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Mittwoch, 06.07.2005

RTL steigt in den russischen TV-Markt ein

Moskau. Die Bertelsmann-Tochter RTL Group hat gemeinsam mit dem Stahlkonzern Sewerstal den russischen Privatsender Ren-TV übernommen. Seit Monaten wurde in Moskau über das bevorstehende Geschäft spekuliert.

Sewerstal, eines der größten Industrie-Unternehmen Russlands, kaufte für 100 Millionen Dollar (84 Millionen Euro) einen 70%-igen Anteil an dem Sender, der vorher dem Stromerzeuger RAO EES gehörte. Die RTL Group übernahm für eine nicht genannte Summe die restlichen 30 Prozent der Aktien von den Ren-TV-Gründern Irena Lesnewskaja und ihrem Sohn Dmitri Lesnewski.

Schnell wachsender Werbemarkt

Der Verkauf soll bis Ende des Jahres abgewickelt sein. RTL-Chef Gerhard Zeiler begründete den Einstieg seines Unternehmens bei Ren-TV in einer Pressemitteilung damit, Russland sei einer “der am schnellsten wachsenden Werbemärkte der Welt.”

Ursprünglich galt die Kreml-nahe Bank „Ewrofinans“ als aussichtsreichster Anwärter auf die Übernahme der Aktienmehrheit. Der Stahlkonzern habe jedoch eine höhere Summe geboten, berichtete die Wirtschaftszeitung „Wedomosti“ unter Berufung auf namentlich nicht genannte Verhandlungs-Insider.

Bei Russland-Aktuell
• Bertelsmann will angeblich Ren TV kaufen (22.04.2005)
• Start für russische Wallpaper (01.02.2005)
• TV-Journalist Parfjonow leitet Newsweek (06.12.2004)
Bislang war „Sewerstal“ nur an wenigen regionalen Zeitungen und einem Lokal-Fernsehsender im nordrussischen Tscherepowez beteiligt, wo sich das wichtigste Stahlwerk der Unternehmens-Gruppe befindet. Der Milliardär und Sewerstal-Chef Alexej Mordaschow war bei den letzten Präsidentschaftswahlen offizieller Vertrauter von Wladimir Putin.

Für RTL Business, für Russland bedauerlich

Moskauer Medien-Experten fürchten nach der Übernahme, der Sender könnte seine Redaktionspolitik ändern und in einen reinen Unterhaltungskanal verwandelt werden. „Für RTL ist es einfach nur Business, für Russland ist es sehr bedauerlich“, zitierte die „Moscow Times“ nach Bekanntwerden des Verkaufs den ehemaligen „Iswestia“-Chefredakteur Raf Schakirow.

Ren-TV war zuletzt der größte Privatsender Russlands mit einer vom Kreml unabhängigen Nachrichtenpolitik. Das Unternehmen war 1991 als TV-Produktionsfirma gegründet worden und ging 1997 mit einer eigenen Frequenz auf Sendung.

Die Ren-TV-Gründerin Lesnewskaja, die zunächst auch weiterhin im Topmanagement des Senders bleiben wird, erklärte dagegen, die Nachrichtenprogramme würden von den neuen Eigentümern sogar noch ausgebaut. So plane Ren-TV etwa für die nächste Zukunft die Eröffnung weiterer Korrespondenten-Büros.

(epd/kp)


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