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Denkmal für die etwa 700 Opfer des Bürgerkrieges vor Kirche in Zchinvali, Süd-Ossetien (Foto: ossetia.ru)
Denkmal für die etwa 700 Opfer des Bürgerkrieges vor Kirche in Zchinvali, Süd-Ossetien (Foto: ossetia.ru)
Mittwoch, 21.09.2005

Brechen die Konflikte um Georgien wieder auf?

Moskau. Tausende warteten in der südossetischen Hauptstadt Zchinvali auf das Feuerwerk zum Unabhängigkeitstag, da explodierten drei Granaten. Georgien dementiert, geschossen zu haben, will aber Separatismus bekämpfen.

Sieben Menschen wurden durch den Beschuss verletzt. Eine der Granatwerfer-Geschosse hatte eine Brotfabrik im Zentrum Zchinvalis getroffen. Zwei explodierten in Hinterhöfen – unweit des Platzes, wo sich tausende von Osseten und Gäste aus Russland zu den Unabhängigkeitsfeiern versammelt hatten.

Der Zwischenfall sorge in Russland nicht nur deswegen für Schlagzeilen, weil es sonst im ausklingenden Sommerloch kaum große Geschichten gab.
Bei Russland-Aktuell
• Bagapsch wird neuer Präsident in Abchasien (13.01.2005)
• Polit-Debakel in Abchasien nach Wahl-Chaos (07.10.2004)
• Taimuras Schambekowitsch Mamsurow (09.06.2005)
• Russland-Georgien: Hoffen auf gute Zusammenarbeit (31.05.2005)
• Russlands Mandarinenkrieg gegen Abchasien (02.12.2004)
Südossetien beschuldigte die Georgier, aus dem Hinterhalt geschossen zu haben. Der georgische Verteidigungsminister Irakli Okruaschwili hingegen dementierte – und eigentlich müsste er es auch genau wissen, da er gestern Abend persönlich direkt vor den Toren Zchinvalis einen Sondereinsatz der georgischen Streitkräfte leitete.

Georgien dementiert, Zchinvali beschossen zu haben

Einheiten der georgischen Armee blockierten kurzfristig die Straße zwischen der südossetischen Hauptstadt Zchinvali und der nordossetischen Republikshauptstadt Wladikakas. Ziel der Operation war es erklärtermaßen, berichten Moskauer Zeitungen, des Präsidenten der georgischen Teilrepublik Abchasien habhaft zu werden, der zu den Feierlichkeiten nach Zchinvali angereist war.

Bagapsch ließ als Antwort auf die Straßenblockade im etwa 400 km entfernten Abchasien die Streitkräfte (inklusive Marine und Luftwaffe) mobil machen. Die georgische Straßenblockade wurde aufgehoben.

www.aktuell.RU-Info: Ossetien und Abchasien
Sowohl Süd-Ossetien als auch Abchasien hatten sich nach dem Zerfall der Sowjetunion von Tiflis losgesagt und dann Anfang der 90iger Jahre in einem blutigen Bürgerkrieg ihre Unabhängigkeit gegenüber georgischer Intervention verteidigt.

In Südossetien wurden etwa 700 Menschen getötet, in Abchasien geht die Opferzahl in die tausende. Aus Abchasien flüchtete der Großteil der dort lebenden Georgier.

Die Grenze zwischen Nord- und Südossetien, die erst von Stalin künstlich gezogen wurde, wurde de facto aufgehoben. In Süd- und Nord-Ossetien (in Russland) lebt das Volk der Osseten, die Nachfahren der Alanen sind. Zwischen Süd- und Nord-Ossetien und zwischen Abchasien und Russland gibt es seitdem keine georgischen Grenzkontrollen mehr. Beide Republiken betreiben den Anschluss an Russland. In beiden Republiken gibt es russische Friedenstruppen.
Tiflis fühlt sich provoziert

Die Unabhängigkeitsfeiern mussten vom georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili auch deswegen als Provokation aufgefasst werden, weil er es sich zum erklärten Ziel gesetzt hat, die beiden Teilrepubliken Süd-Ossetien und Abchasien wieder nach Georgien einzugliedern.


Der abchasische Präsident kam sicherheitshalber auf Feldwegen zur Unabhängigkeitsparade

Der abchasische Präsident Sergej Bagapsch konnte denn auch nicht direkt von Suchumi über georgisches Staatsgebiet nach Zchinvali fahren, sondern wählte den weiten Umweg auf der anderen Seite der Berge durch russisches Gebiet. Auf der letzten Etappe vor Tchinvali schlug er sich sicherheitshalber mit seinem Hammer-Jeep über Feldwegen durch.

In Zchinvali wurde der 15 Jahrestag der Unabhängigkeit mit einer Trauerfeier am Massengrab der Bürgerkriegsopfer und einer Militärparade begangen, an der offizielle Vertreter aus zahlreichen russischen Regionen, darunter aus dem sibirischen Kemerowo oder auch aus Moskau, Duma-Abgeordnete und Vertreter der russischen Teilrepubliken im Nordkaukasus teilnahmen.

Mit Waffenhilfe aus Russland

Die Parade, bei der auch Schützenpanzerwagen, Artillerie-Selbstfahrlafetten und einige Panzer russischer Herkunft gezeigt wurden, wurde von dem süd-ossetischen Verteidigungsminister General Anatoli Barankewitsch abgenommen, der vor einigen Monaten aus Moskau nach Zchinvali wechselte.

Die süd-ossetischen Streitkräfte zählen angeblich etwa 2.000 Mann, die von weiteren 3.000 Mann Bürgerwehr unterstützt werden. Bürgerwehrmänner erhalten eine Unterstützung von monatlich 1.200 Rubel.

In seiner Ansprache kündigte der süd-ossetische Präsident Eduard Kokoity an, seine Republik werde trotz allen Drucks ihren Weg weitergehen, das unveräußerliche Recht auf nationale Unabhängigkeit verteidigen und ein demokratischer Staat werden. Kokoity beendete seine Rede mit einem Hoch auf Ossetien und das Große Russland. An der Tribune waren Transparente mit der Aufschrift „Putin ist unser Präsident“ angebracht.

Ein Angeordneter der Duma-Fraktion „Rodina“ erklärte, nach dem Abzug der russischen Militärbasen aus Georgien gebe es nun keine „russischen Geiseln“ mehr in Georgien. Jetzt könne Russland die Anerkennung Süd-Ossetiens als unabhängigen Staat fordern.

(gim/.rufo)


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