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Mittwoch, 09.03.2005

Horrorgeschichten um Maschadows Tod

Moskau. Es gibt mindestens zwei offizielle und zwei inoffizielle Versionen der Beseitigung des tschetschenischen Ex-Präsidenten Aslan Maschadow. Der grundlegende Unterschied besteht darin, von wem der Separatistenführer umgebracht wurde, von den Russen oder von moskautreuen Tschetschenen. Oder als Kompromiss: Beide waren daran beteiligt.

Der russische Armeesprecher vor Ort, Ilja Schabalkin, hatte als erster mitgeteilt, Sonderkommandos der russischen Geheimdienste hätten einen Sprengsatz in den Keller geworfen, wo sich der Rebellenchef versteckte. Dabei sei dieser ums Leben gekommen. Der Vizepremier der moskautreuen tschetschenischen Regierung Ramsan Kadyrow verbreitete derweil die abenteuerliche Version, wonach Maschadow zufällig von einem seiner Leibwächter erschossen wurde.

Kadyrows Prahlerei

Kadyrow wollte den Separatistenchef ursprünglich lebend gefangen nehmen, vernehmen und als untergeordneten Leiter des ihm persönlich unterstehenden „Sicherheitsdienstes des (moskautreuen) tschetschenischen Präsidenten“ einsetzen. Leider sei Maschadow „durch den fahrlässigen Umgang seines Leibwächters mit der Schusswaffe“ umgekommen. Doch es liegt der Verdacht nahe, dass es sich dabei um nicht mehr als die übliche Prahlerei handelte. Dasselbe unrühmliche Ende erwarte „in allernächster Zeit“ auch den Terroristen Schamil Bassajew, erklärte Kadyrow Junior, „den wir in Grosny zur allgemeinen Besichtigung ausstellen werden“. Er verspreche dies „vollverantwortlich“.

Der Direktor des russischen Geheimdienstes FSB Nikolai Patruschew hatte kurz nach Maschadows Beseitigung dem Präsidenten Wladimir Putin Bericht erstattet. Die Operation sei von Mitarbeitern des Geheimdienstes durchgeführt worden.

Diese Erklärung wurde vom tschetschenischen Innenminister Ruslan Alchanow bestätigt. Leider seien es nicht seine Milizionäre gewesen, hieß es. Kadyrow sagte danach, seine Leute seien aber auch dabei gewesen. Maschadows Tod sei „ein Geschenk an alle Frauen zum 8. März“.

Maschadow angeblich schon am Sonntag tot

Außerdem kursiert in Grosny und Moskau ein offenbar von Kadyrow jr. lanciertes Gerücht, wonach Maschadow von seinen Leuten bereits am Sonntag getötet und erst jetzt präsentiert wurde. Sein eigener Vater Achmed Kadyrow sei vor einem Jahr am Tag der russischen Armee einem Bombenanschlag der Rebellen zum Opfer gefallen. Maschadow sei dagegen wie eine schwache Frau am Internationalen Frauentag gestorben, heißt es.

Bei Russland-Aktuell
• Kreml in Rage wegen Tschetschenen-Interviews (12.02.2005)
• Maschadow-Tod und die Folgen: fast unersetzbar (09.03.2005)
• Aslan Maschadow von Leibwächter erschossen? (08.03.2005)
• Maschadows Tod soll Scharten auswetzen helfen (09.03.2005)
Nach den Worten des Armeesprechers Schabalkin hatte einer der am Samstag gefangen genommenen Anhänger Maschadows erzählt, dass dieser angeblich Terrorakte in Tolstoi Jurt persönlich vorbereitete und sogar das Haus gezeigt, wo er sich versteckt hielt. Schabalkins Information über den angeblich vorbereiteten Anschlag in Hassaw Jurt wurde jedenfalls von allen anderen Beteiligten dementiert.

Niemand bekommt das Kopfgeld

Zu dem auf Maschadow ausgesetzten Kopfgeld in Höhe von zehn Millionen US-Dollar sagte der Armeesprecher, diese Frage falle nicht in seine Zuständigkeit. Kadyrow erklärte seinerseits, der Separatistenchef sei von einem gefangenen Rebellen ausgeliefert worden - also kriege niemand das Geld.

(adu/.rufo)


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