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Um den Einsatz der russischen Blauhelme in Russland gibt es schon lange Streit, erst recht, nachdem Moskau zugegeben hat, Flugzeuge über Georgien eingesetzt zu haben (Foto: newsru)
Um den Einsatz der russischen Blauhelme in Russland gibt es schon lange Streit, erst recht, nachdem Moskau zugegeben hat, Flugzeuge über Georgien eingesetzt zu haben (Foto: newsru)
Freitag, 11.07.2008

Kaukasus: Spannung steigt, Georgien wartet auf Krieg

Tiflis. Militäreinsatz zur „Abkühlung von Hitzköpfen“? Russland hat gestanden, Flugzeuge über Südossetien eingesetzt zu haben. Georgien beschuldigt Russland nun neuer Kriegspläne und will seine Konflikte „einseitig lösen“.

Erstmals hat Russland zugegeben, dass seine Flugzeuge über georgischem Territorium kreisen. In der Vergangenheit hatte Moskau stets diesbezügliche Vorwürfe aus Tiflis als unberechtigt zurückgewiesen.

Erst im Frühjahr hatte es wegen des Abschusses georgischer Drohnen über Abchasien durch russische MiGs eine Krise zwischen beiden Ländern gegeben.

Militärflugzeuge als Mittel der Abschreckung


Die russischen Militärs begründen die Flüge übrigens damit, dass nur auf diese Weise Georgien von einem Angriff auf die abtrünnige Teilrepublik Südossetien abgeschreckt werden konnte.

In einer ersten Reaktion hat Georgien seinen Botschafter aus Moskau abgezogen. Von nun an werde Tiflis auf eine „einseitige Lösung“ der Konflikte auf seinem Territorium ohne Beteiligung Moskaus setzen, erklärte ein Sprecher der georgischen Regierung.

Säbelrasseln von beiden Seiten


Dies ist eine mehr oder weniger offene Kriegserklärung an Abchasien und Südossetien, aber auch dort wird seit langem mit den Säbeln gerasselt. Sowohl in Abchasien als auch in Südossetien wurde die Militärpräsenz massiv verschärft. Abchasiens Präsident Sergej Bagapsch hat alle Kontakte nach Georgien abgebrochen.

Der Regierung in Tiflis warf er nach mehreren Anschlägen in Suchumi und Gagra vor, eine Politik des „staatlichen Terrorismus“ zu betreiben. Tiflis streitet die Verantwortung für die Attentate entschieden ab.

Was macht Bagapsch in Moskau?


Derzeit ist Bagapsch in Moskau. Nach Angaben der georgischen Presse soll er sich dort angeblich die Unterstützung russischer Militärs bei einem Angriff auf das noch unter georgischer Kontrolle stehende Kodori-Tal in Abchasien zusichern wollen.

Bei Russland-Aktuell
• Südossetien: Kinder werden evakuiert. Bald Krieg? (08.07.2008)
• USA: Russland darf in Abchasien nicht provozieren (08.07.2008)
• Abchasien bricht alle Kontakte zu Georgien ab (07.07.2008)
• Abchasien: Sprengstoffanschlag fordert vier Todesopfer (07.07.2008)
• OSZE-Parlamentarier gegen Moskauer Politik im Kaukasus (02.07.2008)
Einige Medien haben sogar ein regelrechtes Szenario für den Kriegsbeginn entworfen. So sollen Kämpfer des in Tschetschenien stationierten Bataillons „Wostok“ als georgische Spezialeinheit getarnt einen Angriff auf einen Posten der russischen Blauhelmtruppen durchführen und einige Blauhelmsoldaten Richtung Kodori-Tal entführen.

Diese Aktion a la Gleiwitz soll dann den Anlass für eine Beteiligung russischer Kräfte an der Erstürmung des Kodori-Tals liefern.

Ergreift Russland im Konflikt Partei?


Nach Angaben der georgischen Internetzeitung „Grusia-Online“ (Georgien Online) hat Russland zudem bereits der Verlegung der 76. Luftlandedivision aus Pskow nach Abchasien zugestimmt. Zusätzlich sollen 45 Waggons mit russischem Militärgerät in der vergangenen Woche in das Konfliktgebiet transportiert worden sein.

Natürlich hat Abchasien diese Meldungen dementiert. Offiziell ist Bagapsch in Moskau, um die Errichtung einer russischen Vertretung in Suchumi voranzutreiben. Dies hatte Wladimir Putin den nach Unabhängigkeit strebenden georgischen Teilrepubliken Südossetien und Abchasien als eine seiner letzten Amtshandlungen versprochen – und damit massiven Protest Georgiens ausgelöst.

Georgien hofft auf die USA


Georgien, das in Moskau einen Anwalt abchasischer und südossetischer Interessen vermutet und daher den Abzug der russischen Blauhelm-Truppen fordert, stützt sich seinerseits auf Rückendeckung aus Washington. Doch US-Außenministerin Condoleezza Rice gab sich bei ihrem Besuch im Kaukasus-Staat ungewohnt zurückhaltend.

Sie kritisierte zwar die Flüge der russischen Luftstreitkräfte über georgischem Gebiet und rief Moskau dazu auf, zur Konfliktlösung beizutragen und die Lage nicht zu verkomplizieren. Doch gleichzeitig rief sie „alle Seiten dazu auf, sich zu beruhigen“. Derzeit sieht es freilich nicht danach aus, dass sie Gehör findet.



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