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Prächtig und beeindruckend sind die russisch-orthodoxen Messen (Foto: Packeiser/.rufo)
Prächtig und beeindruckend sind die russisch-orthodoxen Messen (Foto: Packeiser/.rufo)

Der rechte Glaube – Russlands Orthodoxe Kirche

Mit dem Untergang des Byzantinischen Reiches wurde Russland zum weltweit wichtigsten Zentrum der Orthodoxie. Die Russische Orthodoxe Kirche sieht sich als Bewahrerin der ursprünglichen, ungeteilten christlichen Kirche.

Orthodoxe Christen glauben wie Katholiken und Protestanten an die Heilige Dreifaltigkeit (Gott Vater, Gott Sohn und Heiliger Geist). Außer der Bibel, Fundament des Glaubens, spielt auch die kirchliche Überlieferung eine wichtige Rolle in der orthodoxen Theologie.

Massentaufe im Dnjepr


Als Zeitpunkt der Christianisierung Russlands gilt das Jahr 988, als Großfürst Wladimir von Kiew sich und seine Untertanen im Dnjepr taufen ließ. Das Christentum verbreitete sich anschließend unter vielen Völkern des späteren Russischen Reiches und war bis zur Oktoberrevolution Staatsreligion.

Nach einer umstrittenen Kirchenreform des Patriarchen Nikon spalteten sich im 17. Jahrhundert die Altgläubigen von der Staatskirche ab. Abgesehen von der Verfolgung der Altgläubigen-Kirche, die erst ab 1905 legal tätig werden konnte, gab es in der russischen Kirchengeschichte keine Exzesse wie Inquisition oder Hexenverbrennungen.
Die Christus-Erlöser-Kathedrale in Moskau wurde 1995 wieder aufgebaut (Foto: Siegmund/.rufo)
Die Christus-Erlöser-Kathedrale in Moskau wurde 1995 wieder aufgebaut (Foto: Siegmund/.rufo)
Während der Sowjetzeit wurde die orthodoxe Kirche in Russland unterdrückt und verfolgt. Die meisten Kirchen wurden zerstört oder zweckentfremdet, tausende Geistliche wurden ermordet.

Meinungsumfragen zufolge bezeichnen sich heute zwischen 60 und 80 Prozent der Einwohner Russlands als orthodox, allerdings ist die Zahl der aktiven Kirchgänger (wie auch in Deutschland) wesentlich geringer.

Nur die Kirche überstand den Zerfall der UdSSR


Die russische Kirche ist hierarchisch organisiert. An der Spitze steht seit Anfang 2009 Kyrill I., der Patriarch von Moskau und Ganz Russland, dessen offizieller Amtssitz sich im Moskauer Danilow-Kloster befindet.

Der Patriarch gilt als oberste geistliche Autorität, aber nicht als unfehlbar, wie der Papst. Alle wichtigen Entscheidungen des Kirchenlebens werden von der Heiligen Synode getroffen, deren Vorsitzender der Patriarch ist.

Organisation der russisch-orthodoxen Kirche


Das gesamte Territorium Russlands und der ehemaligen Sowjetunion ist in orthodoxe Diözesen aufgeteilt. Sie werden von Bischöfen bzw. Erzbischöfen geleitet. An der Spitze der wichtigsten Bistümer steht ein Metropolit.

Seit dem Zerfall der UdSSR gibt es in einigen ehemaligen Teilrepubliken – vor allem in der Ukraine und in Estland - Bestrebungen, nach dem Vorbild der Balkanländer eine von Moskau unabhängige orthodoxe Landeskirche aufzubauen. Die anderen orthodoxen Kirchen (von Serbien, Bulgarien, Rumänien, Georgien, den Patriarchaten von Konstantinopel und Jerusalem u.a.) gelten als gleichberechtigte Schwesterkirchen, mit denen Abendmahlsgemeinschaft besteht.
Ganz untertauchen heißt die Devise bei der orthodoxen Taufe (Foto: Swetlizki/.rufo)
Ganz untertauchen heißt die Devise bei der orthodoxen Taufe (Foto: Swetlizki/.rufo)

Keine Kirchenorgel, keine Hosen, kein Zölibat


In den oft prächtig ausgestatteten orthodoxen Kirchen finden meist täglich Gottesdienste statt. Die Liturgie hat bei einer orthodoxen Messe eine wesentlich größere Bedeutung, als etwa in einem protestantischen Gottesdienst.

In der Kirche gibt es keine Sitze und keine Kirchenorgeln. Messdiener assistieren dem Priester. Frauen sollen eine Kirche nur mit Kopftuch und Rock betreten. Dies gilt auch für Touristen. Von den Gläubigen wird aber nicht unbedingt erwartet, dass sie der gesamten Messe von Anfang bis zum Ende beiwohnen.

Die russisch-orthodoxen Feiertage


Wichtigstes orthodoxes Kirchenfest ist Ostern. Vor dem Fest sollen alle Rechtgläubigen in der Osterfastenzeit 40 Tage lang auf Fleisch und Milchprodukte verzichten. Alle Kirchenfeiertage werden nach dem alten julianischen Kalender berechnet, der hinter dem sonst gebräuchlichen gregorianischen derzeit um 13 Tage herhinkt. Daher feiern russisch-orthodoxe Christen etwa Weihnachten erst in der Nacht vom 6. zum 7. Januar.
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• Hauptkuppel der Troizki-Kathedrale mit neuem Kreuz (10.10.2008)
• Moskauer Patriarch besucht Frankreich und den Europarat (02.10.2007)
• Auf Missionskurs: Kirche soll auf der Wolga schwimmen (27.08.2007)
• Putin, Papst und Patriarch – Dialog auf Deutsch (14.03.2007)

Strenge Moral fast bei allem


Die Russische Orthodoxe Kirche hält bis heute an einem strengen Moralkodex fest. Homosexualität, vorehelicher Sex und Abtreibung werden kategorisch abgelehnt. Frauen dürfen nicht Priester werden. Allerdings gibt es kein Zölibat wie in der katholischen Kirche.

Lediglich Bischöfe und Metropoliten müssen ein Mönchsgelübde abgelegt haben. Von Gemeindepfarrern wird dagegen erwartet, dass sie eine eigene Familie gründen. Relativ liberal sieht die orthodoxe Kirche Fragen der Ehescheidung. Eine zweite kirchliche Trauung aus Rücksicht auf die objektiven menschlichen Schwächen ist möglich.

Neben den universellen christlichen Heiligen verehrt die orthodoxe Kirche auch Nationalheilige wie den Fürsten Alexander Newski, den orthodoxen Einsiedler-Mönch Seraphim von Sarow und die letzte Zarenfamilie. Nicht nur in allen Kirchen, sondern auch in vielen religiösen Familien gibt es ganze Ikonenwände.
Zu den wichtigsten nationalen Heiligtümern gehören das Sergius-Dreifaltigkeitskloster in Sergijew Possad nordöstlich von Moskau, das Alexander-Newski-Kloster in St. Petersburg und das Kiewer Höhlenkloster.

(Karsten Packeiser/.rufo)


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