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Anastasija Prichodko: Die Ukrainerin tritt beim Eurovision Song Contest für Russland an (Foto: TV)
Anastasija Prichodko: Die Ukrainerin tritt beim Eurovision Song Contest für Russland an (Foto: TV)
Montag, 09.03.2009

Eurovision vs. Gasstreit: Kiewerin singt für Russland

Moskau, Ulrich Heyden. Eine Ukrainerin im langen Kleid hat Russlands Vorauswahl für den Eurovision-Song-Contest gewonnen. Moskau setzt diesmal auf Ausdruck, statt auf nackte Haut und lässt dafür sogar eine Ukrainerin antreten.

Bei der russischen Vorauswahl für den Eurovision Song Contest gab die stimmgewaltige Anastasija Prichodko ihr Letztes. Am Ende ihres Liedes „Mamo“ („Mama“) hockte die 21jährige auf den Knien im Zwiegespräch mit ihrer Mutter. „Du hast meine Seele nicht freigelassen,“ klagt sie und schlägt in ihrer Verzweiflung mit der Hand auf den Boden. „Du hast mir gesagt, ich soll mir nichts wünschen.“

Der Bühnenauftritt, der am Sonnabend vom russischen Fernsehkanal ORT übertragen wurde, unterschied sich auffallend von den übrigen Shows, bei denen immer viel nackte Haut zu sehen ist. Die 21jährige aus Kiew trug ein langes schwarzes Kleid.

Eurovision-Finale diesmal in Moskau


Für die Russen ist es dieses Jahr besonders wichtig, wer das Land vertritt, denn das Finale des Eurovision-Wettbewerbs wird am 16. Mai das erste Mal in Moskau stattfinden.

Das Urteil des russischen Fernsehpublikums war am Samstag Abend eindeutig. 25 Prozent der Zuschauer stimmten über Telefon-Anrufe und SMS-Nachrichten für die schwarz gelockte Sängerin aus Kiew. Die Konkurrentinnen, die blonde Walerija bekam nur 14 Prozent und die Gruppe „Quatro“ zwölf Prozent.

Bekannt aus Star Factory


Völlig unbekannt ist Anastasija aus Kiew in Russland nicht. Die schwarz Gelockte mit der starken Stimme hat bereits beim Talentschuppen „Star Factory“ einen Sieg eingeheimst.

Ihr Lied „Mamo“ sang Anastasija (www.anastasya-prihodko.com) auf Russisch, den Refrain aber auf Ukrainisch. „Die russische Auswahlkommission war mit meiner prinzipiellen Bedingung einverstanden, Mamo in der russischen Vor-Auswahl auf Ukrainisch und Russisch zu Singen“, erklärte die Sängerin auf einer Pressekonferenz.

In Kiew durchgefallen


Eigentlich wollte Anastasija für die Ukraine am Eurovision Song Contest teilnehmen. Doch beim Auswahlverfahren in Kiew fiel sie durch, weil sie ihren Beitrag „Alles für Dich“ auf Russisch sang und nicht wie vorgeschrieben auf Ukrainisch oder Englisch.

Bei Russland-Aktuell
• Eurovision 2009: Putin gibt Moskau Vorzug vor Petersburg (22.07.2008)
• Betrugsvorwürfe nach Sieg von Bilan bei Eurovision (30.05.2008)
• Eurovision: Russlands Show-Biz im Freudentaumel mit Dima (25.05.2008)
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Die Siegerin in der russischen Vor-Auswahl ist Vollblut-Musikerin. Sie hat die Kiewer Glier- Musik-Hochschule mit Schwerpunkt ukrainische Volksmusik abgeschlossen und spielt nicht nur Klavier, sondern auch Flöte und Gitarre. Schon als 15jährige träumte Anastasija davon, in der ukrainisch-russischen Mädchen-Band „VIA Gra“ zu singen. Nun hat es endlich geklappt. Sie ist ein Star und bald auch in Europa bekannt.

Doch nicht alle freuten sich über den Sieg der Ukrainerin. Iosif Prigoschin, der Producer der russischen Mitbewerberin Walerija, forderte eine Wiederholung der Wahl. Man müsse „eine andere Person zur Eurovision schicken“, erklärte Prigoschin. „Ein Lied, welches in der ukrainischen Sprache vorgetragen wird, hat mit Russland nichts zu tun.“

Jubel bei russischen Kommentatoren


Russische Kommentatoren dagegen jubeln. Dass Russland mit einem Lied in der ukrainischen Sprache vertreten wird, sei „ganz phantastisch, vom politischen Standpunkt aus“, meinte Maxim Kononenko, Kommentator der Zeitung „Wsgljad“. Im Übrigen sei ja Ukrainisch auch eine „sehr schöne Sprache“.

Der Eurovision Song Contest ist aus russischer Perspektive dieses Jahr eine hochpolitische Angelegenheit.
Eine Ukrainerin, die für Russland singt; das ist nach dem Gas-Streit im Januar ganz nach dem Geschmack des Kreml. Mit Anastasija kann man zeigen, dass Russland und die Ukraine zusammen gehören. Natürlich gibt es in Russland auch Nörgler, die von schlauer PR nichts verstehen. Haben wir nicht selbst genug gute Sängerinnen?, meinte eine Kommentatorin im russischen Kanal TV Zentr trotzig.


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