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Eine bunte Zeitung weniger an moskaus Zeitungskiosken (Foto: dja/.rufo)
Eine bunte Zeitung weniger an moskaus Zeitungskiosken (Foto: dja/.rufo)
Montag, 21.04.2008

Scheidungs-Gerücht um Putin: Zeitung geschlossen

Moskau. Die Story über die angebliche Scheidung und neue Heirat von Wladimir Putin hat für ihren Urheber, die Zeitung „Moskowski Korrespondent“ heftige Folgen: Die kleine Zeitung wird von ihrem Herausgeber geschlossen.

Am 11. April hatte die erst vor einem halben Jahr gegründete Zeitung mit einem Artikel international Furore gemacht: Angeblich hat sich Präsident Wladimir Putin von seiner Gattin Ludmilla getrennt und will am 15. Juni die 24 Jahre alte Ex-Turnerin und Duma-Abgeordnete Alina Kabajewa heiraten.

Putin dementiert nach langem Schweigen


Der Kreml schwieg zu dem Medienrummel zunächst verkniffen - bis Putin sie selbst am Freitag bei einer Pressekonferenz in Italien mit „kein Wort davon ist wahr“ abtat. Ein Kreml-Pressesprecher sprach daraufhin von einer „minderwertigen Boulevard-Ente“.

Damit wäre die Sache eigentlich vom Tisch – aber für ihre Urheber soll sie fatale Folgen haben: Die Geschäftsleitung der „Nationalnaja Mediakompania“ des Ex-Duma-Abgeordneten und Bankiers Alexander Lebedew wird heute den Zeitungsmitarbeitern ihre Entlassung mitteilen, berichten russische Medien. Lebedew hat demnach nach dem Aufsehen erregenden Skandal der Zeitung den Geldhahn abgedreht.

Bei Russland-Aktuell
• Putin dementiert Hochzeitspläne mit Kabajewa (18.04.2008)
• Putins Auserwählte: Wer ist Alina Kabajewa? (16.04.2008)
• Wladimir Putin geschieden und vor neuer Hochzeit? (15.04.2008)
• Duma schützt Medien vor ausländischen Investitionen (03.04.2008)
• Zeitung wegen Kritik an Wahlkampagne eingestellt (14.12.2007)

Offiziell Schließung wegen Geldmangels


Nach Außen hin versucht der Verlag dabei sein Gesicht zu wahren: Das Zeitungsprojekt werde „vorübergehend eingestellt“, weil es nicht rentabel sei und die fünf Mal pro Woche erscheinenden Zeitung ihre Auflage von 30.000 Exemplaren auch nur zu 45 Prozent absetzen könne, so Artjom Artjomow, der Geschäftsleiter von Lebedews Medienholding. Auf den Konten der Zeitung seien noch 4 Mio. Rubel (ca. 108.000 Euro), was ausreiche, um mit den Mitarbeitern abzurechnen.

Lebedew dementierte gegenüber dem „Kommersant“ , dass auf ihn Druck ausgeübt worden sei, die Zeitung zu schießen. Entsprechende Behauptungen seien „völliger Blödsinn“. Der Schließungsgrund sei rein wirtschaftlicher Natur, der Unterhalt des hochgradig defizitären Blattes hätte ihn fünf bis sechs Millionen Dollar im Jahr gekostet. Noch vor wenigern Tagen hatte er in Interviews erklärt, zwar nicht glücklich über den Putin-Bericht zu sein, was aber die Existenz seines Boulevard-Experiments nicht weiter betreffen werde.

Lebedew beschuldigt Luschkow


Lebedew beschuldigte allerdings die Moskauer Stadtverwaltung, das Gedeihen seiner Zeitung verhindert zu haben: Mit Aufkäufen der Auflage, Verkaufsverboten und Anzeigenboykotts habe die Hauptstadtverwaltung den „Korrespondenten“ behindert, was Grund für dessen Unrentabilität gewesen sei.

Diesen Vorwurf weist nun wieder die Stadtverwaltung entschieden zurück: Für die Behörden seien alle Zeitungen gleich und auf keine werde Druck ausgeübt, so Pressesprecher Sergej Zoi. Nach Meinung von Luschkows Sprecher habe einfach nur niemand diese Zeitung gekauft, „weil sie auf Lügen aufgebaut war und die Moskauer das bestens durchschauen“.

Unisono weist auch der Kreml den Vorwurf zurück, irgendwie auf Lebedew eingewirkt zu haben.



Branchenkenner wollen aber dennoch nicht an einen zufälligen zeitlichen Zusammenfall der beiden Ereignisse glauben: „Es ist schwer, sich einen anderen Grund für die Schließung der Zeitung vorzustellen“, so Igor Jakowenko, der Generalsekretär des russischen Journalistenverbands. Lebedew als Bankier habe schließlich die Risiken der Herausgabe einer solchen Zeitung gekannt und sie von Anfang an nicht als Mittel zur Gewinnerzielung betrachtet. Nach Jakowenkos Meinung habe man Lebedew einfach klar gemacht, dass er ja auch noch andere Business-Bereiche habe und sich doch besser nicht von seinen Bankgeschäften ablenken lassen sollte.

Zeitungen brauchen Anlaufzeit, um rentabel zu werden


Auch sei klar, dass ein solches Zeitungsprojekt mindestens anderthalb bis zwei Jahre brauche, um finanziell in den grünen Bereich zu kommen, so der Chefredakteur des in der russischen Yellow Press etablierten „Moskowski Komsomolez“, Wladimir Sungorkin.

Der „Moskowski Korrespondent“ seinerseits dementiert seine Schließung und bestätigt nur die Entlassung des Chefredakteurs Grigori Nechoroschew. „Ich leite derzeit den Zeitungsbetrieb“, erklärte der bisherige Vize Igor Dudinski am 21. April gegenüber Russland-Aktuell. „Ich gehe zu 80 Prozent davon aus, dass unsere Ausgabe morgen erscheint“, sagte Dudinski. Über das weitere Schicksal des Blattes soll in den nächsten Tagen entschieden werden.



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