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Der neue Kommersant-Besitzer: Alischer Usmanow (Foto: Gazprominvestholding)
Der neue Kommersant-Besitzer: Alischer Usmanow (Foto: Gazprominvestholding)
Donnerstag, 31.08.2006

Verlag Kommersant an Großindustriellen verkauft

Moskau. Lange kursierten bereits Gerüchte, doch nun ist es offiziell: Das Verlagshaus „Kommersant“ wechselt den Besitzer. Neuer Eigentümer der führenden russischen Zeitung ist der Industrielle Alischer Usmanow.

Als der Geschäftsführer des Kommersant, Demjan Kudrjawzew, gestern Abend vor die Fernsehkameras des Senders NTW trat, wirkte er entspannt. Gerade war er von einem ersten Treffen mit dem neuen Besitzer des Verlagshauses zurückgekehrt. Er glaube nicht, dass sich der Besitzerwechsel auf die politische Linie oder die Geschäftspolitik der Zeitung auswirken werde, so Kudrjawzew.

Der neue Eigentümer Alischer Usmanow, ein laut Wirtschaftsmagazin Forbes rund 3,1 Milliarden US-Dollar (rund 2,5 Milliarden Euro) schwerer Oligarch, habe von einer langfristigen Investition gesprochen und wolle das Management nicht austauschen.

Stahlmagnat Usmanow neuer Besitzer


Der Verkäufer (in Georgien im Exil): Badri Patarkazischwili (Foto: newsru.com)
Der Verkäufer (in Georgien im Exil): Badri Patarkazischwili (Foto: newsru.com)
Auch Usmanow kommentierte den Kauf gegenüber NTW. Das Mediengeschäft sei für ihn ein völlig neues, aber sehr spannendes Feld, so der Geschäftsmann, dessen Betätigungsfeld bisher vor allem die Metallindustrie war und der Anteile an „Ural Stahl“ und dem „Oskolsker Elektrometallurgischen Kombinat“ hält. Beide Seiten seien sich handelseinig.

Der Deal werde in den kommenden Tagen besiegelt. Jetzt müssten die Juristen ans Werk. Bisheriger Eigentümer des Verlagshauses war der Beresowski-Partner Badri Patarkazischwili.

Beide Vorbesitzer mit Haftbefehl gesucht


Der Vorbesitzer (in England im Exil): Boris Beresowski (Foto: rufo/Archiv)
Der Vorbesitzer (in England im Exil): Boris Beresowski (Foto: rufo/Archiv)
Nachdem sich Beresowski zu Beginn dieses Jahres von seinen Anteilen am Kommersant getrennt hatte, äußerte im April auch Patarkazischwili ähnliche Absichten. Bei einem möglichen Börsengang des Verlagshauses Kommersant wolle er einen Teil der Aktien veräußern oder gar alle Anteile zum Preis von 350 Millionen US-Dollar verkaufen. Patarkazischwili wird in Russland wird wegen versuchter Fluchthilfe polizeilich gesucht und lebt im Exil im georgischen Tbilissi.

Geht Kommersant noch an Gasprom – oder ist er schon da?


Als mögliche Käufer des Kommersant waren zuletzt auch der Oligarch Roman Abramowitsch und Gazprom im Gespräch. Der halbstaatliche Energiekonzern hatte vor kurzem bereits die Zeitungen „Iswestija“ und „Komsomolskaja Prawda“ erworben. Beobachter glauben, dass Usmanow den Kommersant entgegen andersartiger Beteuerungen an Gazprom weiterverkaufen könnte.

Faktisch ist dies aber nicht unbedingt nötig, da Usmanow als Generaldirektor der Gasprom-Tochtergesellschaft „Gazprominvestholding“ ohnehin in dieser Struktur zuhause ist. Für den Kreml hat damit die wohl einflussreichste Zeitung Russlands einen umgänglichen Verlagsbesitzer gefunden.

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Für welche Kaufsumme der Verlag letztlich an Usmanow ging, ist nichts bekannt. Geschäftsführer Kudrjawzew nannte sie marktüblich. Der Betrag sei schmeichelhaft für das Management und auch der Verkäufer sei zufrieden. Die Zeitung Kommersant beruft sich in ihrer Donnerstagsausgabe selbst auf eine unbekannte Quelle, die die Kaufsumme mit mehr als 200 Millionen US-Dollar bezifferte.

Kommersant verdiente 2005 rund 13 Millionen Dollar


Das Verlagshaus Kommersant wurde im Jahr 1989 von Wladimir Jakowlew gegründet. Außer der gleichnamigen Qualitätszeitung Kommersant, die in 16 russischen Städten in einer Auflage von 122.800 Exemplaren erscheint, produzieren die Redaktionen des Verlagshauses das Wirtschaftsmagazin „Dengi“ (Geld), das Politikmagazin „Wlast“ (Macht), die Autozeitschrift „Awtopilot“ und verschiedene thematische Beilagen. Seit Juli 2005 ist der Verlag auch in Kiew mit einer ukrainischsprachigen Ausgabe vertreten.

Der Umsatz des Verlagshauses betrug im Jahr 2005 nach eigenen Aussagen rund 61 Millionen US-Dollar (rund 50 Millionen Euro). Der Gewinn etwas mehr als 13 Millionen US-Dollar (knapp 11 Millionen Euro).

(cj/.rufo)


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