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In der Nacht auf Freitag randalierten meist russischstämmige Bürger in der estnischen Hauptstadt Tallinn (Foto: Newsru.com).
In der Nacht auf Freitag randalierten meist russischstämmige Bürger in der estnischen Hauptstadt Tallinn (Foto: Newsru.com).
Freitag, 27.04.2007

Tallinn brennt - Kalter Krieg, die Zweite?

Christian Jahn, Moskau. Während die USA einen sinnlosen Raketenschirm in Mitteleuropa planen, nutzt Moskau einen zweitrangigen Streit, um sich als Gegenpol zu USA und NATO zu positionieren.

Klipp und klar hat es der russische Präsident Wladimir Putin der Weltöffentlichkeit an den Kopf geworfen: Russland wird sich zukünftig nicht mehr an den KSE-Vertrag halten. Während sein Land die Rüstungsbeschränkungen eingehalten habe, tat die Nato dies nicht. Ja, ratifizierten die neuen NATO-Staaten den Vertrag nicht einmal. Und mit ihren Raketenplänen in Mittelosteuropa setzten die USA noch einen oben drauf.

Bei Russland-Aktuell
• Russland-Estland: Toter bei Ausschreitung um Denkmal (27.04.2007)
• Iwanow fordert zum Boykott estnischer Waren auf (03.04.2007)
• Denkmalstreit: Soldaten-Statue kommt weg aus Tallinn (13.02.2007)
• Estland: Minister sieht Russland als größte Bedrohung (06.12.2006)

Konflikt enflammt



Der seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wieder unabhängige Baltenstaat Estland befindet sich auf dem KSE-Vertragsgebiet und ist seit 2004 Mitglied der NATO. Und genau dort, an der Grenze zwischen Russland und dem aktiv expandierenden „Verteidigungsbündnis“, entflammt in der Nacht nach Putins Auftritt der schon lange schwelende, aber eigentlich zweitrangige Streit um ein Denkmal für gefallene Sowjetsoldaten.

Alles passt wie die Faust auf’s Auge und wirkt wie eine gute Inszenierung.

Dass nicht nur die mit Abwehrraketen rumfuchtelnden Spin doctors aus dem Weißen Haus in Washington ihr Handwerk beherrschen, sondern dass auch ihre russischen Kollegen, die so genannten „PolitTechnologi“, mit Streichholz und Lunte umgehen können, davon können die Länder an der Ostgrenze der NATO respektive der Westgrenze Russlands ein ängstliches Liedchen pfeifen.

Unwohlsein tief aus dem Magen


Selbst wenn es keine Inszenierung war: Der russischen Regierung kommt der Konflikt offenbar sehr gelegen. Sie nutzt ihn, um sich als unabhängige Weltmacht zu positionieren, die USA und NATO die Stirn bietet.

Und das wird unweigerlich ganz reale Folgen für die politischen Beziehungen zwischen Russland, der EU und den USA haben – Außenminister Sergej Lawrow hat Russland bereits in den Medien dazu verpflichtet.


Das Unwohlsein kommt tief aus dem Magen. Wer zumindest noch das Ende des Kalten Krieges bewusst mitbekommen hat, durchlebt gerade ein intensives Déjà vu.




(cj/.rufo/Moskau)


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