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Letzte Ausgabe der Wochenzeitschrift Rossija
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Freitag, 14.12.2007

Zeitung wegen Kritik an Wahlkampagne eingestellt

Moskau. Die Wochenzeitschrift „Rossija“ hat ihr Erscheinen eingestellt. Mitarbeitern zufolge war ein kritischer Artikel über den Duma-Wahlkampf Anlass für die Schließung. Die Journalisten widersetzen sich der Entlassung.

„Seit Anfang Dezember kommt unsere Zeitung schon nicht mehr heraus, obwohl ihr Ende offiziell noch nicht verkündet wurde“, teilte ein Mitarbeiter des Blattes Russland-Aktuell mit. Das strittige Material erschien am 29. November, kurz vor den Duma-Wahlen. Unmittelbar darauf teilte die Geschäftsleitung den Journalisten intern ihre Entlassung mit. Der Artikel wurde von der Webseite der Zeitung entfernt.

Bei Russland-Aktuell
• Russland: Regionalausgabe der Nowaja Gaseta eingestellt (16.11.2007)
• Meinungsfreiheit: Journalisten schreiben an Putin (27.09.2007)
• Russland vor den Wahlen – Überblick über die Medien (17.07.2007)
• Russland: Druck auf Medien und Journalisten nimmt zu (11.01.2007)

„Keine politischen Gründe“


Offiziell streitet der Eigner des Blattes politische Beweggründe zur Schließung ab. „Die Entscheidung zur zeitweiligen Einstellung der Zeitung „Rossija“ hat allein wirtschaftliche Gründe“, erklärte Chabib Abdullajew, Pressesprecher von „Sistema Mass Media“, dem Tochterunternehmen des milliardenschweren Mischkonzerns AfK Sistema. Man konzentriere sich auf die Entwicklung von Hochtechnologien und könne daher die Zeitung nicht weiter subventionieren, so Abdullajew gegenüber Russland-Aktuell.

„Das Kollektiv wird auf die minimale Anzahl von Mitarbeitern optimiert“, erklärte Abdullajew. Es sei geplant, den Zeitungsbetrieb wieder aufzunehmen, ein konkretes Datum stehe allerdings noch nicht fest, betonte er. Die Löschung des Artikels auf der Internetseite der Zeitung kommentierte er nicht.

Nervenkrieg zwischen Eignern und Journalisten



Die Redaktion sieht in der geplanten Reduzierung ein Druckmittel, um unliebsame Journalisten loszuwerden. Für eine Entlassung müsse ein Grund angegeben werden, betonte einer der Mitarbeiter. „Wenn wir nach Ansicht der Besitzer nicht politisch korrekt schreiben, dann müssen sie das eben als Kündigungsgrund angeben“, sagte er. Die Journalisten haben sich Rechtsbeistand geholt und fordern zumindest eine angemessene Entschädigung bei einer Entlassung.

Derzeit wird der Konflikt versteckt ausgetragen. Im Redaktionsgebäude sind alle Internetanschlüsse gekappt, als nächste Maßnahme droht die Abschaltung der Telefone. Reale Arbeitsmöglichkeiten gibt es nicht.

Heizung und Licht funktionieren noch


Die Journalisten müssen dennoch acht Stunden täglich in den Redaktionsräumen ausharren, um nicht wegen unerlaubter Abwesenheit einen Kündigungsgrund zu liefern. „Doch solange Licht und Heizung nicht ausgestellt werden, können wir damit leben“, sagte einer der Journalisten ironisch.

Die Wochenzeitung „Rossija“ wurde 1880 gegründet. Seit 1998 wird sie erneut herausgegeben. Die Auflage liegt bei 81.000 Exemplaren.

(ab)


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