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Schwester Ursula Schneider hilft in Omsk (Foto: Siemers)
Schwester Ursula Schneider hilft in Omsk (Foto: Siemers)
Mittwoch, 29.03.2006

Deutsche Krankenstation auf Rädern in Sibirien

Omsk. Der betagte Mercedes-Bus im Gelb der deutschen Post ist ihr Erkennungszeichen. Tag für Tag fährt Caritas-Schwester Ursula Schneider zum Bahnhof von Omsk, um dort Obdachlose medizinisch zu versorgen.

Seit drei Jahren lebt die Ordensschwester in Westsibirien. In Omsk arbeitet sie gemeinsam mit russischen Mitarbeitern und weiteren Schwestern aus Deutschland – aus Frauenorden in München und Aachen.

Armut zeigt sich ganz offen


Die Caritas hat in Omsk keine Probleme mit den Behörden (Foto: Siemers)
Die Caritas hat in Omsk keine Probleme mit den Behörden (Foto: Siemers)
„Nach kurzer Zeit war ich Feuer und Flamme für Russland und hätte nie gedacht, dass ich mich in ein Land und seine Menschen so verlieben kann“, sagt Schwester Ursula. Bereits in Aachen war sie in der Obdachlosenarbeit tätig. Die Unterschiede zu ihrer Arbeit in Omsk sind augenfällig: „In Deutschland habe ich in einem Sanatorium für Obdachlose gearbeitet“. In Russland sei das Leben für Menschen auf der Straße unvergleichlich schwerer. In Deutschland zeige sich Armut zumeist versteckt - in Russland ganz offen. „Der Kampf um die Existenz ist viel härter.“

Ein Viertel der russischen Bevölkerung lebt in Armut. Da die Caritas überkonfessionell ist und in 61 russischen Städten arbeitet, gibt es kaum Schwierigkeiten mit den örtlichen Behörden. Im Gegenteil. In Osmk ist die Caritas seit 10 Jahren präsent.

„Unser Arbeit wird geschätzt, und oft verweisen die Sozialämter in den Stadtbezirken auf unser Haus“, berichtet Schwester Ursula. Sie sehe durchaus, dass der russische Staat seine soziale Verantwortung erkenne und nach seinen Möglichkeiten handele. Selbst in Deutschland sei es längst so, dass kirchliche Hilfsorganisationen sich im staatlichen Auftrag um in Not geratene Menschen kümmern.

Die Klienten kennen meinen Humor


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• Jugendamt gegen Kinderheim mit deutschen Spenden (17.12.2005)
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Für ihre Arbeit im gelben Mercedes-Bus, der zum Ambulanzwagen umgebaut wurde und eine Standheizung besitzt, hat Schwester Ursula ein Motto: „Wunden heilen“. Und das meint sie nicht nur im medizinischen Sinne, wenngleich sie bei sibirischen Temperaturen derzeit viele Obdachlose mit Erfrierungen zu behandeln hat.

„Wir lachen viel, und langsam kennen die Klienten meinen Humor“, sagt sie schmunzelnd. Inzwischen hat die Deutsche für ihren Bus einen günstigeren Platz am Omsker Bahnhof gefunden – in einem windgeschützten Winkel, wo riesige Fernwärmerohre einen beheizten Ess- und Aufenthaltsplatz schaffen. Selbst die Polizei, die Obdachlose häufig nur als „bomsch“ bezeichnet, freue sich über die Ruhe und Ordnung.

Eine große Sorge plagt die Ordensschwester indes: Ihre Klinik auf Rädern habe bereits 18 Dienstjahre auf dem Buckel und leide an Altersschwäche. Für ihre Arbeit sei solch ein Fahrzeug aber unentbehrlich. So hofft Ursula Schneider, dass die Anschaffung eines neuen Busses noch rechtzeitig klappt, bevor ihr Postauto seinen Geist aufgibt.

Auch das neue Fahrzeug braucht natürlich eine Standheizung – alles andere als Luxus, denn ohne Standheizung ist die medizinische Versorgung der Obdachlosen bei eisigen Temperaturen nicht zu bewältigen. Nur: Diesmal dürfe der Bus auch eine andere Farbe als postgelb haben.

Wilhelm Siemers (ORNIS)


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