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Eine Mehrheit der Russen ist für die Todesstrafe. Geköpft wird in Russland aber schon lange nicht mehr. Zuletzt wurden Verurteilte erschossen. |
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Donnerstag, 05.09.2013
Russen sind für Todesstrafe und gegen AbtreibungMoskau. Ja zur Todesstrafe, Nein zur Verweigerung des Wehrdienstes oder zur Abtreibung. Die Mehrheit der Russen beharrt laut einer Umfrage auf stark konservativen Werten. Immerhin, die wilde Ehe tolerieren die meisten schon.
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Im August 1996 führten die Wärter des Butyrka-Gefängnisses den Serienmörder Sergej Golowkin aus seiner Zelle. Wegen der bestialischen Ermordung von elf Minderjährigen wurde Golowkin, genannt Fischer oder auch Würger, zur Todesstrafe verurteilt. Im Gefängnistrakt der Butyrka wird er erschossen. Es war die letzte Hinrichtung, die in Russland durchgeführt wird.
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Mehrheit für Todesstrafe
Seither herrscht ein Moratorium auf die Verhängung der Todesstrafe das war eine der Bedingungen für den Beitritt Russlands zum Europarat. Die zwischen 1996 und 1999 ausgesprochenen 394 Todesurteile wurden nicht vollstreckt. Zuletzt hatte sich allerdings im Februar Innenminister Wladimir Kolokolzew für die Wiedereinführung der Todesstrafe ausgesprochen, nachdem in Tatarstan ein achtjähriges Mädchen entführt und ermordet worden war.
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Auch wenn es nach der Mehrheit der Bevölkerung ginge, würde die Todesstrafe wieder verhängt: Einer Umfrage des Fonds Öffentliche Meinung (FOM) zufolge sprachen sich 68 Prozent für die Wiedereinführung aus. Die Menschen seien bereit, dem Staat das Recht abzutreten, Leben zu nehmen, weil nach Ansicht der Russen die Obrigkeit das Recht ohnehin besitzt, erklärte die Leiterin der Umfrage Jekaterina Koschewina.
Russen gegen Recht auf Abtreibung
Gegen das aktuell geltende Recht sind die Russen auch in einem anderen Punkt; in der Frage der Abtreibung. 62 Prozent der Befragten halten diese für unzulässig. In Russland ist der Schwangerschaftsabbruch bis zur 12. Woche der Schwangerschaft (bis zur 22. Woche nach einer Vergewaltigung) erlaubt. Die Zahl der Abtreibungen liegt bei etwa einer Million pro Jahr in Russland.
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Genaue Zahlen darüber, wie viele junge Männer sich Jahr für Jahr um den Wehrdienst in Russland drücken, gibt es nicht. Doch eins ist klar: Es ist eine hohe Zahl, schon aufgrund der so genannten Dedowtschina, der Rekrutenschinderei, die in Teilen des russischen Militärs immer noch verbreitet ist.
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Widerspruch: Russen drücken sich, sind aber dagegen
Ein offizielles Verweigerungsrecht gibt es nicht. Theoretisch ist zwar ein Zivildienst möglich, doch dieser ist nicht nur deutlich länger als der Wehrdienst, sondern muss weit weg von der Heimat und zumeist auch noch in einer militärischen Einrichtung abgeleistet werden, was den Sinn des Zivildienstes in Frage stellt.
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Doch selbst wenn viele Russen selbst den Wehrdienst umgangen haben, in einer Umfrage halten 68 Prozent Wehrdienstverweigerung für unzulässig.
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In einigen Fragen sind Russen allerdings auch schon weniger starr: So sehen 64 Prozent der Befragten es als legitim an, im Ausland eine neue Heimat zu finden, ebenso viele sind trotz bestehender Vorurteile - auch damit einverstanden, Migranten in Russland eine Arbeitserlaubnis und Aufenthaltsgenehmigung zu erteilen, wenn diese die Sprache beherrschen und keine Vorstrafen besitzen.
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Locker gegenüber Ehe, intolerant gegenüber Homosexuellen
Toleranz beweisen Russen auch gegenüber den neuen Formen des Zusammenlebens: 70 Prozent finden auch nichts Verwerfliches darin, wenn ein Paar ohne Trauschein zusammen lebt.
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Diese Toleranz bezieht sich freilich nicht auf homosexuelle Paare. Zwar wurde bei der aktuellen Umfrage nichts zur Haltung der Russen gegenüber Homosexuellen gefragt, doch deren konservative Haltung wurde schon bei der Homosexuellen-Debatte im Sommer deutlich. Während das Anfang Sommer verabschiedete Verbot für Schwulen-Propaganda unter Minderjährigen im Ausland auf Kritik stieß, ist die Mehrheit der Russen (88 Prozent) damit einverstanden. In der gleichen Umfrage sprach sich fast die Hälfte der Befragten grundsätzlich für eine strafrechtliche Verfolgung Homosexueller aus.
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Achim-Wolf 09.10.2013 - 10:36
Todesstrafe ist grausam und bestialisch
Sehr geehrte Damen und Herren,
bitte unterstützten Sie die folgende Petition für die weltweite Ächtung und Aufhebung der Folter und Todesstrafe bei change.org auf Ihrer Webseite, bei den Medien, in Facebook, Twitter usw.:
http://www.change.org/de/Petitionen/worldwide-outlawing-and-abrogation-of-the-torture-and-the-death-penalty-weltweite-%C3%A4chtung-und-aufhebung-der-folter-und-todesstrafe
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Achim Wolf
Zäher Wille 20a
D-68305 Mannheim
Stoll 05.09.2013 - 12:00
Russland schrumpft
Jedes Jahr gibt es in Russland fünf bis sechs Millionen illegale, weil zu späte Abtreibungen, sagte Misulina, Vorsitzende des Familienausschusses
Die offizielle Zahl liegt bei einer Million.
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