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Russland und die USA liefern sich ein Schaulaufen der Flotten im Schwarzen Meer (Foto: Archiv)
Russland und die USA liefern sich ein Schaulaufen der Flotten im Schwarzen Meer (Foto: Archiv)
Mittwoch, 27.08.2008

Kanonenboot-Diplomatie vor Georgien und Abchasien

Moskau/Tiflis. Nach der einseitigen Anerkennung Abchasiens und Südossetiens verstärkt sich die Konfrontation zwischen Russland und der Nato – und der Konflikt verlagert sich von den Kaukasus-Bergen aufs Schwarze Meer.

Auf dem Meer zwischen Krim, Kaukasus und der Türkei beziehen Flottenverbände beider Seiten Stellung – wobei sich beide Seiten momentan betont friedfertig geben.

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Genosse Präsident auf der schwimmenden Festung


In der abchasischen Hauptstadt Suchumi legte am Mittwoch ein russisches Kriegsschiff an. Die Bevölkerung empfing die Besatzung des Schnellbootes mit Tänzen, Brot und Wein. Der abchasische Präsident Sergej Bagapsch ließ sich auf den vor der Stadt aufgefahrenen russischen Raketenkreuzer „Moskwa“ bringen, wo er mit militärischen Ehren als „Genosse Präsident und Oberkommandierender der abchasischen Streitkräfte“ empfangen wurde: Das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, eine 186 Meter lange schwimmende Festung, war ebenfalls am Morgen vor Suchumi aufgefahren.

Russland betrachtet seit der vom Westen einhellig kritisierten Anerkennung der beiden Kleinstaaten auch die Gewässer vor der abchasischen Küste nicht mehr als georgisches, sondern als abchasisches Hoheitsgebiet. Russischen Fernsehberichten zufolge soll die „Moskwa“ für längere Zeit vor Suchumi liegen, um auf Wunsch des kleinen Verbündeten dessen Sicherheit zu gewährleisten.

US-Flotte vor georgischer Küste


Ähnliche Gesten zeigen auch die USA gegenüber Georgien: Im Hafen Batumi machte das amerikanische Küstenwachschiff „Dallas“ fest. Aus dem Kriegsschiff wurden humanitäre Hilfsgüter ausgeladen. Schon vor einigen Tagen hatte der US-Zerstörer „McFaul“ hier eine ähnliche Mission erfüllt. Die US-Regierung hatte diese unter logistischen Gesichtspunkten wenig effektive, aber dafür politisch aussagekräftige Transportart angeordnet, um so Unterstützung für Georgien zu demonstrieren.

Neben diesen beiden Schiffen wird vor der Küste Georgiens in Kürze auch noch das Flaggschiff der 6. Flotte, die USS Mount Whitney, erwartet. Zu einem schon länger geplanten Manöver vor Bulgarien befinden sich auch Kriegsschiffe Deutschlands, Polens und Spaniens im Schwarzen Meer. Nach Angaben des russischen Generatstabs kreuzen bereits zehn Nato-Schiffe in dem Gewässer, acht weitere befänden sich auf der Anfahrt.

Neue Drohkulisse


Russische Militärexperten sprechen bereits von einer „sich formierenden Kampfgruppe“ und verweisen auf die hohe Kampfkraft vor allem der US-Schiffe: Sie hätten an die 100 Tomahawk-Marschflugkörper mit 2.500 Kilometer Reichweite an Bord. Das Schwarze Meer „wird langsam eng für so eine Flotte“, so der russische Generalstabs-Sprecher Anatoli Nogowizyn. Russland werde angesichts dieses „bedauerlichen Muskelspiels“ seine Schwarzmeer-Flotte aber nicht verstärken, „auch wenn wir dafür Möglichkeiten hätten“, erklärte Nogowizyn.

Georgiens Führung beriet am Mittwoch, wie sie sich jetzt gegenüber Russland verhalten soll. Moskaus Anerkennung der beiden Teilrepubliken kommt aus georgischer Sicht einem Angriff auf die Grundlagen des Staats gleich. „Wir werden in jedem Fall unsere diplomatischen Beziehungen sehr deutlich herunterfahren. Ob sie ganz aufgekündigt werden, entscheiden wir in den nächsten Tagen“, so Timur Jakobaschwili, der als „Reintegrationsminister“ für die Verhandlungen mit den abtrünnigen Provinzen zuständig ist.

Georgien zieht Diplomaten aus Moskau ab


Jakobaschwili deutete an, dass Georgien aus Rücksicht auf seine vielen in Russland lebenden Landsleute die Beziehungen nicht ganz abbrechen werde. In dieser Richtung äußerte sich auch Außenministerin Jekaterina Tkeschelaschwili: Ihr zufolge werde das Personal der Botschaft in Moskau bis auf zwei Diplomaten abgezogen.

Südossetien, der ursprüngliche Krisenherd des Kaukasus-Konflikts, steht mangels Meeresküste bei der sich nun ausbreitenden „freundschaftlichen Kanonenboot-Politik“ etwas im Abseits.

„Staats-Chef“ Eduard Kokoity kompensierte dies, in dem er ankündigte, Russland formell um die Einrichtung von Militärbasen auf südossetischem Gebiet zu bitten – was neuen Konfliktstoff bedeuten würde.



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