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So sah das "Raumschiff" für den simulierten Flug zum Mars bei dem ersten Experiment aus, an dem auch der Deutsche Oliver Knickel beteiligt war (Foto: Archiv/.rufo)
So sah das "Raumschiff" für den simulierten Flug zum Mars bei dem ersten Experiment aus, an dem auch der Deutsche Oliver Knickel beteiligt war (Foto: Archiv/.rufo)
Mittwoch, 02.06.2010

Mars500 startet: Weltraummission für irdische Zwecke

Moskau. Am Donnerstag beginnt für sechs Männer in Moskau ein 520 Tage langer simulierter Marsflug. Dabei sollen sie Experimente durchführen, die ganz irdische Probleme lösen könnten - wie Herzinfarkthäufigkeit und Einschlafen am Steuer.

Wenn sich die Luke am 3. Juni schließt, sind die Männer auf sich allein gestellt. Außer der Schwerelosigkeit werden alle Situationen, die bei einem Marsflug auftreten können, nachgestellt: Die Männer müssen mit der Einsamkeit, der Sonderverpflegung und eventuellen Notfällen allein klar kommen und sollen dabei keinen Lagerkoller bekommen.

Essen genau nach Fahrplan


Wissen Sie schon, was Sie am 3. November essen werden? Die drei Russen Alexej Sitjew, Suchrob Kamolow, Alexander Smolejewski, der Franzose Romain Charles, der Italiener Diego Urbina und der Chinese Wang Yue wissen es schon. Genauestens reglementiert ist das Essen für den 520tägigen Aufenthalt in der Röhre, die eine Weltraumfähre darstellt.

Zusammengestellt wurde es von Dr. Jens Titze vom Universitätsklinikum Erlangen. Der Mediziner will den simulierten Weltraumaufenthalt der sechs „Kosmonauten“ für seine Untersuchungen in der Gesundheitsforschung nutzen.

Kann weniger Salz den Blutdruck senken?


Und es könnte Bahnbrechendes dabei herauskommen: Titze will den Einfluss von Kochsalz auf den Blutdruck prüfen. Seiner Ansicht nach kann die Verringerung der täglichen Salzaufnahme von zwölf auf neun Gramm den Blutdruck deutlich senken, ohne dass der Geschmack des Essens verloren geht.

„Wir haben in Deutschland 15 -20 Millionen Menschen mit zu hohem Blutdruck, Bluthochdruck ist neben Diabetes die Hauptursache für die Entwicklung von Herzkreislauferkrankungen. Und wir Deutschen sterben in allererster Linie an Herzkreislauferkrankungen“, macht Titze die Bedeutung des Experiments deutlich.

Bei Russland-Aktuell
• 520 Tage in der Röhre: „Flug zum Mars“ startbereit (27.05.2010)
• Mars-500: Gute Laune bei Rückkehr von simuliertem Marsflug (14.07.2009)
• Russen fliegen zum Mars – vorerst zur Probe (28.08.2006)
• Sonnenbatterien, Satelliteninternet, Atom-Raumschiff (29.10.2009)
• Russland gibt Gas: Neues Raumschiff und Weltraumbahnhof (31.08.2009)

Rettung vor dem Herzinfarkt - Milliardenersparnis für die deutschen Krankenkassen


Nach Ansicht Titzes könnten auf diese Weise pro Jahr Hunderttausende Deutsche vor einem frühen Herztod gerettet werden. Die Krankenkassen würden Milliarden Euro einsparen, glaubt er.

Titze ist begeistert von der Aussicht, die Probanden über einen derart langen Zeitraum genau beobachten zu können. Unter normalen Umständen wäre eine solche Feldstudie unmöglich, meint er.

Wie sehr stresst die Isolation das Immunsystem?


Diese Perspektive reizt auch andere Wissenschaftler. Insgesamt über 100 Experimente müssen die Männer in der engen simulierten Raumkapsel bei Moskau durchführen. Professor Alexander Chouker von der Ludwig-Maximilian-Universität in München will die Auswirkungen des Lebens unter Extrembedingungen auf das Immunsystem untersuchen. Die Isolation werde das Immunsystem deutlich stressen, weiß Chouker.

„Basierend auf einem besseren Verständnis der Wechselwirkung von Psyche und Immunsystem könnten neue präventive und therapeutische Strategien entwickelt werden“, hofft der Professor auf neue Erkenntnisse der Mission.

Licht hält den Menschen wach


Professor Hanns-Christian Gunga vom Zentrum für Weltraummedizin an der Charité Berlin interessiert der Wach- und Schlafrhythmus unter Bedingungen fehlenden Sonnenlichts. Dies, so meint der Mediziner könne auch für die Unfallforschung wichtig sein. Welche Beleuchtung braucht ein Kraftfahrer um nicht einzuschlafen?

Insgesamt sind es rund ein Dutzend Experimente, die das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum in das Projekt eingebracht hat.

Die Kosten für die Beteiligung an dem schätzungsweise zwölf bis 13 Millionen Euro teuren Projekt liegen für Deutschland bei rund 1,2 bis 1,3 Millionen Euro. Ein geringer Preis, wenn man die möglichen Erkenntnisse bedenkt.



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