit zwischen Anhängern des Moskauer Patriarchats und der zu Sowjetzeiten verbotenen Papst-treuen griechisch-katholischen Kirche das Haupthindernis auf dem Weg zu einem normalen Verhältnis mit dem Vatikan. Der vom Ausland weitgehend ignorierte Konflikt um etwa 1.000 Kirchgebäude, Gläubige und Einfluss wurde in der Westukraine bereits mit dem Einsatz von Panzerwagen und Tränengas ausgefochten. In Ternopol stürmten 900 Kämpfer der Sonderpolizei OMON eine Kathedrale, die von der griechisch-katholischen Kirche zurückbeanspracht wurde.

Bei Russland-Aktuell
• Kasper: Papst-Besuch derzeit unmöglich (23.2.2004)
• Putin verleiht Alexi II. Orden zum Geburtstag (23.2.2004)
• Kardinal Kasper will Versöhnung mit Orthodoxen (19.2.2004)
• Der Oberste Hirte von ganz Russland (12.2.2004)
• Für Gott, Zar und Vaterland (27.11.2003)
Aber auch in Moskau gibt es wenig Interesse an einer Verbrüderung mit dem Vatikan, dessen Kirche vor allem als ungeliebte Konkurrenz betrachtet wird. Pünktlich zum Kasper-Besuch erschien immerhin mit dem Segen eines orthodoxen Bischofs ein “Neuer antikatholischer Katechismus”, in dem die katholische Kirche als “antichristliche neuheidnische Religion” bezeichnet wird, die “den Papst und Götzen” anbete. Außer der Orthodoxie erkennt das Patriarchat bislang lediglich den Islam, den Buddhismus und das Judentum als “traditionelle Religionen” Russlands an. Für viele orthodoxe Würdenträger ist es immer noch einfacher, mit muslimischen Muftis und buddhistischen Lamas eine gemeinsame Sprache zu finden, als mit den Geistlichen der katholischen Schwesterkirche.

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