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Erst vor wenigen Jahren wurde das RIA Nowosti Zentrum aufwändig renoviert, nun wird die Agentur aufgelöst (Foto: RIA Nowosti) |
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Montag, 09.12.2013
Kreml hofft auf bessere AuslandsdarstellungMoskau. Russlands Präsident Wladimir Putin fusioniert die Nachrichtenagentur RIA Nowosti und den Sender Stimme Russlands. Herauskommen soll ein effizienteres Instrument für die Darstellung im Ausland.
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Wladimir Putin nimmt die Verbesserung des Russlandbildes im Ausland in seine eigenen Hände. Mit dem Präsidentendekret Über Maßnahmen zur Effizienzerhöhung bei der Tätigkeit staatlicher Medien hat er die staatliche Nachrichtenagentur Russland heute aus dem Boden gestampft.
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Ihre wichtigste Aufgabe ist es, die russische Politik und Gesellschaft im Ausland darzustellen, heißt es im Dekret. Das Hauptquartier wird die Agentur in den Büroräumen der dafür liquidierten Nachrichtenagentur RIA Nowosti im Zentrum Moskaus nahe dem ehemaligen Gorki-Park beziehen. Zudem soll dem neuen Mediengiganten auch der Sender Golos Rossii (Stimme Russlands) angegliedert werden.
Aus zwei mach eins
RIA Nowosti ist eine der drei führenden Nachrichtenagenturen in Russland neben Interfax und der ebenfalls staatlichen ITAR-TASS. Hervorgegangen aus dem 1941 nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion gegründeten Sowinformbüro verfügt RIA Nowosti inzwischen über Korrespondentenbüros in 49 Ländern und gibt seine Nachrichten in 22 Sprachen heraus. Im laufenden Jahr lag der Etat bei knapp 70 Millionen Euro.
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Noch mehr Geld über 100 Millionen Euro - hat der Kreml in diesem Jahr in die Stimme Russlands gebuttert. Der Sender zielt seit jeher auf die Außendarstellung Moskaus schon bei seiner Gründung im Oktober 1929 gab es eine deutsche Sendeabteilung, inzwischen strahlt er sogar in 31 Sprachen aus. Die Propagandawirkung ist allerdings begrenzt zwar wurde die Technik inzwischen digitalisiert, der immer noch an sowjetische Diktion erinnernde Sprachstil wurde jedoch weitgehend beibehalten.
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Russia Today |
Noch unabhängig von der Nachrichtenagentur Russland heute gibt es den 2005 geschaffenen Fernsehsender Russia Today. Der Sender wird in über 100 Staaten ausgestrahlt und sendet in Russisch, Englisch, Arabisch und Spanisch. Sein Budget belief sich in diesem Jahr auf 10,4 Mrd. Rubel (weit über 200 Mio. Euro).
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Dopplung bei Funktionen
Es gehe darum effizienter und kostensparender zu berichten, sagte der Leiter der Kremlverwaltung Sergej Iwanow. Für das Jahr 2014 seien Einsparungen bei allen staatlichen Medien vorgesehen, teilte er mit. Tatsächlich hatten sich die Funktionen beider Staatsmedien in vielen Fällen gedoppelt, wobei RIA Nowosti unter der Leitung von Chefredakteurin Swetlana Mironjuk als moderner und liberaler galt. Diese Liberalität ist im Kreml aber nicht gefragt.
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Radikaler als Chefredakteur
Offenbar hat man im Kreml entschieden, dass die Leine zu lang war, oder sogar ganz fehlte, dass die die Führung der Agentur Miesmacherei betreibt und dass es jetzt, besonders vor dem Hintergrund der Ereignisse in Kiew, die der Kreml mit erhöhter Emotionalität verfolgt, nötig ist, die Leine zu kürzen und die Struktur zuverlässiger zu machen, urteilt der bekannte Journalist und Bürgerrechtler Nikolai Swanidse.
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Aus diesem Grund wurde mit dem TV-radikal-konservativen Journalisten Dmitri Kisseljow ein hundertprozentig kremltreuer Mann als neuer Chefredakteur installiert.
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Hass gegen Ukrainer und Homosexuelle
Kisseljow, vom Medienkommentator Sergej Warschawtschik in seinem Blog als wichtigster TV-Agitator Russlands betitelt, fiel zuletzt tatsächlich mit einseitiger und verzerrender Berichterstattung beim staatlichen Fernsehsender Rossija auf, wo er unter anderem die Demonstranten in Kiew als barbarisch beschimpfte.
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Gegenüber Homosexuellen sagte er in einer Sendung: Ihnen muss man das Blut- und Samenspenden verbieten und ihre Herzen sollte man nach einem Unfall vergraben oder verbrennen als unbrauchbar für die Verlängerung irgendeines Lebens. Kisseljow nannte als wichtigste Aufgabe von Russland heute die Wiederherstellung eines gerechten Bildes von Russland.
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Stoll 11.12.2013 - 21:27
Russland will seine Schanddaten reinigen
Wer fällt auf den Propagandasender den rein? Niemand.
Matthias 11.12.2013 - 12:16
Das Bild eines modernen, weltoffenen Russlands wird man damit wohl kaum vermitteln können...
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